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Gestaltung schafft Entwicklung

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Vergangene Woche veranstaltete das Haus der Architektur gemeinsam mit dem Kunstverein <rotor> und dem Stadtteilmanagement einen Diskussionsabend zum Thema „Wohnbau im Annenviertel“. Grazer Architekten und Vertreter der Bauwirtschaft sollten die Auswirkungen des Zuzuges und der intensiven Bautätigkeiten auf den Stadtteil erläutern.

Text: Susanne Kraft, Fotos: Maria Steinwender

 

Anlass der Podiumsdiskussion war die Ausstellung „Schauplatz ANNENVIERTEL!“, die noch bis zum 29. April im Stadtmuseum besucht werden konnte. Anton Lederer war als Vertreter von <rotor> anwesend und eröffnete den Abend mit einigen einleitenden Worten über die Geschichte und den Ursprung des Annenviertels.

 

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Die Teilnehmer der Diskussion besprechen die Wohnsituation im Annenviertel

 

Zwei Bezirke im Wandel

Die Bezirke Lend und Gries sind die zwei einzigen innerstädtischen Gebiete, die noch spannende Veränderungen zulassen. Darauf deuten vor allem die regen Bautätigkeiten rund um den Hauptbahnhof und die geplante Neugestaltung der Annenstraße hin. Die Annenstraße ist es auch, die gleich zu Beginn der Veranstaltung für ordentlichen Diskussionsstoff sorgt. „Das Annenviertel als Ganzes zeichnet sich durch eine gut funktionierende Infrastruktur aus. Das einzige Problem ist die Annenstraße selbst“, sagt Architekt Hans Gangoly.

Die Erinnerungen an vergangene Zeiten, als die Annenstraße noch eine belebte Einkaufstraße war, sind noch lange nicht verblasst. Auch die Stadtbaudirektion erhofft sich eine Renaissance der alten Prachtstraße. Natürlich wäre es abwegig, die Annenstraße künftig als Konkurrenz für die großen Einkaufszentren zu sehen. Das erkennt auch Bertram Werle von der Stadtbaudirektion. „Ihr Potential liegt vielmehr darin, urbanes Feeling und städtisches Flair aufkommen zu lassen.“

 

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Architekt Hans Gangoly hat Bedenken über den Sanierungswillen einzelner Gebäudebesitzer

 

Genau dieses städtische Flair soll durch die Neugestaltung wieder Einzug halten. Die Annenstraße soll neben ihrer Funktion als Transitachse zwischen Hauptbahnhof und Zentrum wieder zu einem Ort der Begegnung werden. Das Stadtbauamt erhofft sich durch die Umgestaltung nicht nur einen attraktiveren öffentlichen Raum, sondern will auch privaten Gebäudebesitzern den Anreiz geben, ihre Hauser zu sanieren und diese an das neue Bild im Viertel anzupassen. Wie wahrscheinlich ein Eintreten dieser Veränderungen ist, hängt natürlich von der Bereitschaft der Immobilienbesitzer ab, an ihren Gebäuden etwas zu verbessern. Ein Umbau im großen Stil wäre mit viel Aufwand verbunden. „Immobilien können eine starke Belastung für die Eigentümer sein. Die meisten müssen in erster Linie darauf achten, ihren Besitz zu erhalten und positiv zu wirtschaften, bevor sie an eine Sanierung denken können“, sagt Hans Gangoly.

 

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Die individuellen Bedenken der Bürger aus dem Annenvierel blieben hinter verschlossenen Türen

 

Das Annenviertel. Bald unerschwinglich?

Falls es wirklich gelingen sollte, die Attraktivität des Viertels derart zu steigern, wären auch vereinzelte Mietpreiserhöhungen nicht ausgeschlossen. Ähnliches konnte beispielsweise in der Mariahilferstraße beobachtet werden. In der Diskussionsrunde kommt deshalb schnell der Begriff „Gentrifizierung“ ins Gespräch. Gentrifizierung würde bedeuten, dass sich Menschen bestimmter Schichten das Leben im Annenviertel nicht mehr leisen können und aus diesem Grund gezwungenermaßen in einen billigeren Stadtteil ziehen müssen. „Gentrifizierung darf auf keinen Fall überbewertet werden“, sagt Architekt Harald Saiko. Nach wissenschaftlichem Stand existiere Gentrifizierung überhaupt nicht und eine Mobilisierung im großen Stil sei im Annenviertel nicht absehbar.

Ein großes Manko der Diskussion: Die Inhalte rund um die Annenstraße stellten den eigentlichen Anlass der Veranstaltung in den Hintergrund und Anregungen und Einwände der Bürger und Bürgerinnen aus dem Annenviertel kamen etwas zu kurz.

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