Die Kunsthure ersteht im Gries wieder auf

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Seit rund einem Monat befindet sich mit dem „CuntRa la Kunsthure“ ein neuer Raum für Kunst und Kultur im Annenviertel. Das Kreativ-Wohnzimmer wurde nun im Rahmen der Licht-Raumschöpfung „Heaven and Hell“ von Dr. Kristian Stuhl am 27. März offiziell eröffnet und bietet sich als neuer Hotspot für Künstler und Kunstinteressierte aus dem ganzen Viertel an.

Neues, Aufregendes, Spannendes und Kontroverses schaffen – dafür steht Tatjana Petrovíc, die das CuntRa seit nunmehr drei Jahren leitet. Mit dem Umzug in die Feuerbachgasse 9 ist das CuntRa nun wieder Veranstaltungsort und Plattform für Ausstellungen, Lesungen, Kinovorführungen oder auch Konzerte, die vor allem eins nicht sein sollen: langweilig. „Kunst soll lebendig sein. Die Leute sollen diskutieren, reden. Mich interessiert, was gerade passiert“, erzählt Tatjana.

Kinderzeichnungen erklären die Welt

Am Abend der Ausstellungseröffnung platzt das Lokal fast aus allen Nähten. Die Sitzplätze sind belegt, die Leute drängen sich um die Bar und jeder scheint nur darauf zu warten, dass die Absperrung zu den Stiegen, die in den Keller führen, entfernt wird. Als es dann so weit ist, folgt eine Schlange von Menschen der Pressesprecherin von Dr. Kristian Stuhl, die die Veranstaltung eröffnet hat, hinunter in den Keller. Dort unten ist es stockdunkel, man sieht die Hand nicht vor den Augen. Braucht man aber auch nicht – die Kunst macht sich selbst sichtbar: fluoreszierende Zeichnungen in knalligen Neonfarben an den Wänden. Jeder Raum, den man betritt, bietet neue Eindrücke und ist ganz anders, als der davor. In einem Raum prangt „Luxus für alle“ auf der Wand, das Wort „alle“ ist durchgestrichen und wurde durch das Wort „mich“ ersetzt. Vor das „für“ wurde das Wörtchen „nur“ in roter Farbe hinzugefügt – „Luxus nur für mich“. Eine Anspielung auf eine immer egoistischer werdende Konsumgesellschaft?

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Fluoreszierende Schrift erhellt das Dunkel und entführt die Besucher in eine Welt aus Kinderzeichnungen. © Stefanie Burger

Sprüche wie „Auch Speakers Corner“, „There is no exit“ oder „Demokratie – hässliches Gefängnis 2.0“ zieren die Kellerwände und werden untermalt von minimalistischen Zeichnungen, wie zum Beispiel einem Strichmännchen oder einer Sonne. Begleitet wird die Licht-Raumschöpfung von Geräuschen, wie dem Summen von Bienen, das beinahe beklemmend wirkt und den Räumen eine unheimliche Atmosphäre verleiht. Sprüche, kleine Zeichnungen oder Farbspritzer bedecken die Wände des ganzen Kellers und vermitteln den Eindruck, ein Kind hätte die Wände bemalt. Das sei auch das der erklärte Ziel von „Dr. Kristian Stuhl“ – die Welt in Kinderzeichnungen zu erklären. „Dr. Kristian Stuhl“ existiert aber nicht in Wirklichkeit, sondern ist eine Kunstfigur des Künstlers Kris Kind.

Tabus brechen und Grenzen ziehen

Was darf Kunst?“ – Wie weit darf man gehen, was sind Tabus, wo sind die Grenzen? Gibt es überhaupt Grenzen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion, die den zweiten Teil des Programms bildet. Martin Krusche von Kunst Ost, Mirjana Peitler, Kuratorin, Udo Preis, ein Musik Netzwerker und Dr. Kristian Stuhl waren die Podiumsgäste an diesem Abend. Tatjana Petrovíc leitete die Diskussion und stieg gleich mit der Frage „Was ist Kunst?“, ein. Unterschiedliche Meinungen beherrschen das Podium. „Kunst ist eine Ware, ein Spekulationsobjekt und Statusymbol“, sagt zum Beispiel Dr. Kristian Stuhl, während Udo Preis „nicht darüber nachdenkt, was Kunst wirklich ist“. Für ihn ist Kunst nicht existent, sogar „ein Märchen“. Mirjana Peitler ist der Meinung, dass „Künstler nicht nachdenken müssen, was Kunst ist, sie machen es einfach“.

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„Kunst ist eine Ware. Nicht mehr und nicht weniger“ – Dr. Kristian Stuhl. © Stefanie Burger

Die Diskussion kommt schnell in Fahrt, es geht sowohl um wirtschaftliche, als auch um kreative Prozesse in der Kunst, um den Kunstmarkt in Österreich und darum, ob „Kunst das ist, worauf Kunst steht“. Während Dr. Kristian Stuhl spricht, wird von seinem Mitarbeiter ein Plakat in die Höhe gehalten. „Kunst ist Marketing“ prangt in neongrüner Schrift auf einem Karton, der einfach zerrissen wurde. Die Teilnehmer der Diskussion fallen einander ins Wort, es entbrennt ein Wortgefecht und das Publikum lauscht still dem regen Meinungsaustausch, der auf dem improvisierten Podium vor sich geht.

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„Dr. Kristian Stuhl“ erläutert während der Diskussion, wieso Kunst auch Marketing ist. © Stefanie Burger

Martin Krusche verlässt das Podium während eines Gesprächs und auch das Publikum beteiligt sich im Laufe der Zeit immer mehr an der Diskussion. Den Abend lässt man oben an der Bar bei Getränken und bei Gesprächen ausklingen.

CuntRa la Kunsthure steht für außergewöhnliche, neue Ideen und  Tatjana Petrovíc möchte mit ihrem Kunstort Platz für diese Ideen bieten, die in einem konventionellen Rahmen, wie beispielsweise dem Kunsthaus nicht realisierbar wären. „CuntRa ist für mich das echte Leben“, sagt Tatjana noch schnell und verschwindet wieder hinter der Bar im Keller.

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Der Licht-Raumschöpfung „Heaven and Hell“ kann man im CuntRa la Kunsthure in der Feuerbachgasse 9 weiterhin einen Besuch abstatten. [/box]

Nicht nur das Schreiben, sondern auch das Kochen und das Reisen zählen zu den Interessen der aus Leibnitz stammenden Südsteirerin. Sie interessiert sich für Kultur, Kunst und auch verschiedene Sprachen. Auch Bücher und Zeitschriften sind ein wichtiger Bestandteil in in ihrem Leben. Für die Zukunft wünscht sie sich, möglichst viel herumzukommen und viel von der Welt zu sehen und irgendwann mal von Journalismus leben zu können.

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