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Die Hoffnung stirbt zuletzt

in KULTUR von

 Mit der Performance „8790…und Hoffnung auf immerdar“ startete das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) das „Repertoire für eine sparsame Zeit“ – eine Reihe von Aufführungen, die noch bis Ende Jänner in den eigenen Räumen in der Elisabethinergasse zu sehen sind.

Von Andreas Lackner

 

Für das Stück „8790…und Hoffnung auf immerdar“ wurde die Bühne im Theater im Bahnhof kurzerhand in ein Talkshow-Studio umfunktioniert. Eine Moderatorin (Juliette Eröd) begrüßt einen chronisch erfolglosen Regisseur (Rupert Lehofer), dem es nicht gelingt, sein mangelndes Fachwissen mit übermäßigem Selbstvertrauen zu kaschieren. Im Gepäck hat er das Making-of seiner neuen TV-Show „Ein Sohn unserer Gemeinde“ – eine Datingshow, die der Gemeinde Eisenerz nach Jahrzehnten der Abwanderung wieder Zuwachs bescheren soll. Und weil keiner der Bewerber „nur der Liebe wegen“ für längere Zeit in der ehemaligen Industriestadt leben möchte, stellt die Gemeinde eine gemeinsame Wohnung als zusätzlichen Anreiz in Aussicht.

Abendliche Impressionen aus der ElisabethinergasseAbendliche Impressionen aus der Elisabethinergasse

 

Die Theorie des erfolglosen Regisseurs im Stück klingt plausibel, wer weiß, vielleicht könnte das Konzept auch in der Realität ansatzweise zu Erfolg führen. Dazu müssten allerdings ein (zumindest) mittelmäßiger Filmemacher und Kandidaten mit Ecken und Kanten in die Produktion involviert sein – nicht zu vergessen eine Wohnung, die nicht akut einsturzgefährdet ist. Sonst driftet jedes noch so ambitionierte Projekt schnell ins Lächerliche ab. Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber auf höchst amüsante Art.

Das Stück, das diesen Sommer in Eisenerz im Rahmen des festival eisenerz*art Premiere feierte, zeichnet ein besorgniserregendes Bild der Gemeinde, die sich schnellstmöglich neu erfinden muss. Neben der Kombination von Theater und Film ist es vor allem die unkonventionelle Inszenierung, die gespannt auf die restlichen 15 Aufführungen der „Repertoire“-Reihe blicken lässt. Es handelt sich dabei ausschließlich um Stücke, die das Theater im Bahnhof bislang selten oder gar nicht in Graz gespielt hat. Neu ist, dass alle Produktionen in den eigenen Räumen in der Elisabethinergasse aufgeführt werden, die in den letzten Jahren eher zu Probezwecken genutzt wurden, während man für die Aufführungen gerne fremd ging.

„Der Hauptgrund, die Stücke auch in der Elisabethinergasse aufzuführen ist es, unser Haus weiter zu positionieren und die Werke in Graz zu bündeln“, fasst Helmut Köpping, der für die Regie des Premierenstücks verantwortlich zeichnet, zusammen.

Ein unscheinbares Schild weist den Weg zum Eingang
Ein unscheinbares Schild weist den Weg zum Eingang

 

Vielversprechende Aussichten

Neben der ungewöhnlichen „Bauer sucht Frau“-Variante aus Eisenerz, werden bis zum 21. Jänner unter anderem das Stück „Bette Davis Eyes“ gespielt, das bereits im Jahr 2008 in Graz zu sehen war, oder „Game of Death!“, eine Improshow von Jacob Banigan, bei der der Zufall den Verlauf des Abends mitbestimmt. Eine Performance der besonderen Art erwartet die Zuschauer am 14. Jänner: Unter dem Titel „Autogespräche“ werden ein Ensemblemitglied sowie ein Gast einen halben Tag lang eine zuvor festgelegte Strecke durch Graz mit dem Auto abfahren. Die Gespräche können via Live-Stream im Internet mitverfolgt werden. Zusätzlich wird es möglich sein, per Handy mit dem Beifahrer in Kontakt zu treten. Dieses Format hat das Theater im Bahnhof bereits in Linz erprobt.

 

[box type=“info“]Spielplan des Theater im Bahnhof und weitere Informationen zu den einzelnen Stücken: TiB-Spielplan[/box]
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