Acht Nationalitäten, 113 Tore und ein eigener Fanclub: Einen Verein wie Austria Puch findet man in der untersten steirischen Spielklasse kein zweites Mal. Obmann Alfred Horner erzählt von seiner langen Verbindung zum Traditionsverein und den nächsten Zielen.
Zehn Jungs trommeln unermüdlich. Hüpfen im Takt. Singen umgedichtete Fangesänge hinter selbstgemachten Plakaten: Es ist Sonntagnachmittag in Lend, das letzte Saisonspiel läuft und die treuesten Fans von Austria Puch geben noch einmal alles. Bei Abpfiff zeigt die Anzeigetafel 10:1 – ein Kantersieg der Hausherren, die sich zum Saisonende von ihrer Fankurve feiern lassen. „Lightnings“ nennt sich die Gruppe aus der Puch-Jugend, die seit letztem Jahr ihre Kampfmannschaft bei jedem Spiel 90 Minuten anfeuert. Mit Dankesplakaten und -gesängen verabschieden sie die Elf von Klaus Karner in die Sommerpause.

Über 100 Jahre Vereinsgeschichte liegen hinter Austria Puch. Gegründet wurde der Verein 1921 als Werkverein der Südbahn unter dem Namen „Südbahn Heizhaus”. Aus dem Betriebsklub wurde bald ein ernstzunehmender Gegner: 1950 gelang der Aufstieg in den Profibetrieb, fünf Jahre darauf der Einzug in die höchste Liga Österreichs, gekrönt von Siegen gegen GAK und Sturm. Auch international konnte der Klub aufzeigen: 1954 krönte man sich in Paris zum Eisenbahner-Europameister – ein internationaler Bewerb, bei dem Eisenbahner-Betriebsmannschaften aus ganz Europa gegeneinander antraten. Mit den Jahren verlor der Klub den Anschluss an den Profifußball, konnte nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. Seit 2017 spielt der Verein in der untersten steirischen Liga. Doch auch wenn die ganz großen Zeiten Geschichte sind – die Leidenschaft auf dem Platz und am Spielfeldrand ist geblieben.
Alfred Horner – seit 63 Jahren Austrianer
Die Liebe zum Verein verkörpert wohl keiner besser als Alfred Horner. Seit über sechs Jahrzehnten gehört er zur Austria: erst als Jugendspieler, später als Trainer und heute als Obmann. Die Sportstätte ist seine zweite Heimat, der Klub eine wahre Herzensangelegenheit. „Ich bin eben alter Austrianer. Wo jemand gefehlt hat, bin ich dann eingesprungen“, sagt Horner und lacht. Rasenmähen, den Platz markieren, Trikots waschen oder das Team nach einem Heimsieg mit Kaltgetränken versorgen – der 77-Jährige ist sich für keinen Job zu fein.

Auf die abgelaufene Saison blickt der Obmann mit gemischten Gefühlen: „Wir waren Herbstmeister, aber in der Rückrunde schlich sich die Fehlerquote ein. In den entscheidenden Spielen konnten wir unser Potenzial nicht abrufen. Dazu kam noch Pech mit Verletzungen und Sperren.“ Am Ende landet die Austria auf Platz vier. Zwei Zähler fehlen auf die Vizemeisterschaft. Trotz 113 geschossenen Toren ist der langersehnte Aufstieg ausgeblieben. Einen großen Anteil am Erfolg hatten Idris Azizi und Marcel Marterer, die zusammen 62 Tore erzielten. „Es war eine erfolgreiche Saison, aber wir wissen, dass wir noch mehr können“, sagt Azizi, der seit 2022 beim Verein ist.
Aufstiegsträume und Herausforderungen
Das klare Ziel für die nächste Saison: Der Aufstieg in die Gebietsliga. „Die Austria ist ein Grazer Traditionsverein. Neben Sturm und dem GAK gibt es bis zur Gebietsliga keine Vertreter aus dem Herzen der Stadt – das muss sich ändern“, sagt Horner. Auch Azizi gibt sich zuversichtlich: „Wir haben ein tolles Team und wollen nächstes Jahr wieder angreifen!“
Der Klub kämpft aber nicht nur mit der sportlichen Herausforderung, auch das schwindende Zuschauerinteresse macht dem Verein zu schaffen. „Es gibt zwar Derbys gegen Grazer Vereine, wie Gösting oder LUV, aber oftmals ist das Zuschauerinteresse einfach sehr gering. Wenn Sturm zeitgleich spielt, hatten wir Matches mit nur acht zahlenden Zuschauern“, erklärt Horner und blickt zum Fanclub. „Aber unsere Jungs aus der Jugend sind immer da und machen Lärm“, erzählt er lachend.

Der Fanclub bringt nicht nur Bundesliga-Flair ins Unterhaus, sondern ist auch Ausdruck eines lebendigen Nachwuchses, der dem Verein neue Kraft gibt. „Wir wollen die Kinder von der Straße holen und für den Sport begeistern“, erklärt Horner. Die enge Kooperation mit der Grazer Fußballschule und naheliegenden Schulen zeigt Wirkung: Der Austria-Sportplatz ist nicht nur Trainingsort für die U7 bis U14, sondern wird auch regelmäßig von Schulklassen und Sportveranstaltungen genutzt. Der Verein bietet neben dem Fußballplatz mit vier Tennisplätzen und einer Stocksportanlage vielfältige Sportmöglichkeiten. Dank Horner hat sogar ein Kindergarten am Sportareal seine Heimat gefunden – so wird hier nicht nur Fußball gespielt, sondern ein echter Mehrwert für den ganzen Bezirk geschaffen.
Gesicherte Zukunft auf dem eigenen Platz
Austria Puch kann stolz auf eine langfristige Perspektive blicken. „Unser Sportplatz ist bis 2054 gesichert – das gibt uns die nötige Planungssicherheit und eine Heimat für viele weitere Fußballgenerationen“, betont Horner. Generationen, die den Klub auch in den nächsten Jahren voranbringen sollen. „Wir werden nächste Saison ein neues Gesicht zeigen, vorne mitspielen und die Jugend immer besser einbinden“, ist der Obmann überzeugt.

Austria Puch ist im Annenviertel aber nicht allein: In Gries kämpft der SV Justiz Graz in der 1. Klasse Mitte B um Punkte und belegte heuer den vierten Platz. Der Eggenberger Verein Graz United, der erst letztes Jahr den Meistertitel der 1. Klasse Mitte A gefeiert hat, zog sich in der Winterpause aus dem Ligabetrieb zurück.
Austria Puch ist ein traditionsreicher Fußballverein aus Lend, den es seit 1921 gibt. Obmann Alfred Horner ist seit 63 Jahren Teil des Vereins und begleitete ihn als Spieler, Trainer und Funktionär durch Höhen und Tiefen. In der abgelaufenen Saison schaffte es Austria Puch auf den 4. Platz in der 1. Klasse Mitte A.
Kontaktdaten Austria Puch:
Website: https://vereine.oefb.at/FkAustriaAsvPuch/News/
Telefon: 0676/489 22 06
Mail: fkaustriapuch@gmx.at
Titelbild: Karim Ahmed Shafei bei der Flanke, direkt vor dem Fanblock von Austria Puch – Foto: Nico Kammeritsch