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Yugo Fešta: Jugoslawien-Nostalgie in Gries

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Am 15. Juni ging die von der KPÖ organisierte, traditionelle Yugo Fešta über die Bühne. Im Vorfeld hatte die Bewerbung des Festes für Kritik aus der Community bosnischer Kroaten gesorgt.

Die Bierbänke vor dem Volkshaus in der Lagergasse füllen sich am frühen Samstagnachmittag Stück für Stück. Erste Gäste holen sich eine Stärkung in Form von Grillfleisch. Sie sprechen hauptsächlich Kroatisch und Serbisch, ab und an dringt ein deutsches Wort durch. Die Yugo Fešta der KPÖ hat bereits Tradition, dieses Jahr fand sie zum vierten Mal statt. Motto der Veranstaltung ist alles rund um das Thema Jugoslawien-Nostalgie. Unter den Gästen sind neben Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien auch viele ÖsterreicherInnen und BesucherInnen mit anderer Nationalität. 

Brücken schlagen

Der kulturelle Austausch sei laut KPÖ-Stadträtin Elke Kahr auch die Hauptintention des Festes. “Wir wollen Brücken zwischen den Menschen schlagen und zeigen, dass jeder von uns mehr ist, als nur eine Nationalität”, erklärt Kahr. Anklang findet das Fest besonders bei ÖsterreicherInnen. Am Nebentisch spricht ein Besucher davon, dass er die Kultur des Balkans sehr spannend finde und das Fest die perfekte Möglichkeit sei, die Menschen besser kennenzulernen und sich auszutauschen.

Kontroverse Bewerbung

Für Diskussionsstoff sorgten im Vorfeld der Yugo Fešta jene Plakate, mit denen die Veranstaltung beworben wurde. Auf diesen ist unter anderem der rote Stern, das Symbol des Kommunismus und Sozialismus, zu sehen. Die bosnisch-kroatische Community zeigte sich darüber verärgert. Einige negative und beleidigende Kommentare auf Facebook sprachen von einer Respektlosigkeit, da unter diesem Symbol zu Zeiten des letzten Jugoslawienkrieges hunderte bosnische Kroaten vertrieben und ermordet worden seien. “Die kommunistischen und sozialistischen Grundgedanken haben damit nichts zu tun”, äußert sich Elke Kahr zu den Vorwürfen. Bereits voriges Jahr kritisierte die FPÖ die Werbeplakate des Festes. Damals war auf ihnen ein Bart, welcher jenem des sowjetischen Machthabers Josef Stalin ähnlich sah, abgebildet. Auf ihrer Homepage schrieb die FPÖ Graz unter anderem, es sei bedauerlich, dass eine Partei in der Menschenrechtsstadt Graz immer noch Figuren wie Tito und Stalin nachweine und den Extremismus in der Stadt salonfähig mache.

Plakate sorgten im Vorfeld des Festes für Kritik
Diese Plakate sorgten im Vorfeld des Festes für Kritik – Foto: Erik Derk

Wenig später kommen wir an einem der Tische mit dem 46-jährigen Mario R. ins Gespräch, der nicht mit vollem Namen genannt werden möchte. Mario R. stammt aus der bosnischen Stadt Bugojno und flüchtete als Jugendlicher nach Österreich. Auch er ist ein bosnischer Kroate und bekam den Ärger seiner Landsleute über die Plakate mit. “Ich kann es verstehen, dass es einige Menschen aufregt, das waren ekelhafte Verbrechen. Die Leute, die dieses Fest organisieren, haben aber nichts Böses im Sinn und man sollte sie dafür nicht angreifen”, meint der 46-Jährige. 

Bestbesuchte Auflage

Elke Kahr spricht indes auf Anfrage der Annenpost von der bis dato bestbesuchten Auflage der Yugo Fešta. Insgesamt seien heuer rund 2000 BesucherInnen dabei gewesen. Für musikalische Unterhaltung sorgten verschiedene Acts, unter anderem die Gruppe Sandala Orkestar, die 2015 auch schon beim Lendwirbel spielte. Highlight der Yugo Fešta war der Auftritt der legendären, in Sarajevo gegründeten Band Zabranjeno Pušenje. Die im Vorfeld geäußerte Kritik hatte keinen negativen Einfluss auf die Atmosphäre, die Menschen aßen, tranken und tanzten gemeinsam. “Soweit ich weiß, hat es jedes Jahr vor dem Fest solche Diskussionen gegeben, aber am Ende war Gott sei Dank immer alles gut”, sagt Mario R.

Waschechter Junge aus dem Annenviertel, sportbegeistert und Fan von allem, das mit Kaffee, gutem Essen und coolen Leuten zu tun hat.

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