Grüner Container mit Kinderschuhen
Foto: Clara Wehinger

Der lange Weg der alten Kleidung

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Lesezeit: 2 Minuten

Wohin mit überschüssiger Kleidung? Rund 2.000 Tonnen Textilien spenden die Steirer*innen jährlich an die Caritas. Wo abgegebene Kleidung landet, ist allerdings in vielen Fällen ungewiss. Oftmals ist ein “Zweites Leben” nicht möglich und es bleibt nur die Entsorgung.

 

von Maria Helena Troppacher, Clara Wehinger und Nico Ulz

Ein grüner Altkleidercontainer in der Doblergasse. Daneben türmen sich mindestens fünf Säcke voller Kleiderspenden. Dieser Container ist nur einer von vielen in Graz, allein im Annenviertel befinden sich rund 50 davon. Was jedoch mit den Unmengen an gespendeter Altkleidung passiert, legen nicht alle Organisationen transparent offen. “Besonders dramatisch wird es natürlich bei gewerblichen Entsorgern”, so Gertrude Klaffenböck, Pressesprecherin der Clean Clothes Kampagne, eine Organisation, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilbranche einsetzt.

Fehlende Transparenz

Rund 1.600 Tonnen Textilspenden wurden im Jahr 2022 allein in den Containern der Caritas Steiermark gesammelt. Klaffenböck erklärt: “In Österreich ist es mittlerweile so, dass wenig Kleidung, die abgegeben wird, ob im Container oder auf den Müllsammelstellen, wiederverwertet werden kann.” Knapp ein Drittel der gestifteten Textilien wird bei der Caritas bereits nach der ersten Begutachtung entsorgt. Der brauchbare Rest wird zuerst sortiert und dann entweder an die Secondhandshops der Caritas, sogenannte Carla-Shops, oder an ausländische Konzerne weitergegeben.

Ins Ausland kommt nur jene Kleidung, die in österreichischen Shops nicht verkauft wird oder keine Verwendung findet. Laut Tamara Puff, Carla-Store-Verantwortliche für die Steiermark, bemühe sich die Caritas zwar um transparente Zusammenarbeit mit ausländischen Käufern, den Weg jedes einzelnen Kleidungsstückes nachzuverfolgen, sei jedoch nicht möglich. 

Dies bestätigt auch Klaffenböck. Es fehle an Transparenz, man könne den Transport der Altkleider nicht gut genug nachverfolgen. Die sozialökonomischen Betriebe, wie die Caritas, seien noch am offensten im Bezug auf Transport und Verkauf der Ware, doch auch das habe eine Grenze. Ab einem gewissen Punkt sei nicht mehr klar, wer und wo der tatsächliche Endverbraucher ist.

Ein Bewohner des Annenviertels nutzt eine Sammelbox

Die Qualität sinkt

Laut Puff variiere die Spendenbereitschaft von Jahr zu Jahr. In den Anfängen der Pandemie sei vermehrt Ware abgegeben worden, eine Entwicklung, die mittlerweile wieder abgenommen habe. Aber nicht nur die Ware wird weniger – aufgrund des Fast-Fashion-Phänomens ist auch die Qualität der gespendeten Altkleidung in den letzten Jahren zurückgegangen. „Fast Fashion kann man schwer ein zweites Leben schenken“, so Puff, „zudem bedeutet die schlechtere Qualität viel Arbeit in der Sortierung.“ Das Problem bringt auch hohe Entsorgungskosten mit sich. Wie bereits erwähnt, betrifft das knapp ein Drittel der abgegebenen Textilspenden.

Ein weiterer Anbieter von Altkleidercontainern in der steirischen Landeshauptstadt ist die Holding Graz, die vor allem im Bereich der Abfallentsorgung tätig ist. „Da die Holding Graz selbst nur eine Behandlungsanlage für Rest- und Sperrmüll betreibt, müssen wir im Bereich der Alttextilien mit anderen Entsorgungspartnern zusammenarbeiten“, so Maria Ortner, Zuständige für Abfallwirtschaft. Man arbeite sowohl mit der Caritas als auch mit der FCC Textile2Use GmbH zusammen. 

In den Containern finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Holding aber regelmäßig nicht nur Kleidung, sondern auch Schlüssel, Geldbörsen oder Reisepässe. Hin und wieder findet sich sogar Lebendiges in den Sammelboxen: „Die skurrilsten Funde waren tatsächlich Menschen, die beim Versuch, Ware aus den Containern zu entwenden, selbst im Container gelandet sind und sich nicht mehr befreien konnten“, erzählt Ortner.

Abseits von den verschiedenen Meinungen und Problematiken rund um das Altkleidersammeln ist eines klar: Secondhand Shopping wird uns weiterhin begleiten. Auch Gertrude Klaffenböck erwähnt: “Der Boom von Secondhand Kleidung ist jetzt doch schon zehn Jahre alt, der Trend wird auch bleiben.”

 

Titelbild: Überfüllter Altkleidercontainer — Foto: Clara Wehinger

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