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Von Notenpflicht und Deutschklassen

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

In der Volksschule Gabelsberger steht das Deutschlernen tagtäglich auf dem Programm. Die Bildungspläne der ÖVP-FPÖ Regierung bringen einige Neuerungen für das Team von Direktor Bruno Leitner.

Notenpflicht in den Volksschulen, Deutschklassen vor dem Schuleintritt und eine Bildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr, das Bildungspaket der ÖVP-FPÖ Regierung verspricht viel Veränderung. In der Volksschule Gabelsberger wurden in den letzten Jahren aber bereits einige Akzente gesetzt. Derzeit besuchen 270 Schülerinnen und Schüler die Klassen der Grundschule, 259 davon sprechen Deutsch nicht als Muttersprache. “Mit der Verständigung gibt es logischerweise Probleme, wenn man uns mit einer Landvolksschule vergleicht, dort ist es vermutlich genau umgekehrt”, sagt Direktor Bruno Leitner. Während des Schuljahres kämpft die Volksschule auch mit vielen Ab- und Zugängen in den Klassen, Organisation und Planen wird dadurch nicht einfacher. “Bei mir gab es schon Schuljahre, da gab es 30 Bewegungen im Schuljahr. Und trotzdem muss alles laufen, am Land beginnt die Schule im September und arbeitet dann das ganze Jahr mit wenig Veränderungen”, erzählt der Direktor, der selbst noch gerne in den Klassen unterrichtet.

Die Förderung der deutschen Sprache spielt eine große Rolle im Schuljahr. In den sogenannten Quereinsteigerkursen bildet man zum Schulstart Gruppen von fünf bis zehn Kindern. “In diesen Kursen fangen wir bei Null an und vermitteln zuerst einmal die wichtigsten Vokabeln des täglichen Lebens”, sagt Leitner. Neben diesen Kursen gibt es auch noch zwölf spezielle DAZ- Lehrer – das steht für Deutsch als Zweitsprache –, die mit ihrer Hochschulausbildung den Kindern unterstützend unter die Arme greifen sollen. “Der Andrang an unsere Bildungseinrichtung ist sehr hoch, wir haben pro Jahr drei Klassen, eine vierte könnte es alleine durch die vielen Anmeldungen locker geben.” Die Förderprogramme für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache will die Volksschule in nächster Zeit ausbauen und Geld dafür in die Hand nehmen. “Je mehr Lehrkräfte wir haben, desto effizienter können wir arbeiten, in kleinen Gruppen vermittelt man Inhalte leichter”, so Leitner.

Viele Kinder an der Volksschule Babelsberger wachsen mit Deutsch als Zweitsprache auf – Foto: Matthias Janisch

Deutschpflicht und Ozonwerte

Die von der Regierung auferlegte Deutschpflicht vor dem Schuleintritt hält der Direktor für schwer umsetzbar. “Es ist dasselbe wie mit den Ozonwerten. Diese werden auch öfters nicht eingehalten, es passiert trotzdem nichts”, sagt der Schulleiter. Ihm ist es nicht ersichtlich, welches Limit Schüler erreichen müssen, um die Volksschule als ordentlicher Schüler besuchen zu dürfen. Oder was mit Kindern passiert, die sehr langsam lernen. “Bei uns gibt es Kinder, die kommen in der zweiten Klasse ohne Deutschkenntnisse und sprechen nach zwei Jahren fließend Deutsch. Im Gegensatz dazu sprechen in Österreich geborene Kinder teilweise nach Kindergarten und zwei Jahren Volksschule noch nicht gut genug”, sagt Leitner.

Das Deutschlernen für richtig und wichtig hält auch Lehrergewerkschafter Karlheinz Rohrer, bei der Umsetzung sieht er jedoch noch Potenzial nach oben. “Ich bin dafür, dass Kinder so früh und so viel Deutsch wie möglich lernen, doch fehlt mir bei den neuen Bildungsplänen die soziale Durchmischung der Klassen”, sagt Rohrer.

“Noten sind überflüssig”

In Sachen Notenpflicht bedeuten die neuen Regelungen für die Gabelsberger-Schule nur eine geringe Veränderung. Bisher gab es sogenannte KEL- Gespräche (Kind-Eltern-Lehrer) zweimal im Jahr, diese sind in Zukunft nicht mehr zwingend notwendig. “Wir wollen diese Gespräche jedoch weiterführen, zusätzlich zu den Schulnoten”, so Direktor Leitner.

Kritik an der Notenpflicht kommt jedoch von Karlheinz Rohrer. “Noten und bewerten sind völlig überflüssig, eine ehrliche Rückmeldung dort, wo es nötig ist, halte ich für richtig.” Der Lehrergewerkschafter sieht vor allem die fehlende Motivation bei den Schülern als Problem. “Wir haben viele Kinder, die sich mit sechs Jahren auf die Schule freuen. Doch sobald Noten und Bewertungen ins Spiel kommen, lernt kaum jemand noch gern”, sagt er.

 

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