Auf Hundepfoten durch 8020

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Jedes Jahr zahlen Hundebesitzer eine Hundeabgabe von 60 Euro für ihre vierbeinigen Freunde. 2019 soll sich das ändern. Die Annenpost hat gemeinsam mit English Setter Loki die Bezirke Lend, Gries und Eggenberg durchstreift, um herauszufinden, wie hundefreundlich das Annenviertel ist und was die AnnenviertlerInnen von der Abschaffung der Hundesteuer halten.

Von: Clara Melcher, Christina Kastner und Theresa Niederl

Station 1: Der Volksgarten

Roter Gitterzaun begrenzt die 1.600 Quadratmeter Hundewiese im Volksgarten. Freudiges Hundegebell ertönt zur Begrüßung der vierbeinigen Neuankömmlinge, die durch das kleine Tor den Hundepark betreten. So wird auch der zweijährige English Setter Loki, der die Reporterinnen der Annenpost bei der Recherche begleitet, neugierig beschnuppert. Schwanzwedelnd spaziert er über die grüne Wiese, sucht in den Schatten der Büsche ein kühles Plätzchen und verfolgt die Spatzen in den Ästen der angrenzenden Büsche konzentriert mit seinem Jagdblick. Auch an die Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer wurde bei Konzeption des Hundeparks gedacht: Vier Sitzbänke in der Mitte der Grünfläche laden hier zum Austausch unter Hundefreunden ein. Heute unterhalten sich hier vier Damen angeregt – man kennt sich, trifft sich regelmäßig, um den Hunden Auslauf zu bieten. Immer wieder gesellen sich neue Hund-Mensch Gespanne zu dem regen Treiben dazu. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.

Station 2: Der Oeverseepark

Die Annenviertler Hunde finden auch im Oeverseepark reichlich Freifläche, die sie auskosten können. Nahe der Albert Schweitzer Klinik, im Herzen des Annenviertels, befindet sich die zwei Hektar große Parkanlage. Zwischen Klettergerüsten und einem Teich dürfen sich die Vierbeiner hier austoben – ohne Leine allerdings nur im angrenzenden Hundepark. “Die Größe des Hundeparks lässt aber schon zu wünschen übrig”, beschwert sich ein Hundebesitzer, während er seinem Hund beim Spielen zuschaut. “Wollen hier mehr als drei Hunde miteinander spielen, wird das eher zum Problem.” Im Winter sei die Wiese aber in Anbetracht der unfreundlichen Temperaturen ohnehin nicht sehr belebt. “Es wäre schön, wenn man mit der Leinenpflicht im restlichen Park etwas nachsichtiger wäre. Wen stört es schon, wenn mein Hund auf den Grünflächen frei herumläuft, solange niemand da ist?” Die unerfreulichste Aufgabe aller Hundebesitzer, das Entsorgen des Hundekots, werde außerdem zunehmend vernachlässigt.

Station 3: Der St.-Johannes-Park

Nur wenige Gehminuten von einer der meistbefahrensten Grazer Straßen entfernt, befindet sich der St.-Johannes-Park. Vom Lärm der Triester Straße ist auf der Hundewiese nichts mehr zu hören. Versteckt zwischen Wohnhäusern toben sich die Vierbeiner auf 1.526 Quadratmeter aus. Doch nicht nur die Hunde freuen sich hier auf den  Austausch mit Gleichgesinnten, sondern auch ihre Besitzer, erzählt Theresa Kratzer. Fast täglich besucht sie die Hundewiese im St.-Johannes-Park mit ihrem Schäferhund und besten Freund Amigo. “Ich wohne in der Nähe so wie die meisten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Angebot hier, nur für die Abendstunden wäre künstliche Beleuchtung wünschenswert.”

