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Jugendgruppe „ausufern“: Sicherer Hafen für jede sexuelle Orientierung

in Allgemein/SOZIALES/VIERTEL(ER)LEBEN von

Am Grazer Tuntenball wird am 23. Februar bereits zum 30. Mal ausgelassen die Diversität von Lebensentwürfen gefeiert. Im Alltag haben es gerade junge Schwule und Lesben dennoch oft schwer. Die Jugendgruppe der RosaLila PantherInnen unterstützt mit Rat & Tat. Ein Besuch.

Im Vereinslokal der RosaLila PantherInnen in der Annenstraße ist schon alles für das Quiz vorbereitet: Auf den Tischen im Raum sind Chips, Getränke und Zettel für die Antworten auf die Fragen vorbereitet, die sich um Sport, Biologie und Geschichte drehen werden, oft mit einem besonderen Twist. Nach und nach treffen die ersten TeilnehmerInnen ein. Einige tratschen und lachen schon miteinander, andere sitzen ruhig und schüchtern da, aber niemand sitzt alleine.

Schräge Fragen

Dann die ersten Fragen: “Welches Tier kann nach Belieben sein Geschlecht ändern?” Antwort: der Clownfisch. Wenn das Weibchen eines Schwarms von Anemonenfischen verstirbt, wird das älteste Männchen zum Weibchen. Also suchte im bekannten Pixar-Trickfilm eigentlich nicht Marlin seinen Sohn Nemo im weiten Meer – sondern Marlina. Viele Fragen geben an diesem Abend Anlass zu lachen, andere sorgen für Kopfschütteln oder erinnern an wichtige Momenten der Queer-Geschichte in Graz. Ist ja auch ein Queer-Quiz, das sich die Jugendgruppe der PantherInnen da ausgedacht hat.

Die Gruppe nennt sich “ausufern”, wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen und will Jugendliche unterstützen, die sich outen wollen, geoutet sind oder sich ihrer Sexualität nicht sicher sind. Veranstaltungen wie das Quiz, verschiedene Feiern, Billard- oder Themenabende sollen Jugendlichen Raum geben, sie selbst zu sein, ohne Angst oder Scham zu empfinden. „Ich traue mich in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in einem Club, oft nicht, meinen Freund zu küssen. Man muss eigentlich mit negativen Reaktionen rechnen“, sagt ein Teilnehmer, der seinen Namen lieber nicht öffentlich nennen will.

Da für junge Männer und Frauen, die vielleicht noch nicht geoutet sind, selbst eine niederschwellig zugängliche Gruppe wie “ausufern” eine Überforderung sein kann, haben die Rosalilas ein noch persönlicheres Format entwickelt: „Meet a homo“ heißt es. Man kann sich dabei erst auf einen Kaffee oder ein Bier mit einem Mitglied der PantherInnen treffen, um danach gemeinsam zu den Veranstaltungen zu gehen. Das soll neuen TeilnehmerInnen die Angst nehmen, alleine kommen zu müssen.

Quere-Quiz der Jugendgruppe „ausufern“ – Foto: RosaLila PantherInnen

Beratungsgespräche für Jugendliche und Eltern

“Die Frage, die am häufigsten gestellt wird, ist, was man in so einer Situation tun soll”, sagt Joe Niedermayer, Obmann der PantherInnen und Organisator des Tuntenballs. Dabei empfehlen die BeraterInnen allerdings nie, man solle sich unbedingt outen oder seine Sexualität für sich behalten. Stattdessen berichten sie über ihre persönlichen Erfahrungen und stellen sich für ausführliche Gespräche zur Verfügung. Die BeraterInnen sind idealerweise so alt wie die Hilfesuchenden und haben dieselbe sexuelle Orientierung. Im Gespräch versuchen sie zu kommunizieren, dass man keine Angst haben muss und sich im Alltag nicht einschränken lassen soll. „Denn wenn du, du selbst bist, bist du am schönsten“, sagt Joe Niedermayer.

„Denn wenn du, du selbst bist, bist du am schönsten“

Nicht nur für Jugendliche wird Beratung angeboten sondern auch für deren Eltern. Die 50 Seiten starke Elternbroschüre “anders als erwartet” soll Eltern helfen, die nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Um Geschlechterrollen geht es in der Broschüre, um das Coming-Out aber auch um konkrete Erfahrungsberichte von Kindern und Eltern. „Meistens werden diese Broschüren genommen, wenn gerade niemand hinsieht. Genau das zeigt uns, wie wichtig sie sind“, erklärt Niedermayer.

Einige BeraterInnen sind selbst Eltern von homosexuellen Kindern. Sie setzen sich regelmäßig mit anderen Eltern zusammen und zeigen ihnen, dass es keinen Unterschied macht, welche Sexualität ihre Kinder haben. Irene Dunkel, Gewinnerin eines Tuntenball-Awards und Mutter zweier homosexueller Söhne, betont dabei stets, dass man keine Angst haben solle, als Familie anders zu sein “Es gibt nichts, wofür man sich oder seine Kinder verstecken muss”, so der Obmann der Rosalila Pantherinnen Graz.

30 Jahre Grazer Tuntenball:

Katzen-begeisterte, oft etwas gedankenverlorene Wahlgrazerin mit einer Obsession für Kaffee und großer Liebe zu Fotografie, dem Meer und Großstädten.

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