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Reininghaus: Neue Entwicklungen und alte Fragen

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Reininghaus-Investor Erber verkaufte vor einigen Wochen seine Grundstücke an die „Asset One Projektentwicklungs GmbH“ (zurück) – diese will das umfangreiche Bauprojekt auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände nun vorantreiben. Die Folge: Mehrere Mieter müssen ihre Quartiere demnächst verlassen.

Nach wie vor präsentieren sich die Reininghausgründe in unverbautem Zustand. Foto: Roman Wagner

Am 23. September 2014 stellte die Stadt Graz im Rahmen einer Pressekonferenz die neuen Eigentümer der Grundstücke in Graz-Reininghaus vor. Mehr als 80% des Geländes hatten damit neue Besitzer. Einer davon – Wolfgang Erber, CEO von Erber Projektmanagement – sicherte sich gleich mehrere der Quartiere, in welche das Areal vor geraumer Zeit unterteilt wurde. Da die Erber-Quartiere damals den gesamten baulichen Altbestand der Reininghausgründe umfassten, fanden dort in den vergangenen Jahren immer wieder Abbrucharbeiten statt — übrig blieben quasi nur die denkmalgeschützten Bauten.

Doch das „Abenteuer Reininghaus“ nahm für Erber und sein Unternehmen ein jähes Ende: Vor wenigen Wochen verkaufte er sämtliche Reininghaus-Grundstücke an den Vorbesitzer, die Asset One Projektentwicklungs GmbH, zurück und setzte damit einen Schlussstrich unter mehrere Monate Stillstand in der Entwicklung des „smarten“ Stadtteils Reininghaus. In einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung erhob Erber Mitte Juni Vorwürfe gegen die Stadt Graz und erklärte aus seiner Sicht, weshalb er bisher nicht bauen konnte. Hauptverantwortlich für seinen Rückzug sei laut Erber der aktive Widerstand der – ebenfalls auf dem Gelände ansässigen – Firma Stamag gewesen, über den ihn die Stadt Graz beim Kauf schlichtweg im Dunkeln gelassen habe.

Stamag habe zunächst Unmut über eine Umwidmung der umliegenden Gewerbe- und Industriegründe in Wohnflächen geäußert. Später wollte die Firma, die in Reininghaus eine Mälzerei betreibt, dem Einbau von Filtern, die Geruchsbelästigungen für künftige Anrainer minimieren sollten, nur bei einer Kostenübernahme durch die Stadt Graz zustimmen — was diese jedoch ablehnte. Erber zeigte sich über den Stillstand wenig erfreut, zog sich aus dem Reininghaus-Projekt zurück und bleibe nun laut eigenen Angaben auf einem Betrag in Millionenhöhe sitzen.

Die Eigentümerverteilung aus dem Jahr 2016. Die mit „Erber“ gekennzeichneten Grundstücke gehören nun Asset One. Plan: reininghaus-findet-stadt

Nach dem Ausstieg von Erber Projektmanagement scheint nun aber wieder Schwung in das Bauvorhaben im Westen der Stadt zu kommen. Asset One, der neue Besitzer der vormaligen Erber-Quartiere, erwarte schon im Herbst die ersten Baugenehmigungen. Stefan Untiedt, Mitarbeiter von Asset One, erklärt: „Die Probleme in der Stamag-Thematik konnten nun ausgeräumt werden.“ Die Betreiber der Mälzerei hätten demnach eingelenkt. Der Grund für die überraschende Einigung mit Stamag bleibt vorerst unklar, da zu diesem Thema aktuell die Gesprächsbereitschaft fehlt. Asset One werde aber das Gespräch mit den verbliebenen Grundbesitzern suchen. Laut Untiedt stehe jedoch noch nicht fest, ob Asset One selbst als Bauherr auftreten wird oder ob die Grundstücke erneut an einen Investor verkauft werden — derzeit würden „sämtliche Optionen“ geprüft.

Was passiert mit den „Einquartierten“?

