Die Küchengehilf:innen Meral Khan und Naile Kya stehen in der Küche und lächeln in die Kamera.

plauderBar: Internationale Kultur für kleines Budget

Lesezeit: 3 Minuten

In der plauderBar treffen sich seit bald 40 Jahren Migrant:innen und Viertelbewohner: innen zum Mittagstisch. Gekocht wird interkulturell – bei sehr günstigen Preisen. 

Autor:innen: Matea Kostron, Franziska Küer, Elisa Lerch

Die plauderBar ist ein Projekt von ISOP – das Kürzel steht für “Innovative Sozialprojekte” –, einer Institution in der Dreihackengasse , die seit Jahrzehnten Menschen mit und ohne Migrationsbiografie unterstützt und auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Das Team von ISOP bietet für seine rund 5000 Klient:innen Projekte im Bereich der Jugendarbeit oder der Bildung an Sprachkurse ebenso wie psychosoziale Begleitung. Ich sage bewusst: Menschen mit Migrationsbiografie“, erklärt Robert Reithofer, Mitgründer und Geschäftsführer der Einrichtung bei einem Gespräch in der plauderBar. „Die ethnische Zuschreibung, der Migrationshintergrund, kann auch im Hintergrund bleiben. Es geht nicht darum, woher jemand kommt, sondern, dass er ein Recht auf Arbeit hat.“ 

Drastische Kürzungen

Bisher wurde die ISOP von der Stadt Graz, anderen Gemeinden, dem Land Steiermark und von Ministerien finanziert. Doch seit die blau-schwarze Landesregierung Anfang Juli die Streichung von 2,5 Millionen an Fördergeldern für rund 40 Organisationen beschloss, ist auch die Zukunft von ISOP schwieriger geworden. Wie geht man mit dieser Herausforderung um? “Wenn ich darauf eine Antwort hätte“, antwortet Reithofer. Es werde viele Umstrukturierungen geben müssen, notfalls sogar Entlassungen. Trotz dieser neuen Hindernisse und der ungewissen Zukunft bleibt das ISOP-Team motiviert. Auch die Mitarbeiter:innen der plauderBar machen das Beste aus der akteullen Situation. „Dass die plauderBar so gut funktioniert, liegt vor allem daran, dass wir so gute Kollegen wie ihn hier haben“, sagt Reithofer mit einer ausladenden Geste Richtung Küche.

Küche als Therapie

Küchenchef Hamzeh Hasan sitzt in der plauderBar und spricht über seine Erfahrungen.
Küchenchef Hamzeh Hasan arbeitet seit vier Jahren in der plauderBar. – Foto: Matea Kostron

Hamzeh ist seit vier Jahren passionierter Küchenchef der plauderBar. Ursprünglich kommt er aus Palästina, seit zehn Jahren lebt er in Österreich. Durch einen Zufall erfuhr er von der offenen Stelle und entschied sich kurzerhand, hier anzufangen. “Kein Tag ist wie der andere”, sagt er über seine Arbeit. “Ich genieße jeden Moment, weil hier Menschen sind, die wirklich Unterstützung brauchen.“ Das Küchenteam ist täglich von 7 Uhr bis 15 Uhr im Einsatz. Neben dem alltäglichen Arbeiten in der plauderBar bereiten die Mitarbeiter:innen auch Essen für die Caritas sowie Caterings zu. 

Dieser Ort strahle eine besonders gute Energie aus, erzählen dann noch die beiden Küchengehilf:innen Meral Khan und Naile Kya. „Wir kommen hierher und es fühlt sich an wie Therapie.“ Die Zeiten davor seien schwer gewesen für die beiden türkischen Frauen. Arbeitsalltag mit drei Kindern? Im Gastro-Alltag nahezu unmöglich. Die Küche bei ISOP bietet nicht nur einen Arbeitsplatz mit “passenden” Arbeitszeiten, so Meral Khan, sondern zudem die Möglichkeit, die eigenen Deutschkenntnisse zu verbessern. Für sie sind mit der Arbeit mittlerweile auch echte Freundschaften verknüpft. Und man könne in diverse kulinarische Kulturen eintauchen: Das heutige Tagesgericht? Sarma, gefüllte Weinblätter, die typisch für die türkische Küche sind.

Die plauderBar als Viertel-Treff

Sarma, gefüllte Weinblätter, die typisch für die türkische Küche sind.
Ein Gericht, das verbindet: Mit jedem gefüllten Weinblatt ein Stück gelebte Vielfalt. Foto: Matea Kostron

Nicht nur Mitarbeiter:innen sind begeistert vom Konzept, auch Stammkunden:innen sind überzeugt: „Die Küche kriegt von mir einen Einser“, sagt ein Stammgast mit breitem Grinsen im Gesicht. Auf seinem Teller liegen gefüllte Weinblätter und Salzkartoffeln in einer Joghurtsauce. 5,10 € kostet hier eine kleine Hauptspeise – ein leistbarer Preis in Zeiten der Inflation. Fünf Bewohner:Innen des Betreuten Wohnens der Caritas in der Elisabethinergasse besuchen wochentags die plauderBar. Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Sie sind sich einig: Alternativen wie Essen auf Rädern wären zu teuer. 

Genau aus diesem Grund sieht sich der Geschäftsführer in der Pflicht, das Projekt auch unter schwierigen finanziellen Umständen weiterlaufen zu lassen. Was die Zukunft bringt, sei ungewiss – jedoch gäbe es noch genügend Hoffnung, sagt Reithofer: Jährlich im Oktober finde eine Reevaluierung der Finanzierung des  AMS und des Landes Steiermark statt. “Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um möglichst alle Projekte weiter finanzieren zu können”.

Titelbild: Die Küchengehilf:innen Meral Khan und Naile Kya stehen in der Küche und lächeln in die Kamera. Foto: Matea Kostron

Infobox

ISOP und das Forum Stadtpark veranstalten vom 16. bis zum 18. Oktober 2025 die fünften transnationalen Grazer Literaturtage “Weltwortreisende”. Am 16. Oktober um 19:00 Uhr  findet in der Dreihackengasse 2 der Auftakt “Alte Heimat, Neue Heimat” mit Lesungen von Sulaiman Addonia, Radna Fabias und Volha Hapeyeva statt. 

 

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

drei × zwei =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Podcast als Sprachrohr für Zeitzeug:innen

Nächste Geschichte

Galerie Papst: Kunst gegen Leerstand

Letzter Post in SOZIALES