"Idealismus ist zwar gut, aber man muss sich auch Grenzen setzen", meint Christian Sprung.

Neuer Leiter mit bekanntem Gesicht

Lesezeit: 3 Minuten

Das Büro der Nachbarschaften in der Kernstockgasse hat einen neuen Leiter. Nachdem Gunda Bachan ihre Tätigkeit als Vereinsobfrau zurückgelegt hatte, löste sich der Verein auf. Seit Kurzem steht fest, wer Bachans Nachfolger wird. Das Stadtlabor Graz übernimmt die Trägerschaft und betreibt den ehemaligen Verein als Projekt weiter. Dort beschäftigt man sich mit dem Thema „Smart City“ und geht der Frage auf den Grund, wie nachhaltiges Leben in Städten aussehen kann. Christian Sprung vom Stadtlabor Graz übernimmt die Leitung.

Christian Sprung hat Soziologie studiert und bereits während seines Studiums ein Praktikum im Büro der Nachbarschaften absolviert. Später fing er im Stadtlabor Graz an. Durch die Übernahme der Trägerschaft kam er jetzt wieder in das Büro der Nachbarschaften zurück. Die Annenpost traf ihn zum Interview.

AP: Du hast mit dem Stadtlabor Graz das Büro der Nachbarschaften übernommen. Was hat sich jetzt verändert?

Sprung: Da gibt es zwei Bereiche. Das Stadtlabor Graz hat die Trägerschaft für das Büro der Nachbarschaften übernommen. Der alte Verein von Gunda Bachan wurde aufgelöst. Das Büro der Nachbarschaften ist also jetzt ein Projekt des Stadtlabors. Das ist die eine Sache. Dann gibt es die vielen Projekte, die Gunda Bachan schon initiiert hat. Da war zum Beispiel die Workshopreihe „Von Nachbarn lernt man“ oder der Stammtisch, Nachhilfestunden und so weiter. Das alles wird beim Alten bleiben. Das möchte ich auch bewusst so. Gunda Bachan hat das alles aufgezogen, die Ideen sind gut, die Leute kennen das, deswegen sollte das beibehalten werden.

AP: Ist das Stadtlabor also die Hintergrundorganisation zum Büro der Nachbarschaften?

Sprung: Im Prinzip schon. Das Positive daran ist, dass so administrative Tätigkeiten nicht mehr auf einen zurückfallen, sondern aufgeteilt werden können. So bin ich eher in der Umsetzung von Projekten tätig. Das ist im Wesentlichen die scheinbar kleine, aber im Grunde große Veränderung für das Büro der Nachbarschaften. Früher musste Gunda Bachan all das allein bewältigen.

Vom Büro der Nachbarschaften zum Stadtlabor und wieder zurück. – Christian Sprung (rechts)
Vom Büro der Nachbarschaften zum Stadtlabor und wieder zurück. – Christian Sprung (rechts)

AP: Wie soll es finanziell  weitergehen?

Sprung: Ein Ziel ist es auf jeden Fall, das Projekt finanziell auf bessere Füße zu stellen. Das würde zum Beispiel im Rahmen eines EU-Projektes funktionieren.

AP: Wird das durch die Eingliederung in die Organisation des Stadtlabors leichter?

Sprung: Ja, auf jeden Fall. Das Stadtlabor Graz hat schon viele EU-Projekte durchgeführt. Da ist also das Know-how das nötige Know-How da.

AP: Muss man für diese Arbeit Idealist sein?

Sprung: Muss man. Idealismus ist zwar gut, aber man muss sich trotzdem seine persönlichen Grenzen setzen.

AP: Was ist deine Motivation für die Arbeit? Was möchtest du aus dem Projekt entwickeln?

Sprung: Für mich ist das Büro der Nachbarschaften ein Gemeinschaftsprojekt. Ich sehe mich in meiner Arbeit als Impulsgeber, der den Rahmen absteckt. Es ist wichtig, dass man auch erkennt, wie wertvoll so ein Ort sein kann, weil es einfach nicht viele solche Orte gibt. Orte, wo man die Möglichkeit hat, etwas frei zu gestalten und sich einzubringen.

AP: Auf welche Schwierigkeiten bereitest du dich vor?

