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Ein Quantum Ruhm

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Am Sonntag und Montag fand im Hotel Mariahilf für den Film „Von einem Tag zum anderen“ ein Komparsencasting statt. Berufsstatisten, Schauspieler und solche, die es werden wollen, fanden sich zum Fotoshooting ein.

Judith Granec legt den Kopf schief und denkt kurz nach. „In vielen Sachen, Hauptsache Werbung. Die Liste ist lang“, antwortet die stilvoll gekleidete Dame, 67 Jahre alt, auf die Frage, in wie vielen Produktionen sie denn schon mitgespielt hätte. Sie steht im Vorraum des Hotels Mariahilf, in dem für einen 90minütigen TV-Spielfilm Komparsen gecastet werden. Der Film, produziert für ORF und ARD, handelt von einem glücklichen Ehepaar mit zwei Kindern, die beide ihren Traumberufen nachgehen. Dann jedoch verletzt sich der Familienvater, jene anfangs harmlos wirkende Verletzung hat tragische Folgen für das Leben der Familie.

Komparsen-Urgestein Judith
Komparsen-Urgestein Judith

Das Casting ist ja „eigentlich unspektakulär“, meint Maria Reiner von der Managerie Graz, die das Casting leitet. Dennoch ist Nervösität unter den möglichen Komparsen-in-spe zu spüren. Aufgeregt kommt, noch vor offiziellem Beginn, eine stark geschminkte Frau mit gelben Broschen an den Schuhen herein. Sie erkundigt sich zielstrebig nach dem Ablauf des Castings. Schließlich geht es los – das Komparsenvolk springt auf, einige drängen.

Fragen werden von Friedrich Poglitsch, dem Casting Manager, beantwortet. „Was für ein Film ist es denn?“, erkundigt sich eine kleine Dame mit knallroter Brille. „Ein Liebesfilm.“ Ein junges Mädchen in Begleitung der Mutter grinst Poglitsch an. Der meint: „Sie können am Anmeldeformular auch „Familie“ angeben. Die werden gesucht.“ Die Mutter nickt und schiebt die Tochter zu einem nahestehenden Tisch.

Maria Reiner und Friedrich Poglitsch während Vorbereitungen für das Casting
Maria Reiner und Friedrich Poglitsch während Vorbereitungen für das Casting
Lange Schlange vor dem Fotoshooting
Lange Schlange vor dem Fotoshooting

Annenpost Easteregg

Dann betritt ein Mann im Anzug und mit schwarzem Aktenkoffer den Raum, mit ihm auch eine Parfumwolke. Sogleich öffnet er den Aktenkoffer, darin befindet sich eine Mappe. „Diese Unterlagen geben Ihnen einen noch genaueren Einblick in meine Fähigkeiten. Ich bin Schauspieler.“ In seinem Blick liegt etwas Rührendes, leicht Verschämtes.

Lena und Lucia, beide 13 Jahre alt, gehören zu den jüngsten Bewerberinnen, beide wollen Schauspielerinnen werden. Aufgrund des Engagements im Schultheater und im TaO rechnen sich die beiden gute Chancen aus. „Castings sind schlimm. Da bin ich immer sehr aufgeregt. Beim Spielen selbst bin ich nicht nervös“, meint Lucia zum Abschluss. Sandra Nussmayr, 20 Jahre alt, ist hingegen nur zum Spaß da. „Mein Traumberuf ist wohl ein anderer“, meint sie lächelnd.

Sandra war nur zum Spaß da.
Sandra war nur zum Spaß da.
Lena und Lucia wollen Schauspielerin werden.
Lena und Lucia wollen Schauspielerin werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Ausfüllen des Datenblattes stellt sich die Menge vor einem großen weißen Vorhang auf, hinter dem fotografiert wird. Zwei Fotos pro Kleindarsteller, Datenblatt abgeben, das war es dann auch schon. Ein älterer Herr durchforstet das Datenblatt. „Was soll denn das heißen? Wird da nichts bezahlt?“, murmelt er kopfschüttelnd, ehe er sich in die Reihe begibt, welche sich beizeiten ein, zwei Schritte vorwärts bewegt.

Der Raum ist nun voll, es wird verhalten gemurmelt, jemand summt eine unbekannte Melodie. Klappt es mit dem Casting, wird sich die eine oder der andere im Film wieder finden – vorüber gehend, ins Bild kommend, möglicherweise im Café, auf der Straße. „Ich hoff‘ nur, ich habe Zeit!“, meint Judith Granec abschließend.

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