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Heiße Maroni? Heiße Maier!

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Gerhard Schefzik steht in seiner Hütte und dreht Zeitungspapier zu Stanitzel. Dafür hat er eine eigene Technik entwickelt, durch die er in Sekundenschnelle wohlgeformte Tüten herstellt. Damit beschäftigt er sich er aber nur, wenn am Stand gerade nichts los ist, denn eigentlich verkauft er an der Erzherzog-Johann-Brücke Maroni.

Seit nunmehr 14 Jahren gehört Herr Schefzik zu den vielen „Standlern“, die von 15. September, dem Beginn der Haupterntezeit, bis Mitte März in Graz Kastanien anbieten. Gerhard Schefzik macht das aus einem einfachen Grund: „Weil ich in Pension bin und sonst nichts zu tun hätte. So habe im Winter eine Aufgabe“, erzählt er, während er an eine junge Mutter eine Portion Maroni verkauft. Vor dieser Tätigkeit war er beim Österreichischen Bundesheer, nun ist er bei der Firma Maronessa, die an mehreren Orten in Graz ihre Verkaufsstandorte hat, angestellt. „Die Chefin teilt ein, wo ich stehe.“

Gerhard Schefzik vor seinem Maroni-Stand

Seine Kunden, sagt er, seien bunt gemischt und erklärt stolz: „Sogar der Herr Bürgermeister kommt!“ Es gäbe aber gewisse Zeiten, zu denen mehr Betrieb herrscht, als zu anderen: Wenn die Geschäfte zusperren oder zur Mittagszeit, sei deutlich mehr Nachfrage. Auf besondere Wünsche geht Herr Schefzik gerne ein, so ist er beispielsweise auch bereit, rohe Maroni zu verkaufen, die sich der Kunde zu Hause selbst brät. „Aber nur wenn er mich ganz lieb bittet.“

 

Gerhard Schefzik arbeitet gerne als Maroni-Verkäufer, besondere Tricks für´s Braten gäbe es aber keine: „Das ist individuell. Jede der 23 Sorten, die es an Maroni gibt, ist beim Braten und auch im Geschmack unterschiedlich. Manche Sorten brauchen bis zu zehn Minuten länger bis sie durch sind“, erklärt er, nimmt eine Ladung heißer Kastanien vom Ofen und leert sie in die Schütte, in der er sie warm hält, bis sie verkauft werden.

 

Viele Kunden würden auch besonderes Interesse zeigen und wissen wollen, woher die „unglaublich großen und guten Maroni“ denn kommen. Darüber gibt Gerhard Schefzik gerne und immer mit einem freundlichen Lächeln Auskunft. Auch mit verärgerten Kunden habe er schon so manche Erfahrung gemacht, „aber die sind in der Minderheit“. Besonderen Wert legt Gerhard Schefzik auf das Angebot, jede ungenießbare Maroni gegen eine genießbare einzutauschen: „Da wird dieses Problem schon im Keim erstickt.“

 

Mit dem Vorwurf, dass die Maroni von Jahr zu Jahr teurer werden und auch heuer der Preis im Vergleich zum Vorjahr von 2,20 € auf 2,50 € pro Viertelliter-Tüte angehoben worden ist, sieht sich der rüstige Pensionist öfter konfrontiert. Dazu erklärt er dann gelassen, dies liege daran, dass die italienische Firma, von der „Maronessa“ die Rohware bezieht, den Einkaufspreis um mehr als 30 Prozent erhöht habe. Grund dafür sei die schlechte Ernte, unter der die Maroni-Bauern wegen der Wetterkapriolen leiden, so seine Chefin, Cvetka Stockinger, die am Eisernen Tor verkauft.

 

Eine andere neue Vorschrift, die seit heuer für alle Maroni-Verkäufer gilt, hält Schefzik für „schwachsinnig“: Das Straßenamt hat angeordnet, dass an jedem Ofen ein Absperrgitter angebracht werden muss, um unter anderem zu verhindern, dass sich Kinder verbrennen. „Seit dreißig Jahren ist nichts passiert. Eltern müssen ihre Kinder im Griff haben!“, meint der Verkäufer kopfschüttelnd.

 

Vom Klischee des „Heiße Maroni“- rufenden Standlers hält er nicht viel: „Das mache ich nicht, weil das lächerlich ist. Manchmal, wenn ein anderer ,Heiße Maroni‘ schreit, schrei´ ich  ,Heiße Maier‘ zurück. Dann schaut der ganz verdutzt.“

Raphaela Oßberger aus Stainach studiert Journalismus und PR in Graz. Auf den Geschmack gebracht hat sie der ORF. Eine Reportage über die „Junior Company“ in ihrem Gymnasium begeisterte sie so sehr, dass sie den Entschluss gefasst hat, nach Graz zu kommen. Wie es sich für eine Ennstalerin gehört, liebt die 19-jährige den Schnee. Egal ob Skifahren oder Skitouren - sie ist dabei. Die Ausbildung zur Skilehrerin hat sie deswegen auch schon mit 17 Jahren gemacht. Ihre Ferien im Winter verbringt sie deswegen mit Kindern zwischen 3 und 6, denen sie das Skifahren beibringt. Wen wundert es da, dass es sie für ein Auslandssemester in den hohen Norden zieht.

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