Der BC Smash Graz möchte ab Herbst sein Para-Badminton-Angebot ausbauen. Zum Kennenlernen der Sportart und zum Abbauen von Unsicherheiten veranstaltete der Verein zusammen mit dem Staatsmeister ein Schnuppertraining.
Die ASKÖ-Halle im Herzen von Eggenberg füllt sich mit begeisterten Badmintonspieler:innen. Viermal pro Woche findet hier das Training des Badminton Clubs (BC) Smash Graz statt. Doch heute steht ein besonderes Training an, denn die Jugendlichen und Erwachsenen bekommen einen Einblick in die Welt des Para-Badminton. Daniel Kontsch, ehemaliger Paraclimber und Para-Badminton-Staatsmeister im Doppel, hat bereits im vergangenen Jahr beim Abschlussturnier des BC Smash Graz mitgespielt. Dafür haben sie das Spielfeld angepasst, damit ein Spiel gegen gehende Spieler:innen fair ist.
Durch eigenes Ausprobieren lernen die gehenden Spieler:innen, wie man sich im Sportrollstuhl fortbewegt und gleichzeitig den Ball über das aufgespannte Netz schlägt.
Perspektivenwechsel zum Abbau von Barrieren
„Wir haben uns gedacht, dass es schwierig ist, Rollstuhlfahrende direkt ins Vereinstraining mitzunehmen, wenn viele Kinder nicht wissen, wie man mit ihnen umgeht. Muss man vorsichtig spielen – sie fordern?”, erklärt Britta Rudolf, Trainerin des BC Smash Graz, während des Schnuppertrainings. Daraus ist folglich die Idee entstanden, eine Veranstaltung zu organisieren, bei der jede:r selbst im Rollstuhl Platz nehmen und ausprobieren darf. Nun sitzen die gehenden Vereinsmitglieder zum ersten Mal im Sportrollstuhl und fragen direkt nach, wie man rückwärts fährt oder sich mit Schläger in der Hand fortbewegt. „Zurückschieben ist im Rolli sogar noch schwerer als im Auto”, scherzt ein Vereinsmitglied, während er versucht, den Federball zurück über das Netz zu befördern.

Neuer Para-Badminton-Stützpunkt
Aktuell trainiert Rudolf die beiden Para-Athleten Johann Färrer und Daniel Kontsch im Raiffeisen Sportpark. Ab Herbst soll das Para-Badminton-Angebot ausgeweitet werden und Graz mit regelmäßigen Trainings zu einem offiziellen Stützpunkt des Sports werden. Färrer und Kontsch nahmen am 21. Juni an den diesjährigen Para-Badminton-Staatsmeisterschaften in Innsbruck teil. Gemeinsam holten sie im Doppel den Titel. Johann Färrer konnte sich schließlich auch im Einzelbewerb durchsetzen. Die Staatsmeisterschaft im Para-Badminton fand dieses Jahr zum ersten Mal im Rahmen der Sport Austria Finals statt und so wurde ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion im Sport gesetzt. Knapp 7000 Athlet:innen traten in 37 Sportarten bei dem Event in Innsbruck an.
Um Fairness zu erzeugen, gibt es sechs verschiedene Spielkategorien, abhängig von der Art der Behinderung. Rollstuhlfahrer:innen verwenden beispielsweise nur das halbe Spielfeld von Gehenden. Rund um das Netz gibt es zusätzlich einen Out-Bereich, da dieser mit dem Rollstuhl nur schwer in kurzer Zeit erreichbar ist.Auch weltweit hat sich Para-Badminton in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. So berichtet Rudolf, dass sie die Sportart vor einigen Jahren noch oft als ein lockeres Hin und Her erlebt hat. Mittlerweile ist es eine ernstzunehmende Disziplin und es gibt eigene Turniere und eine eigene Para-Badminton-Liste. 2021 war sie erstmals bei den Olympischen Spielen in Tokio. Wie sich der Stützpunkt Graz fortentwickelt, hängt schließlich vom Interesse seitens der Athlet:innen ab.
Badminton als Radsportart
Der Badmintonverein Smash Graz wurde vor 20 Jahren von Hobbyspieler:innen gegründet und trainiert viermal pro Woche in der Askö-Halle. Im Verein spielen aktuell rund 45 Kinder und Jugendliche, die von sechs Trainer:innen gecoacht werden. Aktuell wird in der zweiten Bundesliga gespielt. Trotz Randsportart erhält der Verein regen Zuspruch von Schulen. Zum ersten Kennenlernen werden beispielsweise während der Sommerferien Kurse organisiert. Zusätzlich gibt es auch immer mehr Anfragen von Erwachsenen, die jedoch auf eine aktuelle Problematik hinweisen. „Es gibt in Graz nur eine kommerzielle Halle”, erzählt Rudolf. Viele Personen, die privat Badminton oder Federball spielen wollen, müssen schließlich hohe Summen zahlen. Der Verein muss folglich abwägen, ob sich Personen nur bewerben, weil eine Mitgliedschaft günstiger ist, als Plätze zu mieten, oder ob die Bereitschaft da ist, sich aktiv im Verein zu engagieren.
Titelbild: Gruppenbild von der Schnupperstunde im Para-Badminton – Foto: Anna Fiala