Zerbrochenes Glas des Vereinslokales
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Homophobie: Vandalismus in der Annenstraße

in POLITIK & WIRTSCHAFT/SOZIALES von

Eingeschlagene Fensterscheiben vor Regenbogenvitrinen – Wie die RosaLila PantherInnen noch immer regelmäßig mit Hass konfrontiert werden und wie sie dagegen ankämpfen. Mit ihrem neuen Community-Zentrum setzen sie ein Zeichen für Toleranz gegenüber LGBTIQ+-Personen.

In der Nacht des 12. Novembers wurde die Scheibe des Vereinslokals der RosaLila PantherInnen in der Annenstraße von einem noch unbekannten Täter eingeschlagen. Es war nicht der erste Übergriff auf die Organisation. Bereits im Jahr 2020 ereignete sich eine ähnliche Tat, bei der jedoch im Nachhinein der Schuldige  gefunden und zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. 

Doch durch derartige Vorfälle  lassen sich die Mitglieder des Vereins nicht beirren. Im Gegenteil: Demnächst eröffnen die PantherInnen gleich gegenüber des Vereinslokals  ein neues Community-Zentrum für queere Personen. Die RosaLila PantherInnen setzen sich gegen Diskriminierung der LGBTIQ+- Bevölkerung, also homo-, bi-, trans-, und intersexuellen sowie queeren Menschen, in Graz ein.

Hassverbrechen

Gewalttätige Übergriffe wie die auf die PantherInnen sind keine Einzelfälle. 2021 wurden laut einer Statistik über Hate-Crimes des Bundesministerium für Inneres in Österreich 376 Hassverbrechen aufgrund sexueller Orientierung und weitere 354 wegen des Geschlechts gemessen. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch viel größer, denn in der Statistik werden nur Taten berücksichtigt, wenn diese angezeigt und anschließend als Straftaten mit Diskriminierungshintergrund eingestuft werden.

Patrick Spindelböck, PR- und Social Media-Verantwortlicher der PantherInnen, sieht sich durch Statistiken wie diese in seiner Arbeit bestätigt: „Die Hauptarbeit unseres Vereins sind nach wie vor die Antidiskriminierungsarbeit und der Kampf um Menschenrechte. Vorfälle wie dieser zeigen, wie wichtig es immer noch ist zu kämpfen.“

Die Vorfälle haben aber auch eine starke Öffentlichkeitswirkung. Durch die unweigerlichen Reaktionen von Parteien und Medien wird ein Raum für Diskussionen geschaffen. Der Vereinsvorsitzende Joe Niedermayer erklärt im Gespräch, dass die Täter von Hassverbrechen gegen queere Menschen merken müssen, dass ihr Handeln Folgen mit sich bringt, um Wiederholungstaten zu verhindern. Auch wenn viele Ziele der PantherInnen bereits erreicht wurden, müsse für ihre soziale Gleichstellung noch viel Arbeit geleistet werden. 

„Es ist wichtig, über Queerness zu reden. Wir können zwar nicht die Meinung einer Person ändern, aber wir können Themen enttabuisieren. Über Homosexualität soll nicht geflüstert werden. Wir wollen Toleranz schüren, um offen darüber diskutieren zu können. Egal wie offen oder verschlossen man selbst ist.” erklärt Niedermayer.

Das neue Community-Zentrum

 Um diesem Gespräch auch einen Raum zu geben, wollen die PantherInnen im Frühjahr ein neues Community-Zentrum eröffnen. 

„Nur über Diskussion kann Veränderung geschaffen werden”, sagt Spindelböck, der Social-Media-Manager des Vereins. Bei Regenbogen-Zebrastreifen wie vor dem Kunsthaus sei das ähnlich. Es bedeute zwar nicht allen etwas, öffne aber den Raum für Auseinandersetzungen.

Joe Niedermayer und Patrick Spindelböck auf der Baustelle des Community-Zentrums
Joe Niedermayer und Patrick Spindelböck auf der Baustelle des Community-Zentrums – Foto: Hanna-Sophie Wacik

Und das neue Zentrum soll für die Community auch als „Safe-Space“ dienen, als Ort, an dem ein sicherer Austausch für queer und nicht-queer, für jung sowie für alt, möglich ist. Außerdem soll in der Annenstraße 27 ein Arbeitsplatz, ein Platz für Entspannung und ein Platz für Freund*innen und neue Bekanntschaften entstehen, an dem jede:r so sein kann, wie er:sie wirklich ist oder eben gerne wäre. Die PantherInnen wollen den neuen Raum auch als Vergrößerung ihres Vereinslokals nutzen. Die momentanen Räume seien laut Spindelböck mit Büro, Regenbogen-Shop und Raum für Beratungen und Eventplanungen überlastet. 

Plan des Community-Zentrums
Plan des Community-Zentrums – Grafik: RosaLilaPantherInnen

Joe Niedermayer sieht das neue Zentrum außerdem als präventives „Sparprojekt“, In der Pandemie habe sich die seelische Gesundheit der Bevölkerung durch deutlich verschlechtert: “Es hilft, sich mit jemandem auszutauschen, der dasselbe durchgemacht hat. Ein Community Zentrum schafft einen psychischen Schutz für die Menschen und kann Folgekosten, etwa für psychologische Betreuung, sparen.“

 

Titelbild: Anschläge an der Glasvitrine des Vereinslokals – Foto: RosaLilaPantherInnen

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