KostNix Laden Team

KostNix-Laden vor ungewisser Zukunft

Lesezeit: 2 Minuten

Mehr als  400 monatliche Besucher – trotzdem muss der KostNix-Laden in Eggenberg Ende November seine Türen schließen. Die Suche nach einem neuen Standort gestaltet sich schwierig.

Der Startschuss für den KostNix-Laden fiel bereits im Juni 2017 in der Vinzenzgasse, damals noch unter der Leitung von Petra Lex, die heute das Büro für Pessi mismus in der Waagner-Biro-Straße betreibt. Im März 2018 übernahm Viktoria Kulterer vom Stadtteilbüro EggenLend das Projekt. Kulterer kümmert sich vor allem um das Einschulen von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und Organisatorisches. “Schichten übernehme ich nur, wenn wirklich keiner Zeit hat. Aber meistens sind sogar mehr als drei Ehrenamtliche hier.”

Auch am neuen Standort in der Karl-Morre-Straße hat sich der Laden zu einem beliebten Treffpunkt im Viertel entwickelt. Es gibt ein breites Angebot an Dingen – Xbox-Spiele, Bücher, Spielzeug, Geschirr, Kleidung – denen bei aller Verschiedenheit eines gemeinsam ist: Sie kosten nichts. “Mehr als 400 Leute kommen pro Monat hierher, es ist immer viel los, wenn wir offen haben”, erzählt Kulterer stolz.

Nachhaltigkeit im Fokus

Einer hat an diesem Tag schon etwas gefunden, Herr Haueisen. Für die beiden Sakkos, die er mitgenommen hat, hat er auch zwei gebracht, die nun im Laden auf einen neuen Besitzer warten. Herr Haueisen ist begeistert vom KostNix-Laden. Er weiß, dass man hier nicht tauschen muss, bringt aber trotzdem immer auch etwas mit. Grundsätzlich darf sich hier nämlich jeder soviel nehmen, wie er will. Ohne Gegenleistung. Die MitarbeiterInnen versuchen nur, den Kunden klarzumachen, beim “Einkauf” auch an ihre Mitmenschen zu denken und immer zweimal zu überlegen, ob man etwas wirklich braucht. Ziel ist es, in den Köpfen der Leute ein Umdenken zu bewirken: Nicht immer muss es eine neue Hose sein, nicht jedes mal ein Shoppingtrip in die Stadt. Die Wertschätzung gegenüber Dingen soll wieder steigen. “Jeder lebt heute in materiellem Überfluss – aber im Herzen, da wird es immer weniger”, glaubt Siglinde Prommer, eine der Ehrenamtlichen.

Herr Haueisen beim “Einkaufen” im KostNix Laden
Herr Haueisen beim “Einkaufen” – FOTO: David Wiestner

Dass kostenlose Dinge keineswegs nur sozial benachteiligte Menschen ansprechen, zeigt sich schon beim Betreten des KostNix-Ladens. Die KundInnen kommen aus allen Gesellschaftsschichten und jeglichen Altersgruppen. Anfangs waren es überwiegend Frauen, mittlerweile kommen aber auch immer mehr Männer, erzählt Viktoria Kulterer.  An manchen Tagen ähnelt der Laden überhaupt mehr einem Nachbarschaftstreff.

Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt

Zu Beginn wurde der KostNix-Laden von vier ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützt, mittlerweile sind 16 im Team. Für Dorothea Fröhlich, eine weitere Freiwillige, ist das Projekt ein toller Weg, etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun. „Es ist einfach wunderschön, wenn die Leute reinkommen und etwas finden, das sie schon lange gesucht haben. Und dann, mit einem riesigen Grinsen im Gesicht, den Laden wieder verlassen.“

Fröhlich erinnert sich noch gerne an einen kleinen Jungen aus der Nachbarschaft, der beim ersten Besuch mit seinen Eltern noch sehr vorlaut und ungezogen war. Mittlerweile gibt er ihr die Hand, sagt sie, und fragt jedes Mal höflich, ob er eine bestimmte Sache haben kann. Auch die anderen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die liebevoll “Nixen” genannt werden, berichten von ähnlichen Erlebnissen. “Das Tauschen, das Geben und das Nehmen, sowie das Miteinander-Sprechen ist einfach schön. Das bringt die Leute zusammen”, sagt Fröhlich.

Die Mitarbeiterinnen des KostNix Ladens sortieren die gebrachten Spenden
Die “Nixen” beim Sortieren der Spenden – FOTO: David Wiestner

Ungewisse Lage

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von eineinhalb Jahren muss der Laden Ende November das Geschäftslokal wechseln. Trotz der vielen Leerstände in Eggenberg sucht Kulterer nun schon seit einigen Monaten nach neuen Räumen, meistens sind die Mieten einfach zu hoch. Sie hofft aber auf eine Raumvermittlung der Stadt Graz, die auch schon beim jetzigen Standort unterstützt hat. Auch denkt sie darüber nach im Laden Spenden anzunehmen, um so die Miete finanzieren zu können. Kulturer und ihr Team haben die Hoffnung jedenfalls noch nicht aufgeben: “Ich denke nicht, dass dies das Ende ist.”

Musiknerd und Serienjunkie. Fan von Punk-Rock, Deutschrap, Folk und allen Spielarten elektronischer Musik. Liebt Hunde definitiv mehr als Menschen. wubba lubba dub dub!

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