Sprung: Eine große Herausforderung wird sicher sein, die Leute aus der Nachbarschaft zum Mitmachen zu motivieren, weil das Büro der Nachbarschaften auf ehrenamtlicher Arbeit aufbaut. Aufgrund der nicht unbedingt großen Basisfinanzierung der Stadt Graz sind wir darauf angewiesen, dass sich Leute ehrenamtlich engagieren. Die Größe und die Qualität des Projektes hängt davon ab, wieviele sich daran beteiligen.

"Idealismus ist zwar gut, aber man muss sich auch Grenzen setzen", meint Christian Sprung.
„Idealismus ist zwar gut, aber man muss sich Grenzen setzen“, meint Christian Sprung.

AP: Welches Ziel verfolgst du mit deiner Arbeit? Verständnis zwischen den Menschen herzustellen?

Sprung: Genau. Aber eigentlich geht es vielmehr darum, Akzeptanz zu erzeugen. Zu verstehen, dass man keine Angst vor jemandem haben muss, sobald man sich traut, die Leute anzusprechen und kennenzulernen. Diese Distanz zwischen den Menschen abzubauen ist aber nur möglich, wenn man aus alltäglichen Routinen auszubrechen versucht.

AP: Kann das Büro der Nachbarschaften überhaupt etwas nachhaltig verändern?

Sprung: Nachhaltig haben viele Projekte einfach Brüche von Routinen erzeugt. Das hat zu mehr Akzeptanz und Verständnis zwischen den Leuten hier geführt. Man kann es auch eine gewisse Art des nachbarschaftlichen Umgangs nennen. Das fängt allein schon beim Grüßen an. Was man noch verbessern kann ist, Projekte wie zum Beispiel das Nachbarschaftsfrühstück zum Selbstläufer zu machen und noch mehr Projekte entstehen zu lassen, die aus einer eigenen Motivation entstehen. Aus einer Idee, die ein Bewohner des Andräviertels und nicht das Büro der Nachbarschaften hat. Wenn das funktioniert, dann haben wir schon viel erreicht.

Fotos: Camilla Annabith

[box]Büro der Nachbarschaften

Kernstockgasse 20
8020 Graz

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr: 15:00 – 19:00 Uhr
Di: 15:00-18:00 Uhr
Do: 10:00 – 13:00 Uhr

Kontakt zu Christian Spung:  christian.sprung@stadtlaborgraz.at oder +43676 40 088 16[/box]

Seit Ende September gehör auch ich zu JPR13 und verstärke damit die "Oberösterreich-Fraktion", die den Studiengang dieses Jahr geflutet zu haben scheint ;-)
Kommend aus dem 1800 Seelen Dorf Piberbach bin ich jetzt in Graz gelandet und versuche mich als Blogger und PR-Mensch für die Annenpost (ach nee?). Wenn's der FH-Alltag mal zulässt, geht's ab auf die Tanzfläche - die Ballsaison ist fast immer vollständig verplant. Oberösterreich sieht mich in regelmäßigen Abständen immer wieder, zuhause wartet schließlich meine Familie (die mich mittlerweile schon Steirerbua nennt) inklusive meiner Golden Retriever Hündin auf mich. Da man ja noch träumen darf, stell ich mir meinen Traumberuf mal als Mix aus Schreiben, Moderieren, Organisieren von Events und Reisen vor. Apropos Reisen: Frankreich und Italien mag ich unglaublich gerne. Da würd ich allein wegen dem Essen schon hinziehen.

2 Comments

  1. Danke für den guten Beitrag! Freue mich schon auf die kommende Zeit und die neuen Herausforderungen.

    Hier ein Edit zu den Öffnungszeiten: Dienstag 15Uhr bis 18Uhr & Donnerstag 10Uhr bis 13Uhr. Ich freue mich auf dein/Ihr kommen!

    Bin unter christian.sprung@stadtlaborgraz.at oder unter +43676 40 088 16 erreichbar.

    Lieben Gruß, Christian

  2. Eine sehr, sehr einseitge und verzerrte Darstellung der Realität. Das Büro der Nachbarschaft hat seit seinem Bestehen mehr Unfrieden und Verdruss über die Nachbarn gebracht als es aktiv zu irgendeiner Lösung beigetragen hat. Ein Konzept das nur am Papier funktioniert und in seiner derzeitigen Form vollkommen entbehrlich ist.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

16 + dreizehn =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Zwei Tage Heidenspass!

Nächste Geschichte

Die Wege der Pedalritter

Letzter Post in VIERTEL(ER)LEBEN