4 Chöre im Porträt: Welcher ist der richtige für dich?

In der Weihnachtszeit fällt alleine sein oft schwer. Aktivitäten wie gemeinsames Singen können dabei helfen, sich verbunden zu fühlen. Wir stellen dir deshalb vier Chöre vor, damit du den passenden für dich leichter finden kannst. 

Autorinnen: Tina Traussnigg und Alina Dorn

Die Adventszeit ist voll im Gange und gerade vor Weihnachten wird Gemeinschaft noch wichtiger als sonst. Manchen Menschen fehlt jedoch das Gefühl der Zugehörigkeit. Wieso also nicht einem Chor beitreten? Wir haben den Reininghaus-Chor, den Regenbogenchor und den Annenviertler Chor zur Rettung der Welt sowie den Grrrls-Chor besucht. Um einen guten Einblick in die Grazer Chorwelt zu schaffen, wählten wir Chöre, die sich vor allem in Zielgruppe und Schwierigkeitsgrad unterscheiden: beginnend bei lockerem Mitsingen bis hin zu ambitionierter Chorarbeit. 

Der Reininghaus-Chor: Ein geglücktes Projekt

Zwischen den Betonwänden erklingen die Instrumente, Stimmen erheben sich und der Raum füllt sich mit frischen Klängen. Die Reininghauser Chorprobe hat begonnen. Pauline Urban gründete den Chor im Herbst 2022, doch nachdem die damalige Chorleiterin schnell wieder aufhörte, belebte sie ihr Herzensprojekt mit Chorleiter Valentin Franz vor einem Jahr neu.  

Der Chor zählt heute 32 fixe Mitglieder. Das jüngste ist 25 Jahre alt, das älteste über 70. “Wir sind so ein bunter Haufen. Wir sind so individuell und trotzdem eine Einheit”, schildert Pauline. Die Gruppe ist vielfältig und ebenso das Repertoire. Es umfasst klassische und geistliche Chormusik, wie auch Volkslieder, Weltmusik, den ein oder anderen Popsong und auch südafrikanisches Zulu mit einstudierter Choreografie. Chorleiter Franz erstellt das Programm, es gibt aber auch eine Wunschliste für Vorschläge. Um alle Lieder zu meistern, wird jeden Mittwoch von 19 bis 20:30 Uhr in der Tennenmälzerei, UNESCO-Esplanade 9, geprobt. 

Der Chor hatte schon einige Auftritte seit seiner Gründung und dank eines Arrangements mit dem Citypark wird dort jedes Jahr zur Weihnachtszeit gesungen. Zudem veranstalten die Chormitglieder ein Weihnachtskonzert in Reininghaus am 17. Dezember 2025 – wer kommen will, um sich ein Bild zu machen: Tennenmälzerei Reininghaus, UNESCO-Esplanade 9 um 19 Uhr. Interessierte können aber auch zwei Mal in eine Probe hineinschnuppern, denn laut Pauline soll sich jeder wirklich wohlfühlen. Danach findet ein Stimmen-Check allein mit dem Chorleiter statt und ein jährlicher Mitgliedsbeitrag wird fällig. 

In Zukunft wünscht sich Pauline, noch mehr Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen und vor allem miteinander zu wachsen. „Also mein Chorleitsatz ist: Klang verbindet, Gemeinschaft stärkt“, so die Obfrau.

Der Reininghaus-Chor beim Proben – Foto: Edeltrud Taschner

Der Regenbogenchor: Starke Stimmen und gute Botschaften

Liebevolle Begrüßungen und motivierte Gesichter: Das ist unser erster Eindruck vom Regenbogenchor. Gegründet wurde der Chor ursprünglich als Projekt im Rahmen des CSD-Gottesdienstes 2021. Viele Chöre lösten sich während der Pandemie auf, der Regenbogenchor findet dort seinen Ursprung. Insgesamt singen bereits über 30 Menschen regelmäßig mit und besuchen jeden Sonntag die Proben im SPÖ-Pavillon in der Volksgartenstraße 11. Im Gegensatz zu den meisten Chören kommen hier jedoch eher jüngere Generationen zusammen. Das spiegelt sich teilweise auch in der Auswahl der Songs wider. Gesungen wird viel Popmusik und moderne Lieder, aber auch klassische Kompositionen und Gospels. 

Der Regenbogenchor tritt mehrmals im Jahr auf – immer beim Grazer CSD-Parkfest oder auch bei einem eigenen Konzert. Um der Gemeinschaft beizutreten, lädt er ein, bei einer Probe mitzumachen. Der Chor finanziert sich selbst, wodurch nach dem Einstieg monatlich ein Mitgliedsbeitrag zu bezahlen ist. Spaß stehe an erster Stelle, meint Chorleiterin Željka Hrestak, genauso fanden viele Mitglieder neue Freundschaften und Beziehungen. „Eine Begegnung im Chor führte sogar zu einer Hochzeit“ , erzählte ein Mitglied.

Der Fakt, dass der Chor aus einer queeren Initiative entsprungen ist, verleiht ihm den Namen, jedoch spielt die Sexualität innerhalb der Gruppe keine Rolle. „Dass man motiviert ist, gerne kommt und auch anderen Menschen mit Offenheit und Toleranz begegnet, ist wichtiger als ein sauberer Ton oder ein perfekt gesungener Part”, betont die Chorleiterin.

