So grün kann wohnen sein

„So grün kann Wohnen sein“

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Lesezeit: 2 Minuten

Von Cheyenne Schröfl

Ein grünes Wohnparadies in Graz. So bewirbt die Gemeinnützige Alpenländische Gesellschaft für Wohnungsbau und Siedlungswesen (GWS) ihr neuestes Projekt: den Lendpark. Seit Mai 2025 sind die ersten Wohnungen bezugsbereit. Doch wie viel Substanz hat die grüne Vision? Ein Blick auf Zielgruppen, Umsetzung und den Immobilienmarkt.

Es war Sonntagabend, als diese Recherche begann – mit einem simplen Link im Uni-Chat. Klick. Auf den ersten Blick: Der Lendpark – nur ein weiteres Neubauprojekt in einem dynamisch wachsenden Stadtteil. Die minimalistisch gestaltete Website warb mit großen Visionen: „Grünes Wohnen zu fairen Preisen“, „eine neue Stadtlandschaft“, „Natur in der Architektur fortgesetzt“. Die Frage drängte sich auf: Was steckt wirklich hinter diesem urbanen Zukunftsversprechen?

Der Lendpark – Was ist das?

Seit 2020 entsteht in der Lastenstraße ein Wohnkomplex, der modernen Wohnraum mit naturnahen Konzepten verbinden soll. Laut Projektträger GWS sind Urban Gardening, begrünte Fassaden, Co-Working-Flächen und ein „Naschgarten“ zentrale Elemente. Seit Mai 2025 sind die ersten Wohnungen bezugsbereit.

Die GWS erklärt auf Anfrage, man wolle „urbanes Leben, Nachhaltigkeit und soziale Durchmischung“ vereinen. Es gehe um hohe Aufenthaltsqualität und klimaresiliente Bauweise. Ansprechpartner Georg Veit betont: „Ein typisches GWS-Wohnkonzept mit Zukunft.“

Auf der offiziellen Website des Lendparks wird behauptet, ein bestehender „Park“ sei architektonisch weitergeführt worden. Veit relativiert diese Aussage jedoch: Vor dem Bau befanden sich auf dem Gelände lediglich ein Parkplatz und eine kleine, unbebaute Grünfläche, also kein „Park“ im herkömmlichen Sinne.

Mehr Grün statt Grau

Das Thema Bodenversiegelung ist in Graz besonders brisant und verändert somit auch die Ansprüche an die Architekturszene. Zwischen 2012 und 2022 wurden laut KPÖ-Graz rund 121 Hektar Boden neu versiegelt. Im Bezirk Lend liegt der Versiegelungsgrad bei rund 55 Prozent: ein Spitzenwert im Vergleich zum städtischen Durchschnitt von 24 Prozent.

Um dem gegenzusteuern führte die Stadt im Juli 2023 den sogenannten Grünflächenfaktor ein: Neubauten mit mehr als zwei Vollgeschossen müssen mindestens 60 % der Fläche unversiegelt oder wirksam begrünt werden.

Der Lendpark? Der erfüllt diese Vorschriften allerdings nicht – und muss es auch nicht. Denn zum Zeitpunkt der Einreichung des Bauplans war die Berechnung des Grünflächenfaktors noch nicht verbindlich. Dennoch sieht Projektsprecher Veit einen klaren Unterschied und Zukunftsfortschritt zu anderen Bauprojekten: „Das Dachgartenband erstreckt sich vom Erdgeschoss bis ins 5. Obergeschoss, außerdem gibt es Grüninseln im Innenhof und sogar eine Fassadenbegrünung ist in der Entstehung.“ Man wolle grünes Wohnen als Standard integrieren.

Grünes Wohnen zu fairen Preisen?

Das zentrale Versprechen des Lendparks: Grünes Wohnen zu fairen Preisen. Aber wie fair sind sie wirklich?

Eine Beispielwohnung der Website: 62 m² für rund 223.000 €. as ergibt etwa 3.600 € pro Quadratmeter. Damit liegt der Preis deutlich unter dem aktuellen Grazer Durchschnitt von rund 4.700 €/m². 

Die GWS betont das Ziel sozialer Durchmischung und nennt als Zielgruppen für den Lendpark, unter anderem Senior:innen, Student:innen oder Alleinstehende. Gleichzeitig bleibt der Erwerb von Wohneigentum für viele jedoch eine Herausforderung:

Laut dem Bericht „Wohnen 2024“ der Statistik Austria lebt knapp die Hälfte der österreichischen Haushalte im Eigentum. Doch bereits 2021 zeigte eine Analyse: Fast jeder zweite Haushalt besitzt zwar Eigentum, 39 % sind jedoch auf Fremdfinanzierung angewiesen und können die Kosten demnach nicht ohne Kredit decken. Mit einem durchschnittlichen Nettohaushaltseinkommen von 48.303 € pro Jahr wird der Erwerb von Wohneigentum für Österreicher:innen zunehmend zur Hürde.

Deshalb setzt der Lendpark zudem auf flexible Wohnmodelle wie Miete mit Kaufoption, um den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern und die Vielfalt zu fördern. Der Lendpark will vieles zugleich sein: ökologisch, leistbar, zukunftsorientiert. Viele seiner Versprechen werden tatsächlich umgesetzt. Ein Projekt, das zeigt, dass nachhaltiger Wohnbau in der Stadt kein Luxus bleiben muss. 

Titelbild: Neues Wohnprojekt am Lendpark. – Foto: Cheyenne Schröfl

Hallo, ich bin Isabella und JPR-Studentin, Annenpost-Schreiberin, leidenschaftliche Schokomuffin-Verschmauserin, aber sicher auch Feministin. Immer auf der Suche nach lustigen Wortspielen, der sogenannten Subkultur und einem Namen für die nächste Playlist.

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