Gesetzliche Lage Graz

In Graz ist das Halten von Hunden aufgrund des Landesgesetzes steuerpflichtig. Die sogenannte „Hundesteuer“ beträgt derzeit pro Hund und Jahr 60 €, für jeden weiteren Vierbeiner 90 €. Wohin das Geld, das jährlich gezahlt wird, genau fließt, kann Studentin Franzisca Rettig nicht beantworten. Seit neun Monaten ist sie Besitzerin der Mopsdame Emma und regelmäßig auf den Hundewiesen im Annenviertel unterwegs. “Das Instandhalten von Hundewiesen kostet bestimmt etwas – außerdem werden die ‘Gackerl-Sackerl’ auch kostenlos bereitgestellt. Da versteh ich schon, dass eine Hundesteuer sinnvoll ist, außerdem sind 60 Euro meiner Meinung nach tragbar.” Für den Besitz von Polizei-, Therapie- oder Blindenhunden sind derzeit keine Abgaben zu leisten. Für Zuchthunde oder Hunde, die land- oder forstwirtschaftliche gewerbliche Betriebe beachen, ist ein geringerer Betrag zu entrichten. Kürzlich beschloss die Grazer Stadtregierung jedoch, dass die Hundesteuer bis 2019 abgeschafft werden soll. Laut dem Gemeinderatsbeschluss vom 17. Mai ist die Abschaffung dieser Steuer auch nicht an einen vierstündigen Hundekurs gebunden, wie zuvor angekündigt. Das Gesetz verordnet weiters eine Leinen- und Maulkorbpflicht an öffentlich zugänglichen Orten. Einzige Ausnahme sind Hundewiesen. Eine Verletzung dieser Leinenpflicht kann ganz schön teuer werden: Dies kostet Herrchen oder Frauchen derzeit 30€.  Für die Vierbeiner gibt es laut der Psychologiestudentin in 8020 genug Möglichkeiten: “Obwohl in Graz viele Autos und auch öffentliche Verkehrsmittel unterwegs sind, sind genug gut gesicherte  Plätze ohne Leinenpflicht, vorhanden.”

Theresa Kratzer ist mit Hunden aufgewachsen. Mit ihrem Schäferhund Amigo ist sie fast täglich im St.-Johannes-Park. – Foto: Theresa Niederl

Station 4: Susu’s Trimmstübchen

Nachdem das Internet die Redakteure der Annenpost und Loki auf eine falsche Fährte lockt, entdecken sie Susu’s Trimmstübchen, der einzigen Hundesalon im Annenviertel, in der Vinzenzgasse 37. Durch die Glastür ist Inhaberin Susanne Moser zu erkennen, die gerade eine Kundin hat. Die Haare, von denen sich der Vierbeiner  verabschieden musste, sind rund um den Behandlungstisch verstreut. Frau Moser ist gerade dabei, den nassen Hund mit einem Handtuch zu trocknen. Das Frauchen sitzt in der Zwischenzeit im Stuhl und wartet, bis ihr vierbeiniger Gefährte fertig ist. So machen es die meisten werden die Redakteure aufgeklärt. Es ist aber auch möglich, den Hund einfach im Trimmstübchen abzuliefern und nach der Behandlung wieder abzuholen. So ist das seit bereits 20 Jahren Gang und Gebe in Susu’s Trimmstübchen, denn so lange betreibt Frau Moser schon ihren Hundesalon. Von waschen, schneiden, föhnen, zupfen, trimmen bis hin zu Ohrenreinigung und Krallenpflege wird hier alles gemacht. Zur jährlichen Hundeschau in Graz ist Frau Moser häufig damit beauftragt, Hunde für die Ausstellung zurecht zu  machen, wie sie mit einem Anflug von Stolz erzählt: “Dort muss jedes Haar richtig liegen, alles perfekt zurecht gezupft sein.” Loki bekommt allerdings keine Beauty-Behandlung spendiert, für ihn geht es nach diesem ereignisreichen Nachmittag wieder zurück nach Hause.

Komm mit zum Hundespaziergang durch das Annenviertel:

Möglichkeiten für Vierbeiner im Annenviertel
Hundewiesen:

Volksgarten: 1.600 m² (Volksgartenstraße)

Oeverseepark: 1.350 m² (Oeverseegasse/Lissagasse)

St.-Johannes-Park: 1.526 m² (Hammer-Purgstall-Gasse/Kantgasse)

Hundesalon:

Susu`s Trimmstübchen (Vinzenzgasse 37)

Weitere Infos für Hundebesitzer gibt es von der Stadt Graz

 

*Der Beitrag wurde nachträglich geändert:

Nachdem irrtümlich behauptet wurde, dass die Befreiung der Hundesteuer an einen verpflichtenden Hundekurs gekoppelt wäre, wurde diese Behauptung im Text richtig gestellt.

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