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Die „smarte“ Baustelle im Westen von Graz

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Energieeffizient, ressourcenschonend, emissionsarm: Städteplaner und Politiker werden nicht müde, die Innovation und Funktionalität der neuen „Smart City“ zu bejubeln. Doch wie entwickelt sich der Alltag im neuen Stadtteil? Die Annenpost auf Lokalaugenschein.

Von: Lena Notter, David Marousek 

Sommerzeit ist bekanntlich Baustellenzeit. Auch in der Waagner-Biro-Straße im Bezirk Lend laufen die Bagger heuer wieder auf Hochtouren. Das frühere Industrieviertel soll sich bis 2024 in einen ressourcenschonenden und energieeffizienten Stadtteil mit “höchster Lebensqualität” verwandeln. Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Nahversorgung sollen dabei optimal auf kleinem Raum miteinander verbunden werden. Dafür stehen Begriffe wie „Smart Center“, „Cool City“ und ein neuer Schulcampus auf dem Bauplan,  300 Millionen Euro Budget sind für die Projekte geplant.

Wie geht es voran in der smarten City?

So viel zur Planung. Wenn man die Waagner-Biro-Straße entlangspaziert, gibt es außer dem Helmut-List-Halle und dem im Herbst 2017 eröffneten Science Tower vorerst noch nichts Smartes oder Cooles zu sehen. Der 60 Meter hohe Turm in Form einer Fackel ist ein Treffpunkt für helle Köpfe aus dem Bereichen der Wissenschaft und Forschung. Die (Bau)felder nördlich und südlich davon warten noch auf ihre Bebauung. Dafür wird auf der gegenüberliegenden Seite fleißig gearbeitet: Im April fand der Spatenstich für eine neue Volksschule statt. Das Konzept dazu liefert die Architektin Alexa Zahn, die sich gegen 74 andere Ideen durchsetzen konnte. Schon im Herbst 2019 sollen hier die ersten Kinder die Schulbank drücken.

Man bemüht sich um Leben in der Smart City

Auf einer Terrasse aus Holzpaletten und umgeben von einem grünen Garten steht mitten zwischen den Baustellen der Infocontainer des Stadtteilmanagements “vor.ort”. Anrainer und zukünftige Bewohner können sich hier kontinuierlich über die Baufortschritte zu informieren und ihre Wünsche und Bedürfnisse in das Baugeschehen einbringen. „Wir stehen ganz stark für kooperative Stadtteilentwicklung, das heißt die Entstehung und Planung soll nicht nur auf die Expertenebene eingeschränkt werden”, sagt Barbara Hammerl, die Geschäftsführerin vom Stadtlabor Graz, das für das Stadtteilmanagement zuständig ist. Denn wer später in die Smart City ziehe, solle sich nicht nur für eine Wohnung, sondern für einen gesamten Stadtteil mit all seinen Vorzügen entscheiden.

Dieser Container dient als Büro des Stadtteilmanagements – Foto: Lena Notter

Anfangs sei es noch schwierig gewesen, an die Bevölkerung heranzukommen, doch jetzt, wo die ersten Gebäude und Bagger stehen, wachse auch das Interesse der Menschen. Egal, ob Jugendliche, Senioren oder Migranten: Jeder soll die Chance bekommen, seine Ideen, Sorgen und Verbesserungsvorschläge einzubringen. „Wir leisten dann die Schnittstellenarbeit”, sagt Hammerl. Am 4. Juli findet in der Waagner-Biro-Straße erneut eine Veranstaltung mit einem bunten und informativen Programm rund um die Smart City statt.

Erstes Restaurant

Einige Gehminuten weiter haben Viktoria und Franziska Grossauer ihre Pläne bereits umgesetzt: Im Gebäude des Studentenwohnheimes eröffneten sie Anfang März das erste Restaurant im zukünftigen Stadtteil. Im “Streets” gibt es Gerichte aus aller Welt. Auch das ausgefallene Interieur versprüht internationalen Flair. Die zwei Cousinen gehören einer bekannten Gastro-Familie in Graz an, deren Lokale bis jetzt allerdings eher im Stadtzentrum zu finden waren. „Wir wollten bewusst hierher, um mal was Neues zu machen”, erklären sie. Das erste Restaurant der Smart City werde sehr gut angenommen. Die Gäste würden auch immer wieder nachfragen, was hier rundherum gerade geschieht. „Wir bekommen die Baustelle ja live mit”, sagt Viktoria Grossauer. Als am gegenüberliegendem Baufeld Nord die Walze anrollte, hätte im Restaurant sogar die Kaffeemaschine gebebt.

Viktoria Grossauer im neuen Lokal – Foto: Lena Notter

Sciene Tower, Schulbau und das erste Restaurant: Wenn auch langsam, zeigen sich Fortschritte im Stadtteil der Zukunft. Man darf also gespannt sein, was hier bis zur nächsten Winterpause noch passiert. Bestehen bleibt jedenfalls die Arbeit des Stadtteilmanagements “vor.ort”. Auch nach Fertigstellung des Projektes wollen sie für mindestens fünf Jahre mit einem Büro am Baufeld Süd Anlaufstelle für Interessen und zukünftige Bewohner sein.

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