Markus Martinz und Raimund Vaseghi im Volksgarten

Der Gewalt den Kampf ansagen

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Lesezeit: 2 Minuten

Zwei Profisportler zeigen im Volksgarten, wie Jugendliche mit Hilfe von professionellem Kampfsporttraining Gewalt vermeiden können, und wie das gesellschaftliche Zusammenleben nachhaltig verbessert werden kann.

Autor:innen: Jana Eitler, Klemens Bernhardt, Nikolaus Baldassari

Harte Schale, weicher Kern: So könnte man die beiden Kampfsportprofis Raimund Vaseghi und Markus Martinz beschreiben. Doch nicht nur die Leidenschaft für den Sport haben sie gemeinsam, sondern auch das Engagement für Jugendsozialarbeit und den Einsatz gegen Gewalt. Aus diesen Parallelen entstand der Verein “Kickstart”, der sich dafür einsetzt, das Gewaltpotential in der Gesellschaft zu verringern.

Raimund, der auch heute noch aktiv olympisches Taekwondo betreibt, war national wie international erfolgreich. Markus trägt den Vize-Europameistertitel im Boxen und räumte zudem zahlreiche nationale Medaillen ab. Beiden fiel schnell auf, dass Kampfsport gerade bei jüngeren Menschen Aufmerksamkeit erregt.

“Ausgeboxt” – unter diesem Motto ziehen die zwei Trainer einmal wöchentlich durch den Volksgarten. Selbstbewusst und fest entschlossen treten die beiden an diesem Tag im Volksgarten auf. Markus und Raimund haben Boxequipment mitgebracht und beginnen damit, verschiedene Kampfstile vorzuzeigen. Nach und nach werden vor allem Jugendliche, die im Park abhängen, auf das Training aufmerksam und versuchen sich selbst an den Übungen. Doch die eigentliche Arbeit der beiden läuft im Hintergrund ab. “Wir wollen keine Schläger ausbilden”, macht Markus deutlich.

Die Autor:innen beim Training mit den Kampfsportprofis Markus Martinz und Raimund Vaseghi
Das Autor:innenteam beim Training mit den Profis – Bild: Klemens Bernhardt

Kampfsport als Magnet für Sozialarbeit

Der Volksgarten sorgt seit vielen Jahren, als Umschlagplatz für Drogen, immer wieder medial wie auch politisch für Aufsehen. Auf Initiative von Bürgermeisterin Elke Kahr wurden im Mai 2024 Maßnahmen erarbeitet, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Das Projekt “Ausgeboxt” ist ein wichtiger Bestandteil dieser Bemühungen.

Im Rahmen des Trainings erkennen Markus und Raimund oft, welche der Trainierenden grundsätzlich zu Gewalt neigen, wie die ausgebildeten Jugendsozialpädagogen erzählen.  Gewalthandlungen zeugen häufig von Hilflosigkeit, meinen sie. Wenn dann auch noch positive Vorbilder fehlen, die einen auf den richtigen Pfad bringen, sei Gewalt scheinbar die schnelle und einfache Lösung. Beim gemeinsamen Training können sie all diese Themen aufgreifen.

„Ich war achtmal Staatsmeister, zwölf Jahre lang im Nationalteam, ich bin für diese Jugendlichen der starke Mann. Aber ich hatte noch nie in meinem Leben eine Schlägerei”, meint Raimund. Er trennt die Begriffe Aggressivität und Gewalt bewusst. Denn oft habe Gewalt sehr viel mit fehlenden Perspektiven zu tun, während Aggressivität eher ein Synonym für Handlungsfähigkeit sei. „Aggressivität ist lebensnotwendig. Heute in der Früh warst du sehr aggressiv, denn sonst wärst du nicht aus dem Bett gekommen”, nennt Raimund als Beispiel.

Wie der Lehrer so die Schüler

Raimund hatte selbst keine leichte Kindheit. Halt gab ihm sein damaliger Trainer, der ihm zuhörte und seine Situation verstand. Ähnliches gilt auch für Markus, der über sein jüngeres Ich behauptet: „Ich war als Jugendlicher jemand, den ich wahrscheinlich heute selbst betreuen würde.“ Nur mit seiner Familie als Anker konnte er ein Abrutschen in die Gewaltszene verhindern. Gerade dieser persönliche Hintergrund ermöglicht es den beiden, Vertrauen aufzubauen und für eine gute Gesprächsbasis zu sorgen. Raimund und Markus liegt es besonders am Herzen, den Jugendlichen zu zeigen, dass nicht sie als Person das Problem sind, sondern ihre Worte und Taten. 

Ziel des gesamten Projektes ist es demnach auch, jungen Menschen durch Aufklärungsarbeit und Anheben des Selbstwertgefühls eine neue Perspektive aufzuzeigen. Für die Zukunft wünschen sich die beiden, dass sich die Gesellschaft von einer Schwarz-Weiß-Sichtweise abwendet und der jungen Generation bereits früh Werte wie Respekt und soziales Denken vermittelt werden. Denn für beide ist klar: „Wo es keine Liebe gibt, kann auch nichts Gesundes wachsen.“

 

Titelbild: Markus Martinz und Raimund Vaseghi im Volksgarten – Foto: Jana Eitler

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