Tomo Benkovic steht in seinem Fahrrad-Geschäft

Ein Leben fürs Fahrrad

ca. 1 Minute Lesezeit

Radprofi und Staatsmeister. Betreuer des bosnischen Nationalteams. Fahrradmechaniker in Graz. Boxenstopp bei Tomo Benkovic.

Von: Martin Preßnitz, Florian Schantl, Tanja Reinisch

Etwas verloren wirkt das Fahrradgeschäft in der von Autos rege befahrenen Grazer Keplerstraße. Im Gegensatz zur unscheinbaren Außenfassade des Betriebs hat die Geschichte des Inhabers Spannendes zu bieten. Inmitten seines geordneten Chaos, das unter anderem Sonnenbrillen, Ersatzteile und Radschlösser in sich birgt, streckt Tomo Benkovic seinen KundInnen freundlich die Hand entgegen. Nach seiner Maschinenbauausbildung wurde er aktives Mitglied im jugoslawischen Radnationalteam. Fünf Mal wurde er Landesmeister. Ein schwerer Sturz im Alter von 28 Jahren beendete seine Karriere als Radsportprofi. Seiner Leidenschaft blieb Benkovic aber treu – als Mechaniker des Nationalteams und Betreuer der Jugendnationalmannschaft.

 

Erfahrung im Profibereich

Seit 2003 hat Tomo Benkovic seine eigene Radwerkstatt in Graz, die noch dazu zu den günstigsten im Annenviertel zählt. Doch wie verschlug es ihn hierher? Nicht etwa der Jugoslawienkrieg, sondern reiner Zufall brachte ihn in die steirische Landeshauptstadt. „Bei uns in Bosnien gab es nichts für den Radsport.“ So kam er wegen des Kaufes bestimmter Radteile hierher. Ein Gespräch führte zum Nächsten und so begann er in Eggenberg als Mechaniker zu arbeiten. 

Mit dem Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991 wurden aus den sechs Teilrepubliken eigenständige Staaten und Benkovic theoretisch zum Bundesmeister. „Eigentlich bin ich jetzt fünfmaliger Staatsmeister im Straßenradsport“, sagt der Geschäftsinhaber. Seine langjährige Erfahrung im Radsport ermöglicht es ihm heute, die Reparaturen effizient zu erledigen.

Für FreizeitradlerInnen zahlt es sich aus, die Preise der Shops zu vergleichen, bestätigt AK-Expertin Daniela Premitzer. So landete Tomo Benkovic 2009 und 2012 auf Platz eins der billigsten Radwerkstätten in Graz. 2016 und 2017 gelang ihm diese Wertung sogar steiermarkweit. Beim Preischeck 2019 war er zwar nicht in allen Kategorien der Günstigste, bot aber unter anderem die landesweit niedrigsten Arbeitskosten pro Stunde an. Das kleine Service, zu dem etwa Ketten-Schmieren und Einstellen der Bremsen gehört, kostet bei ihm etwa 29 Euro.

Dass mehrere Zeitungen über diese Testergebnisse berichteten, half Benkovic, die ersten schwierigen Jahre zu überstehen. Über seine aktuelle Auftragslage sagt er: „In den letzten drei, vier Jahren haben sehr viele Geschäfte in der Nähe eröffnet und das merke ich schon.” Dramatisch sei die Situation aber nicht.

Ein Fahrrad hängt von der Decke - Foto: Tanja Reinisch. 
Alles dreht sich ums Rad in Benkovics Geschäft in der Keplerstraße. – Foto: Tanja Reinisch.

Im Auto nur in Ausnahmefällen

Auch privat setzt der Mechaniker voll und ganz auf das Zweirad. Alltägliche Strecken überwindet er stets ohne CO2-Emissionen. Ins Auto steigt der Radexperte nur, um am Wochenende die Einkäufe zu erledigen oder wenn er auf Heimaturlaub fährt. Benkovic: „Meine Frau und ich kennen uns schon seit der Kindheit, wir sind beide in Banja Luka geboren und Heimat ist eben Heimat.“

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