Am Samstag feierte „Altweibersommer“ im Rahmen des Grazer Filmfestivals „Diagonale“ Weltpremiere. Das Regiedebüt von Pia Hierzegger, die man auch über das Theater im Bahnhof kennt, wurde vom Publikum mit tosendem Applaus aufgenommen. Wir waren bei der Premiere dabei und haben mit der Regisseurin gesprochen.
In der Conrad-von-Hötzendorf-Straße herrscht an diesem verregneten Samstagabend ein reges Treiben. Viele Filminteressierte scharen sich um das hölzerne, extra für die Diagonale aufgebaute Häuschen vor dem KIZ RoyalKino, um per Wartenummer noch eine Karte zu ergattern. Erst im Kinosaal kehrt endlich ein wenig Ruhe ein. Doch diese hält nur an, bis Hierzegger die Bühne betritt. „Es ist noch gar nichts passiert, aber vielen Dank!“

Zwei Tage später erzählt sie uns im Lokal „Die Scherbe“, wie sie die Premiere erlebt hat: „Eigentlich war alles super“, so ihr letztendliches Resümee, obwohl es immer schwierig sei, die Reaktionen des Publikums einzuschätzen. So schlecht kann es diesem aber gar nicht gefallen haben – zu lang hielt der Applaus an, der dem Abspann folgte. Nachdem Hierzegger im Anschluss der Weltpremiere noch am selben Wochenende in diversen österreichischen Kinos zu Gast war, dürfte sie sich an den Beifall aber mittlerweile gewöhnt haben.
Ein Urlaub der besonderen Art
Im Fokus des Films, der fürs internationale Publikum mit dem treffenden Titel „It’s all going south“ ausgestattet wurde, stehen die drei Freundinnen Elli (Pia Hierzegger), Astrid (Ursula Strauss) und Isabella (Diana Amft). Auch lange nach ihrer gemeinsamen WG-Zeit machen sie zusammen einen alljährlichen Campingurlaub, der in diesem Jahr jedoch ganz anders verläuft als in den Jahren zuvor. Das liegt nicht nur an Ellis Brustkrebserkrankung, sondern auch an einem unerwarteten Todesfall, der den Trip auf den Kopf stellt.
„Altweibersommer“ lebt von seinen drei Hauptfiguren. Vor allem Hierzegger und Strauss haben eine außergewöhnliche Dynamik und tragen mit ihren Darbietungen den Film. Obwohl sich der Plot hin und wieder eher wie eine Aneinanderreihung alleinstehender Szenen anfühlt als eine durchgehende Geschichte, kann man die charakterliche Entwicklung von Elli, Astrid und Isabella förmlich spüren.
Diese Frauenfreundschaft war laut Hierzegger auch der Ausgangspunkt des Drehbuchs. Bei einer solchen Dynamik muss man „so vorsichtig sein, dass nicht eine ‚wegfällt‘ – und am schlimmsten ist, wenn man selbst wegfällt.“ Eine derartige Dreier-Konstellation ist der gebürtigen Grazerin auch aus dem Alltag bekannt: Sie selbst fährt jedes Jahr mit zwei Freundinnen vom Theater im Bahnhof auf Urlaub. Das TiB sei für sie wie eine „künstlerische Heimat“, das ihr Schauspiel sehr beeinflusst habe. Auch ihre textlichen Anfänge liegen dort. „Es hängt irrsinnig viel am Theater im Bahnhof“, weshalb sie diesem im Abspann auch explizit dankt.

Makelloses Debüt
Dass der Film Hierzeggers Regiedebüt ist, wäre vermutlich ohne mehrfacher Erwähnung dieser Tatsache niemandem aufgefallen. Zu routiniert wirkt jede Einstellung bereits ab der ersten Sekunde. Das Spiel mit der Kameraposition zu Beginn erinnert an Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“, die Synchronisation der Musik mit der Handlung an „Baby Driver“. Hierzegger selbst nannte uns im Gespräch unter anderem den oscarprämierten Film „Marriage Story“, aber auch die Hangover-Trilogie als Inspirationen für ihr Regiedebüt. Und auch Ursula Strauss fand bei der Fragerunde am Ende der Premiere nur lobende Worte für ihre Kollegin: „Pia hatte alles im Griff, auch wenn sie es nicht immer glaubt.“
Die zweite Vorstellung von „Altweibersommer“, dieses Mal im Annenhof Kino, war auch die letzte der heurigen Diagonale. Nun dürfte sich Hierzegger endlich ein wenig erholen können: Konkrete Pläne für ein nächstes Regieprojekt gibt es aktuell nicht. Vielleicht geht sich ja diesen Sommer wieder ein Urlaub mit zwei Freundinnen aus.
Titelbild: Pia Hierzegger, Ursula Strauss, Kameramann Klemens Hufnagl und die Produzent:innen beantworten Fragen zu „Altweibersommer“. – Foto: Clemens Lesch
„Altweibersommer“ erscheint am 4.4.2025 in den österreichischen Kinos.