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„Das ist immerhin ein krisensicherer Arbeitsplatz” – Studierendenjobs in Graz

in SOZIALES von

Die Pandemie veränderte nicht nur das soziale Leben, sondern auch die finanzielle Situation vieler Studierenden. Mit Neben- und Ferienjobs verdient sich ein Großteil neben dem Studium etwas dazu. Doch es ist nicht immer einfach, einen passenden Job zu finden.

Von: Lena Lafer und Ellen Warth

Dienstag, 17:00 Uhr. Während viele schon den Feierabend genießen und zuhause auf ihr bestelltes Essen warten, beginnt für Carina erst der Arbeitstag. Mit dem Fahrrad liefert sie Speisen von Restaurants bis zur Wohnungstüre ihrer Kund*innen. Ihr Job bei Lieferando verschafft der 19-Jährigen ein zusätzliches Einkommen neben dem Studium. 

32 Prozent der Studierenden gaben in einer Studie des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung aus dem Februar 2021 an, dass sich die Pandemie negativ auf ihre finanzielle Situation auswirkt.

Zwischen Studium und Nebenjob

Im Jahr 2019 waren 65 Prozent der Studierenden in Österreich in einer Form erwerbstätig, das zeigt die Studierenden-Sozialerhebung des Instituts für Höhere Studien. Das IHS führt diese regelmäßig durch – zuletzt 2019. 45.000 Studierende nahmen an der Umfrage teil. Während der Corona-Pandemie wurden viele Studierende gekündigt oder in Kurzarbeit geschickt, jetzt erholt sich die Situation laut Studierenden aus dem Annenviertel wieder.

„Ich arbeite jetzt seit circa einem Jahr in einem Lokal im Lend, während des Lockdowns war ich in Kurzarbeit”, sagt Minna. Die Arbeit macht ihr Spaß, aber auch die finanzielle Unabhängigkeit von Förderungen und Beihilfen motiviert sie. Das betonen auch Carina, die bei Lieferando arbeitet und Mareike, die sich in einer Boulderhalle im Gries etwas dazuverdient. Die drei Studentinnen sind zufrieden mit ihrem Nebenjob. „Die Arbeitsatmosphäre ist echt super. Wir können unsere Wunscharbeitszeiten angeben und ich mir so meine Schichten flexibel einteilen, was sich gut mit dem Studium vereinbaren lässt”, sagt Mareike. 

Sommer, Sonne, Ferienjob

Andere Studierende bessern ihr Budget während der Sommermonate durch Praktika und Ferialjobs auf. Die Studierenden-Sozialerhebung von 2019 zeigt: „35 Prozent der Studierenden verfügen im Sommersemester 2019 über kein eigenes Erwerbseinkommen. Allerdings war rund die Hälfte von ihnen in den letzten 12 Monaten in den Ferien oder regulär erwerbstätig und kann daher zum Teil auf Einkommen aus früherer Erwerbstätigkeit zurückgreifen.” 

Mina suchte nach einem Sommerjob, der zu ihrem Studium passt, was für sie nicht so einfach war. Im Sommer arbeitet die Studentin der Transkulturellen Kommunikation in einem Supermarkt in Gries. „Das ist immerhin ein krisensicherer Job und ich dürfte dort sogar nach den Sommerferien in Teilzeit weiterarbeiten”, sagt die 22-Jährige. 

Carina in der Kleidung von Lieferando auf dem Weg zu ihrem Studierendenjob.
Carina vor ihrer Schicht beim Lieferdienst. – Foto: Carina M.

Letztes Jahr klagten viele Studierende über fehlende Stellenausschreibungen. „2020 gab es etwa 70 Prozent weniger freie Sommerjobs als 2019”, sagt Thomas Doppelreiter vom Logo Jugendmanagement. „Heuer sind es nur circa 50 Prozent weniger.” Viele Unternehmen hätten erst mit den Öffnungen im Mai sichere Ferialpraktika angeboten, da es erst ab diesem Zeitpunkt klare Regelungen gab. „Bei den einzelnen Branchen zeichnen sich klare Unterschiede zwischen 2020 und 2021 ab”, ergänzt Doppelreiter. Während es letztes Jahr kaum Jobs in der Gastronomie oder Hotellerie gab, seien diese heuer äußerst gefragt. 

Brennpunkt Gastronomie

Allein im Juni gab es laut der Homepage des AMS 507 Stellenausschreibungen in der Gastronomie in Graz. Diese Branche hatte außerdem innerhalb Österreichs von 2010 bis 2019 den stärksten Rückgang an Lehrlingen. Fast ein Drittel weniger Jugendliche besetzten eine Lehrstelle in der Gastronomie, wie eine Studie der WKO zeigt. Die Fachkräfte sind knapp und so ist auch die Facebook-Gruppe „Studentenjobs Graz Anlaufstelle für Unternehmen auf Personalsuche.

Minna mag ihren Nebenjob in der Gastronomie: „Die Atmosphäre im Team ist total gut, die Leute sind supernett. Es ist zwar vor allem im Sommer körperlich anstrengend, aber so habe ich einen Ausgleich zum Studienalltag und ich komme unter Leute. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich auf Dauer nicht die Kraft hätte, das hauptberuflich zu machen. Ich habe tiefsten Respekt vor denen, die das schaffen.” 

 

Titelbild: Einige Studierende arbeiten nebenbei in der Gastronomie. – Foto: Newton Graz

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