Am 30. Mai feierte die Antidiskriminierungsstelle Steiermark ihren ersten Geburtstag. Obwohl es einige ähnliche Institutionen in Österreich gibt, war diese von Beginn an ein einzigartiges Projekt.
Anlässe zur Diskriminierung gibt es viele – zum Beispiel Sprache, sexuelle Orientierung oder politische Einstellung – aber die meisten Fälle finden im Bereich ethnischer und sozialer Herkunft, Religion und Geschlecht statt. Und wo geschieht diese Diskriminierung? Die Antwort ist für viele offensichtlich: im öffentlichen Raum und im Internet. 19,76 % aller Fälle von Diskriminierung finden jedoch bei Behörden statt – die Diskriminierung im Internet liegt bei 18,12 %.
Die Antidiskriminierungsstelle am Mariahilferplatz betreut Diskriminierungsfälle jeglicher Art. Im Jahr 2012 gab es 538 Anfragen, bei 425 intervenierte das Team der Stelle. Die anderen 113 Fälle wurden an Institutionen wie die Volksanwaltschaft, Gleichbehandlungsanwaltschaft oder an das Frauenservice weitergegeben, da die Antidiskriminierungsstelle gleichzeitig eine Clearingstelle ist. Das heißt, sie sind erster Ansprechpartner für Beschwerden und Probleme. Anliegen werden dann entweder an eine spezialisierte Stelle weiterverwiesen, oder die Antidiskriminierungsstelle behandelt das Anliegen selbst.
Als die Antidiskriminierungsstelle Steiermark letztes Jahr von der heutigen Leiterin Daniela Grabovac aufgebaut wurde, gab es keine vergleichbare Stelle in Österreich. Einzig in Oberösterreich und in der Stadt Salzburg gibt es ähnliche Stellen, allerdings sind diese ganz anders aufgebaut und bedienen andere Aufgabenbereiche.
Die gebürtige Kärntnerin Grabovac hat vor ihrer Zeit bei der Antidiskriminierungsstelle in Graz bei Helping Hands und der Antirassismushotline in Wien gearbeitet. Ein Praktikum für ihr JUS-Studium hat sie Zu Helping Hands Wien gebracht. Durch eigene Erfahrung mit Diskriminierung – ihre Mutter ist Slowenin, ihr Vater aus Bosnien – und einen besonderen Einstiegsfall, der sie sehr gefesselt hat, stand für sie fest, in diesem Bereich auch weiter zu arbeiten. Ihr erster Fall war ein Mann mit dunkler Hautfarbe, der in einem Lokal Michael Jackson’s Moonwalk tanzte. Der Wirt rief die Polizei, weil er ihn für verrückt hielt. Freitagnacht wurde er von der Exekutive in die Psychiatrie eingeliefert. Erst nach dem Wochenende befreite ihn die Patientenanwaltschaft aus der Anstalt. Mit dieser Geschichte wandte er sich an Helping Hands Wien und ließ sich auf einen Prozess ein.
Solche Fälle sind kein Einzelschicksal. Durch einen Vorfall in einem Grazer Bus hat die Antidiskriminierungsstelle gemeinsam mit den Holding Graz Linien daher eine Kampagne ins Leben gerufen. „Zeig dein Gesicht – gegen Diskriminierung!“ Ein unschöner Vorfall führte zu dieser Aktion. Eine Frau türkischer Herkunft stieg in einen Bus ein und wurde von einer anderen Frau heftig verbal attackiert und bedroht. Obwohl im Bus niemand ein Wort sagte, sind zwei Frauen mit ihr ausgestiegen und wollten helfen, falls die aggressive Dame nachkommen sollte. „Einfach der betroffenen Person die Solidarität mitteilen, das ist schon mal ganz viel wert. Sonst glauben die Betroffenen, sie sind ganz allein, und es finden alle ok“, so Grabovac. Man muss also nicht dazwischen gehen um zu helfen. Dennoch ist klar, dass auch im Nachhinein Solidarität zu zeigen mehr wert ist als bloß wegzuschauen. Aus diesem Grund gibt es jetzt diese Kampagne. Seit 15. Juni fährt ein Bus durch Graz, an dem Fotos von Menschen zu sehen sind, die ihr Gesicht gegen Diskriminierung zeigen. Mit dabei sind unter anderem Klaus Eberhartinger, Mario Haas, Pia Hierzegger, Marion Mitterhammer, Uwe Kröger, Willi Gabalier, sowie die gesamte Mannschaft des SK Sturm Graz.
Fälle wie dieser zeigen, wie wichtig eine derartige Stelle ist. Menschen, die entwürdigend behandelt werden, haben seit einem Jahr die Chance, wirklich etwas dagegen zu tun. Daniela Grabovac und ihr Team stehen jeder Art von Diskriminierung mit einem offenen Ohr und Hilfe zur Seite. „Komm zu uns. Diskriminierungen sind ist nicht hinzunehmen. Man darf sich aufgrund eines derartigen vorfalls keinesfalls selbst in Frage stellen. Und man muss unbedingt mit jemandem darüber sprechen“, rät Daniela Grabovac jeder betroffenen Person.