Mehrere Einrichtungen – unter anderem das Open.lab Reininghaus, der Kindergarten Reininghaus sowie das Ausbildungszentrum der Firma Griehser – sind nach wie vor auf den Reininghausgründen beheimatet. Dieser Umstand wird sich aber bald ändern: Das Quartier, in dem die Firma Griehser bis dato ihre Berufskletterer ausbildete, gehört nun Asset One. Ralph Griehser, der Firmenbesitzer, bestätigt: „Ja, wir müssen gehen. Die Mietveträge für die Räumlichkeiten, in denen wir eingemietet sind, wären am 30. Juni diesen Jahres ausgelaufen. Asset One war jedoch dazu bereit, diese um drei Monate zu verlängern. Am 30. September müssen wir aber definitiv raus.“ Ein weiterer Hinweis darauf also, dass der neue/alte Grundbesitzer eine schnelle Abwicklung der weiteren Schritte anstrebt.

Die Seilspezialisten der Firma Griehser müssen sich nach einem neuen Standort umsehen. Foto: Roman Wagner

Wie – oder vielmehr wo – es für Griehser und seine Seilspezialisten weitergeht, ist derzeit unklar. „Wir suchen momentan geeignete Gebäude in Graz und Graz-Umgebung. Fest steht zumindest, dass wir einen Teil der Einrichtungen nach Leoben verlegen werden“, sagt Griehser. Ebenfalls von auslaufenden Pacht- und Mietverträgen betroffen sind die Firmen Mse Elektronik GmbH und h2concepts Graz – Reinigung & Gebäudeservices.

In Quartier 5 weht ein anderer Wind

In jenem Quartier, das den Kindergarten und das Open.lab beherbergt, herrscht hingegen eine weitaus gelassenere Stimmung. Besitzer dieser Grundstücke ist das ÖSW (Österreichisches Siedlungswerk). Dieses beabsichtigt derzeit keine vorzeitige Trennung von den Mietern. Andreas Goritschnig, Open.lab-Gründer, bestätigt: „Wir haben sehr produktive Gespräche mit dem ÖSW geführt und müssen Reininghaus nicht verlassen. Das Siedlungswerk war sehr entgegenkommend und brachte uns auch ein großes Maß an Wertschätzung entgegen.“

Das Open.lab in Quartier 5 gilt als beliebte Begegnungszone. Daran wird sich vorerst nichts ändern. Foto: Roman Wagner

Damit bleibt den Reininghausgründen das Open.lab und das dazugehörige Garden.lab zumindest vorerst erhalten. Mit der Lage in Quartier 5 beschäftige man sich bei Asset One jedoch nicht, wie Untiedt erklärt: „Wir schauen auf unsere Quartiere, mit denen wir aktuell voll im Plan liegen. Wir sind nicht verantwortlich dafür, was in den anderen Quartieren passiert. Wir werden das aber auf jeden Fall mit den anderen Eigentümern besprechen.“

Gefeiert wird in Reininghaus auch ohne Baufortschritt

Die sprichwörtlichen Mühlen mahlten in Reininghaus bisher gemächlich, in den kommenden Monaten könnte das Tempo jedoch merklich angezogen werden. Ordentlich Schwung kehrte auf den Gründen derweil am 23. Juni ein. Die Rosetti Sisters hatten zur Premiere des „Sommerfestes Reininghaus“ geladen und zahlreiche Gäste waren dem Ruf der sechsköpfigen Band gefolgt. Auch die Zukunft des Geländes wurde dabei eifrig diskutiert. Um die Zeit bis zum Bekanntwerden neuer Entwicklungen in der „Causa Reininghaus“ zu überbrücken, wird am 12. Juli die „Sommernacht Reininghaus“ beim Open.lab gefeiert – für ausreichend Gesprächsstoff sorgt das ehemalige Brauerei-Gelände selbst.

Eindrücke vom Sommerfest in Reininghaus (Galerie von Roman Wagner)

 

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Osttiroler "Bua", tapferes Schreiberlein und Bergfex aus Leidenschaft, der regelmäßig auf Osttirols 3000ern herumkraxelt. Weiters auch passionierter Fotograf und manchmal auch ziemlich anstrengend für sein Umfeld.

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