Auch wir haben uns die Hochzeitskleider ein wenig genauer angesehen.
Lesezeit: 3 Minuten, 17 Sekunden

Ein Blick hinter den Schleier: die „Hochzeitswelt“

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Wo in Graz treffen an einem Wochenende glänzende Ringe, weiße Spitze sowie Feuerwerkskörper und Austropop aufeinander? Die Annenpost war zu Besuch bei der „Hochzeitswelt“, einer Ausstellung für alles rund um den schönsten Tag im Leben. Ist diese nicht nur etwas für angehende Brautpaare, sondern auch für alle, die ihrer stressigen Realität ein paar Stunden lang entkommen wollen?

von Marlies Lubi und Valentina Lohr

Samstag, 14. Jänner, 13 Uhr. Vor den Toren der Helmut-List-Halle hat sich bereits pünktlich zu Beginn der Veranstaltung eine lange Menschenschlange gebildet. Etwa 1500, so hoffen die Veranstalter der Hochzeitsmesse, werden es an diesem Wochenende sein. Die meisten von ihnen sind Paare, so wie jenes vor uns in der Reihe. Ein Mann und eine Frau, beide Mitte dreißig, halten Händchen und haben ein Strahlen im Gesicht. Dahinter stehen wir, zwei Annenpost-Redakteurinnen, beide 19 und single, aber sehr motiviert, hier alles zu lernen, was es für den schönsten Tag im Leben braucht.

Wer ist die Braut?

Schon bald wird uns allerdings klar, dass wir nicht den Anschein zweier angehender Journalistinnen erwecken. An einem Stand für Brautfrisur sieht uns eine Frau mit überlegendem Gesichtsausdruck von der Seite an. Schließlich fragt sie uns doch erwartungsvoll: „Wer von euch beiden ist denn die Braut? Oder seid ihr beide Bräute?” Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir diese Frage verneinen müssen. Über den schönsten Tag im Leben wollen sie hier alle dennoch nur zu gerne mit uns sprechen. Von Brautmodenhersteller Steinecker erfahren wir, dass sowohl Vintage- Hochzeitskleider als auch Glitzerprinzessinnenkleider im Trend sind. Eine Vertreterin vom Modehaus Hufnagl erzählt voller Elan: „Auch bei Bräutigams ist Vintage sehr im Trend. Allerdings wollen sie auch immer mehr Farbe auf ihren Anzügen haben.” Es ist, als wäre die Tür der Listhalle an diesem Samstag ein Portal zu einer anderen Welt, in der die doch oft düstere Realität Pause zu haben scheint. Überall herrscht eine positive Stimmung, alle haben ein Lächeln auf den Lippen.

Auch Glitzerprinzessinnenkleider sind wieder im Trend.
Wir lernen: Auch Glitzerprinzessinnenkleider sind wieder im Trend – Foto: Valentina Lohr

Von Feuerwerken bis zu Fotoboxen

Nachdem wir an der Eintrittskasse die leere Papiertüte noch ablehnten, dauert es nicht lange, bis wir umdrehen und uns doch eine holen. Denn wir haben verstanden, warum sie notwendig ist: Sobald wir die Halle betreten haben, werden uns von allen Seiten Flyer, Prospekte und kleine Geschenkesäckchen in die Hände gedrückt. Hier bietet uns eine junge Frau das perfekte Feuerwerk für unsere Veranstaltung an, dort probiert ein Pärchen gerade eine Fotobox in Form eines riesigen Spiegels mit vergoldetem Rahmen aus. 

Die Entstehung der „Hochzeitswelt“

Auch Veranstalter Walter Krenn nimmt sich Zeit, sich alles anzusehen. Der große Mann im Anzug ist ständig in Bewegung: Hier schüttelt er die Hand einer Ausstellerin, dort führt er ein Gespräch mit einem angehenden Bräutigam. Trotzdem ist er sofort bereit, sich Zeit für uns zu nehmen und uns mit vor Stolz glänzenden Augen von seinem Herzensprojekt zu erzählen. Im Hintergrund gibt eine Hochzeitsband eine Kostprobe ihrer Songauswahl, Reinhard Fendrich ist genauso zu hören wie Bruno Mars. Herr Krenn erzählt uns, dass er selbst vor über 20 Jahren Musik mit Spezialisierung auf Hochzeiten angeboten hat. Daher stammt auch die Idee, aus der die „Hochzeitswelt” schließlich entsprungen ist: „Um als Band bekannt zu werden, besuchst du Hochzeitsmessen. Davon gab es aber nur viele kleine. Also habe ich mir gedacht: Wieso spare ich mir nicht 14 Wochenenden im Jahr und mache eine große Messe daraus?” 

Veranstalter Walter Krenn erzählt uns, wieso er genau die Listhalle ausgewählt hat und wie die "Hochzeitswelt" entstanden ist
Im Gespräch mit Veranstalter Walter Krenn – Foto: Valentina Lohr

Champagner statt Sekt

Mittlerweile hat sich die Halle gut gefüllt. Unter den Gästen finden wir auch Bianca und Nick, ein junges Paar, das seine Hochzeit für Juni 2024 plant. Wie die meisten anderen sind sie hier auf Inspirations- und Ideensuche. Auf unsere Frage, ob sie wegen der teuren Zeiten planen, weniger Geld für ihre Hochzeit auszugeben, werfen sie sich kurz einen hilfesuchenden Blick zu. Schließlich antwortet Bianca: „Wenn man feiert, dann richtig. Es soll ja schön sein und es ist nur ein Tag im Leben.” Diese Meinung teilen auch andere Gäste, mit denen wir an diesem Tag noch sprechen. Auch der Chef eines Brautsalons verrät uns mit einem Augenzwinkern: „Man leistet sich mehr und lädt dafür weniger Gäste ein. Dann wird eben Champagner statt Sekt getrunken!”

Zwei Stunden sind bereits vergangen, als wir uns langsam in Richtung Ausgang bewegen. Wir drehen uns noch einmal um und werfen einen letzten Blick auf eine heile Welt, die, so merken wir, nicht nur für Brautpaare ein Entfliehen aus dem Alltag bietet. Während wir diese wieder verlassen, stimmt schon die nächste Hochzeitsband einen Refrain an.  „Awarakadawara, wo san meine Hawara?”

 

 

Titelbild: Redakteurin Marlies Lubi beim Betrachten der Hochzeitskleider – Foto: Valentina Lohr

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