Der Regenbogenchor bei einem seiner Auftritte – Foto: Regenbogenchor.at 

Der Annenviertler Chor zur Rettung der Welt: Die Gesangsgruppe für alle

Wer am Mittwochabend beim Annenviertler Büro zur Rettung der Welt in der Annenstraße vorbeispaziert, hört viel Gesang und gute Laune durch das Schaufenster dringen. Seit zwei Jahren trifft sich der Annenviertler Chor zur Rettung der Welt regelmäßig einmal im Monat mittwochs, um als Gemeinschaft für den Frieden und für die Fröhlichkeit zu singen. Den genauen Termin veröffentlicht die Annenviertel-Website. Immer ab 17 Uhr ist jeder herzlich eingeladen, musikalische Vorkenntnisse sind nicht nötig. Dass Musik positive Inhalte und Geschichten erzählt, macht sich der Chor zunutze. „Frieden ist etwas Wichtiges, Singen ist etwas Wichtiges, das sind unsere zwei Motivationen“, erzählt der Veranstalter Jörg Pongratz. Zusammen mit seiner Kollegin Gudrun Reimerth organisiert und leitet er die offene Singgruppe. 

Meistens besuchen 10 bis 15 Leute das Treffen, wobei vermehrt ältere Generationen teilnehmen. „Es passiert auch, dass die Leute mit Kindern kommen. Dann singen wir spontan Kinderlieder“, berichtet Pongratz. Das eigentlich vorgefertigte Repertoire besteht aus 20 Friedensliedern in unterschiedlichen Sprachen, von Deutsch bis hin zu Hebräisch. Auch bekannte Lieder wie „Bella Ciao“ oder „Blowin’ In The Wind“ sind enthalten. „Und manchmal nimmt man das Handy her und hat dort dann den Text. Diese Spontanität gibt es auch”, schildert der Veranstalter.

Für viele Menschen sei Musik auch ein Ventil, erklärt Pongratz, denn „ob es Religionen, Völker oder Dörfer sind, das Singen ist ganz wichtig“. Bei dem Annenviertler Chor treffen immer wieder alte und auch neue Gesichter aufeinander. Dadurch werden auch die ein oder anderen Freundschaften geschlossen. Im Großen und Ganzen „kommen die Menschen für die Gemeinschaft zum gemeinsamen Singen“, wie Pongratz hinzufügt. „Das ist der Unterschied zu professionellen Chören, wo man die Stimmen perfektioniert. Das tun wir nicht.“ 

Der Chor zur Rettung der Welt lädt ein Mal pro Monat zum Mitsingen ein – Foto: Tina Traussnigg

Der Grrrls-Chor: Von einer Idee zur Professionalität

Der Grrrls-Chor erhebt seine Stimmen für starke Frauen, queer-feministische Ideale und gegen patriarchale Gewalt. Die Mitglieder singen für eine bessere Welt sowie eine positive Veränderung. Die Idee für den Chor entstand, als die beiden Gründerinnen Regina Schwarzl und Hanna Gerhardt zusammen in einem Bürgerinnen-Bühnenstück im Schauspielhaus Erfahrungen im gemeinsamen Singen sammelten. „Die Grazer Chorlandschaft war nicht das, was uns zugesagt hat. Es gab viele traditionelle Chöre, die Kirchen- oder Volkslieder sangen. Wir wollten etwas anderes”, erläutert Regina. Fünf Jahre später zählt der Chor rund 40 aktive Mitglieder, wobei die Altersspanne von 17 bis 60 Jahren reicht. 

Das Repertoire umfasst Genres von Pop, Rock bis hin zu Indie. Gesungen werde jedoch nichts Frauenfeindliches oder Konservatives, berichtet Hanna. Im Mittelpunkt stehen Protestsongs, wie „Cancion sin miedo“, der sich gegen Femizide richtet. Eine Besonderheit des Chors sind allerdings die eigenen Kompositionen, die in Auftrag gegeben werden. Zum Proben trifft sich die Gruppe immer dienstags für zwei Stunden bei der Alten Technik, unterstützt von der Chorleiterin Jeeyoung Yoo. Neben vielen Aufführungen, etwa im Annenviertel, wirkt der Chor seit 2024 zusätzlich auch bei Theaterproduktionen mit.

Aufgrund der hohen Beitrittsnachfrage gibt es eine Warteliste. Um Interessierte kennenzulernen, findet dennoch jedes Jahr eine offene Probe zum Mitsingen statt. Die Chorleitung beobachtet schließlich, wo es eventuelle Lücken in den Stimmlagen gibt und wer diese ausfüllen könnte. Heuer verlangt es erstmals einen Unkostenbeitrag, da es „einige Umwälzungen im Förderwesen von Kunst und Kultur gab“, wie Regina erklärt. Ihr Wunsch für die Zukunft? Wieder mehr Fördermöglichkeiten und „ein abendfüllendes Programm, das ein großes Publikum anzieht, wäre schön. Ebenso, dass alle Mitglieder merken, wie gut sie sind und sich noch mehr zutrauen.”

Der Grrrls-Chor wirkt sogar bei Theaterproduktionen mit – Foto: Hanna Gerhardt

Titelbild: Der Reininghaus-Chor bei der Probe – Foto: Edeltrud Taschner