Unter dem Motto „Rollen, Tricksen, Demonstrieren“ bewegten sich am gestrigen Samstag hunderte Menschen mit allem was rollt vom Lendplatz Richtung Oper. Sie wollen damit ein Zeichen gegen das neu auferlegte Skateverbot und für mehr Platz im öffentlichen Raum setzen.
Lendplatz, 12:00 Uhr. Skateboard-Geklapper und aus einer Musikbox dröhnende Rap-Klänge erfüllen die Luft. Skater*innen beachten an diesem Samstag nicht das Trickverbot, das seit fast zwei Monaten auf öffentlichen Plätzen gilt. Beinahe die gesamte Grazer Skate-Community hat sich am Lendplatz versammelt, um gegen das Verbot zu protestieren. „Skaten ist nicht nur mein Hobby, sondern mehr oder weniger mein ganzes Leben. Für mich ist es sehr wichtig, dass man in Graz skaten darf“, meint Benji, einer der Teilnehmer*innen.
Kurz nach Mittag halten die Organisatoren MoVe iT und Fridays for Future eine kurze Ansprache. “Die Stadt braucht mehr Draufgeher und Draufgänger”, meint Florian Stephan, Aktivist bei Students for Futures. „Das Einzige, was wir brauchen, um skaten zu können, ist Platz und diesen Platz holen wir uns heute“, ruft Oskar May, ebenfalls Mitglied bei den Students. Die Menge jubelt und klopft zustimmend mit ihren Boards auf den Boden.

„Was wollen wir? Ein autofreies Graz!“
12:15 Uhr, die Demonstration gerät ins Rollen. Das Format entspricht dem der „Critical Mass“, eine weltweite Bewegung, bei der sich mehrere, nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer*innen durch die Stadt bewegen. Ziel solcher Demos ist es, ein Gegengewicht in den von Autos dominierten Straßen zu bilden. Dadurch soll sichtbar gemacht werden, dass mehr Platz notwendig ist. Diesmal jedoch mit dem Schwerpunkt auf das Skaten. „Wir wollen zeigen, wie schön es sein kann, wenn nicht nur Autos auf den Straßen fahren“, meint Alena Zöch, Aktivistin bei Fridays for Future.
Die Menge ist bunt gemischt: Unter Polizeibegleitung und auf Fahrrädern, Rollschuhen, Skateboards, in Rollstühlen und zu Fuß bewegen sich die Menschen zu Parolen wie „Was ich gerne hätte: Autofreie Städte“ und „Act! Now“ durch die Grazer Innenstadt. Auch Familien lassen sich die Chance nicht nehmen und begleiten mit Fahrrädern und Kinderwagen die Demonstrant*innen, um im Anschluss beim erstmaligen Grazer Kidical Mass dabei zu sein. Die DJane Julia Caballera sorgt mit dem Kulturmobil – ein fahrbares DJ-Pult – für ausgelassene Stimmung. Ihre Beats mischen sich taktvoll unter das Brummen der unzähligen Skateboards.

Der Ruf nach einer fairen Stadtverteilung
Rund zwei Meter in der Luft sitzt Toni auf ihrem Einrad. Die Schülerin möchte mit ihrer Teilnahme auf die vor allem auf den Autoverkehr ausgelegte Stadtverteilung aufmerksam machen. „Es ist verrückt, wie viel Platz die Autofahrer*innen bekommen und wie wenig Fahrradfahrer*innen, Skateboarder*innen und auch Fußgänger*innen bekommen. Es gibt so viele Unfälle mit Fahrradfahrer*innen, das ist einfach nicht mehr zu verantworten“, meint sie entschlossen.
Dafür setzt sich auch die Grazer Organisation MoVe iT ein. Ihr Ziel ist es, das Thema Verkehrswende und die Umgestaltung des öffentlichen Raumes positiv zu verankern. „Wir wollen zeigen, wie schön es ist, wenn eine vierspurige Straße, wie zum Beispiel die Glacisstraße, zu einer Begegnungszone im öffentlichen Raum umgewandelt wird“, so Florian Supé, Pressesprecher der Organisation.

Endspurt Franz-Graf-Allee
Um 13:30 Uhr nimmt die Demonstration vor der Grazer Oper ihr Ende. Auf einer Bühne gibt die Band „Kitsch Royal“ ihr Bestes, um die aufgeheizte Menge bei Laune zu halten. Die Menschen sitzen auf der eroberten Straße, während die Skater*innen den Platz nutzen, ihre Tricks vorzuführen, um sich für den anschließenden Skatercontest warm zu halten.
Eine Abschlussrede halten Obfrau Lisa Veith-Gruber und Pressesprecher David Knes vom Grazer Rollbretter Ästheten Bund (GRÄB). Die Organisation half neben anderen Organisationen beim Mobilisieren der Demo. Sie setzt sich für die Skaterszene ein und hat sich unter anderem dazu bereit erklärt, die Organstrafen, die beim Tricksen auf öffentlichen Plätzen ausgeteilt werden, zu übernehmen. Die Kommunikation mit der Stadt habe an sich ganz gut funktioniert, die fordernde Masse dahinter fehlte bisher jedoch. “Das ist extrem viel wert”, meint Veith in ihrer Ansprache. „Wir haben unseren Platz im öffentlichen Raum, der uns zusteht, und den wir behalten wollen“, so Knes.
Titelbild: Die Protestierenden bewegen sich Richtung Oper. – Foto: Helene Purt
Danke für diesen schönen Bericht.
Alles Liebe