Corona im Ausland: Ljubljana

Lesezeit: 3 Minuten

Carina Rumpler aus Lend ist nach ihrem Studium vor knapp fünf Jahren nach Ljubljana gezogen. Die Architektin erzählt uns von ihrem Alltag in Slowenien während der Corona-Krise.

Annenpost: Liebe Carina, danke, dass du dir für unser Gespräch Zeit nimmst!
Was ging dir durch den Kopf, als die ersten Corona-Maßnahmen in Slowenien verkündet wurden?

Carina Rumpler: Die Sache ist die, dass es mich schon vor den ersten Maßnahmen persönlich betroffen hat. Ich war in der ersten Märzwoche in Südtirol auf Skiurlaub. Als ich zurückgekommen bin, hat mich mein Chef gleich angerufen und gefragt, wo ich genau war, wie es mir geht und wie dort die Situation bezüglich Corona ist. Mir ging es gut, aber ich hatte noch immer einen leichten Husten, weil ich in der Woche davor an einer Grippe erkrankt war. Als wir aus dem Skiurlaub heimgefahren sind, gab es dort erst zirka zehn Fälle. Wegen dem Husten bin ich dann gleich Anfang März ins Homeoffice übersiedelt und mein Freund auch. Als die ersten richtigen Maßnahmen gekommen sind, waren wir schon zu Hause und die Isolation eigentlich schon gewohnt.

Carinas Blick aus dem Fenster in den Innenhof.
Carinas Blick aus dem Fenster in den Innenhof. – Foto: Carina Rumpler

In Slowenien gilt die Masken- und Handschuhpflicht, das öffentliche Verkehrsnetz ist eingestellt und man darf die eigene Heimatgemeinde nicht mehr verlassen. Wie stehst du zu den Maßnahmen, die die Regierung in Slowenien verhängt hat?

Das mit dem öffentlichen Verkehr finde ich schon ziemlich heftig. Mich betrifft es zwar nicht, weil ich jetzt im Homeoffice arbeite und alles in unmittelbarer Umgebung besorgen kann. Es gibt aber viele Leute, die weiterhin in die Arbeit gehen und wenn sie kein Auto haben, mit dem Rad fahren müssen. Man darf auch nicht mehr ans Meer oder in die Berge fahren und die Heimatgemeinde nicht verlassen. Das Stiegenhaus wird täglich desinfiziert, das kostet viel Geld und die Mieter müssen das bezahlen. Diese Maßnahmen finde ich schon unnötig.

Aufgrund der aktuellen Lage fällt vielen Menschen zuhause die Decke auf den Kopf. Ist die Corona-Krise psychisch für dich eine Herausforderung?

Naja, das Schwierige ist, dass ich vor der Krise im Urlaub und davor auch noch krank war. Ich sehe also schon die sechste Woche niemanden außer meinen Freund. Ich bin auch in zwei Sportvereinen und das Training fällt jetzt natürlich weg. Wir leben in einer Wohnung und deswegen versuchen wir, regelmäßig nach draußen zu gehen.

Du bist Architektin und kannst von Zuhause aus arbeiten. Gelingt es dir, im Homeoffice einen geregelten Tagesablauf einzuhalten?

Ja! Wir werden von unserem Chef eigentlich gut dazu gezwungen. Wir müssen morgens und abends einen Tagesbericht schreiben. Es funktioniert auch, weil ich weiß, dass alle anderen ebenfalls zwischen acht und 16 Uhr arbeiten. Außerdem weiß ich, dass der Chef mindestens einmal am Tag über MS Teams plötzlich anruft und dann sollte man erreichbar sein.

So sieht Carinas Homeoffice aus.
So sieht Carinas Homeoffice aus. – Foto: Carina Rumpler

Im Annenviertel gibt es beispielsweise Teletreffs zum gemeinsamen Turnen oder eine Morgendisco, um die Gemeinschaft trotz Social Distancing zu stärken. Ergreift man in Slowenien auch solche Initiativen?

Von öffentlichen Angeboten weiß ich nichts. Aber wir veranstalten virtuelle Treffen im Sportverein und schauen uns einmal in der Woche über Skype alte Spiele an. Hauptsächlich, damit wir uns eben hören und über den Bildschirm sehen.

Würdest du die Corona-Krise lieber in deiner alten Heimat, dem Annenviertel, verbringen?

Ich habe darüber nachgedacht, vor allem, als die Nachricht von der österreichischen Botschaft gekommen ist, dass wir heimkommen sollen. Ich bin ja als Auslandsösterreicherin registriert. Als dann auch noch die Grenzen geschlossen wurden und ich, wenn ich heimfahren wollte, zwei Wochen in Quarantäne müsste, habe ich schon überlegt, ob es besser wäre, zuhause zu sein. Ich habe dann aber beschlossen, dass es in Wirklichkeit keinen Unterschied macht, in welcher Wohnung ich sitze.

Gibt es einen Gegenstand, der dir in dieser Zeit besonders wichtig ist?

In Wahrheit ist der Computer das Wichtigste. Und mein Kindle – ich habe jetzt viel mehr Zeit zum Lesen.

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Was wünscht du dir?

Ich wünsche mir grundsätzlich, dass das relativ bald vorbeigeht und wir zur Normalität zurückkehren können. Ich wünsche mir auch, dass ich bald wieder ganz normal arbeiten gehen darf. Man merkt erst, was einem abgeht, wenn man es nicht mehr hat.

Liebe Carina, danke für das Gespräch und den Einblick in dein Leben während der Corona-Krise!

 

Zahlen und Fakten über die aktuelle Lage in Slowenien

Bestätigte Coronafälle: 1220

Genesene: 152

Tote: 56

Stand: 15.04.2020

Aktuelle Hinweise zur Corona-Krise in Slowenien

 

Wie Elisabeth in Moskau ihren Alltag während der Corona-Krise meistert, liest du im Annenpost-Artikel von Manuel Deutschmann.

Musikbegeisterte Weltenbummlerin, die gerne als Gastgeberin fungiert. Lässt sich leicht für Wochenendtrips begeistern, ist ehrgeizig, abenteuerlustig und gesellig.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

fünf + 15 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

8 Fragen an… Manuel „Da Bürgermasta“ Pölzl

Nächste Geschichte

Scherbe und Capperi! im Corona-Schlaf

Letzter Post in VIERTEL(ER)LEBEN