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„Unsichtbares“ Annenviertler Handwerk im Spotlight

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Maria Reiner, vom Verein ANNENViERTEL, startete ein neues Projekt: Unsichtbares Handwerk im Annenviertel macht traditionelle Handwerksbetriebe wieder sichtbar.

Unsichtbares Handwerk ist eine Kooperation des Stadtteilprojekts ANNENViERTEL mit dem Wiener Eintagsmuseum. Johanna Reiner, die Schwester von Maria Reiner, leitet dieses Museum, das auch das erste Projekt dieser Art in Wien startete. Im Rahmen von Unsichtbares Handwerk sammelte Johanna Reiner Geschichten von Wiener Handwerksbetrieben und setzte diese in Beziehung zur baulichen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Für das Kulturjahr 2020 möchte Maria Reiner den Annenviertler Handwerken auf den Grund gehen.

Das Team des Unsichtbaren Handwerks geht dabei der Frage nach, was die Produktions- und Handwerkskultur zur Entwicklung des Annenviertels beigetragen hat. Im Laufe des Jahres werden dazu Porträts von Annenviertler Handwerksbetrieben auf der Website des Projekts veröffentlicht. Wie beim Vorreiterprojekt in Wien soll es auch für das Annenviertel einen Stadtplan geben, in dem alle „unsichtbaren“ Betriebe verzeichnet sind.

Ein turbulenter Herbst

Im Zuge des Projekts sind für diesen Herbst Spaziergänge und Workshops geplant – sollte das die Corona-Situation erlauben. Bei den Events bekommen die „unsichtbaren“ HandwerkerInnen des Annenviertels die Möglichkeit, sich gegenseitig näher kennenzulernen. Bis die Veranstaltungen stattfinden, besucht das Team wöchentlich Handwerksbetriebe und berichtet über diese.

Weiters ist eine Plakatserie in Arbeit, welche die HandwerkerInnen des Annenviertels in den Fokus stellt. Die Plakate sollen die Geschichte der Unternehmen und deren Sichtweise auf ihre Arbeit präsentieren. Außerdem plant das Projektteam ein Erzählcafé, das den gegenseitigen Austausch fördern soll. Das Konzept dazu ist jedoch noch nicht vollständig ausgearbeitet.

Ziel des Projekts ist, die Geschichten der Betriebe zu erzählen und diese mit der Entwicklung der Bezirke Gries und Lend zu verbinden. Das ehemalige Arbeiterviertel soll dadurch wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Zusätzlich stärkt das Projekt Unsichtbares Handwerk die Anerkennung und Wertschätzung für die Produkte der HandwerkerInnen im Annenviertel.

Geschichten der traditionellen Handwerksbetriebe

Maria Reiner engagiert sich bereits seit vielen Jahren für das Annenviertel und ist unter anderem Geschäfsführerin des Vereins Stadtteilprojekt ANNENViERTEL. Im Februar 2020 begann sie mit der Planung des Projekts: “Wir haben recherchiert, welche Betriebe es gibt und geschaut, wie sie untereinander vernetzt sind und mit wem sie zusammenarbeiten.” Als Beispiel nennt Reiner die Betriebe SCALA Messerfachwerkstätte und J. Frühwirth Waagen und Maschinen, die gemeinsam arbeiten und sich unter anderem gegenseitig beliefern. Unsichtbares Handwerk macht Netzwerke dieser Art sichtbar.

Das Unternehmen J. Frühwirth Waagen und Maschinen GmbH blickt auf eine lange Geschichte zurück. – Foto: Unsichtbares Handwerk.

Das Familienunternehmen J. Frühwirth Waagen und Maschinen GmbH in der Griesgasse hat sich auf das Eichen und Kalibrieren von Waagen spezialisiert. Derzeit führt Familie Romich die Geschäfte bereits in vierter Generation. Laut Inhaber waren zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im Haus Griesgasse 42 mehrere Familien und auch einige Unternehmen untergemietet. Die Leute hätten nicht viel gehabt und haben sich deswegen die Räumlichkeiten geteilt.

Auch eine ehemalige Christbaumschmuck-Fabrik in der Wiener Straße ist Teil des Projekts. Auf diesem Grundstück (Wiener Straße 178 – 180) steht heute eine große Siedlung. Die Fabrik trug den Namen Alpenländische Christbaumschmuckfabrik J. Wratschko.

Rückkehr des traditionellen Handwerks

“Es ist heute eine Besonderheit, dass jemand ein Handwerk abseits der Massenproduktion betreibt, es wieder aufleben lässt und das Wissen von Generation zu Generation weitergibt”, sagt Reiner. Einen anderen Zugang hat Martina Sperl, die ihr Handwerk nicht von ihren Eltern gelernt hat.

Martina Sperls Motto in ihrer Polsterei. – Foto: Unsichtbares Handwerk

Martina Sperl ist Inhaberin einer Polsterei am Lendplatz, die ihren Namen trägt. Sie hatte anfangs keinen Bezug zu diesem Handwerk, wollte es aber erlernen und kämpfte lange um einen Ausbildungsplatz. Heute revitalisiert Sperl unter dem Slogan “Ewig schöne Möbel” alte Polstermöbel und brachte damit neuen Schwung in das traditionelle Tapezierergewerbe von Graz.

„Was alle Betriebe vereint, ist die Liebe zu ihrem Handwerk“, so Maria Reiner. Wer exklusive, besondere handwerkliche Erzeugnisse suche, werde bei den unsichtbaren Handwerksbetrieben im Annenviertel mit Sicherheit fündig.

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