Erst diesen Juni eröffnete Jasmin Gotthardt die „Barberia by Jasmin” in der Josefigasse. Mit Leidenschaft und Unternehmergeist beweist sie, dass das erfolgreiche Führen eines Barbershops keine Frage des Geschlechtes ist.
Von Victoria Ellmauer und Simon Bäck
Kaum hat man den im Juni diesen Jahres eröffneten Barbershop in der Josefigasse, nahe dem Lendplatz, betreten, wird man mit einem freudigen „Hallo!“ und einem herzlichen Lächeln begrüßt. Hinter dem sympathischen Erscheinungsbild steckt eine selbstbewusste Frau. Jasmin Gotthardt ist eine der raren Frauen in der Barber-Branche. Vier Monate ist es nun her, dass die gebürtige Kärntnerin die „Barberia by Jasmin“ eröffnete und damit den Schritt in die Selbständigkeit wagte.
Begonnen hat ihr Weg mit einer Ausbildung zur Friseurin. Ihre Leidenschaft speziell für das Barberhandwerk entdeckte sie vor circa sechs Jahren, als sich Jasmin vermehrt in der Tattoo- und Barberszene aufhielt. Der Wechsel vom klassischen Friseursalon zu einer Zusammenarbeit mit einem Barbier erschien ihr da logisch. Besonders würden ihr in dieser Szene die Menschen mit ihrer lockeren, coolen Art und ihrem gewissen „Schmäh“ gefallen, erzählt sie, während sie zum nächsten Kunden wechselt. Besonders schätzt sie auch die Gespräche, die während der Haarschnitte zustande kommen.

Von der Angestellten zur eigenen Chefin
Nachdem sie einige Zeit in einem Barbershop in der Annenstraße tätig war, wollte sie eigentlich zurück in den „Damensektor”, jedoch “war das typische Strähnchen-Färben nicht mehr mein Ding”, erklärt sie. „Es ist einfach passiert“, antwortet Gotthardt auf die Frage, was sie zur Selbständigkeit bewegt hat. Ihr damaliger Chef habe sie dazu motiviert, ihren Wünschen nachzugehen, und unterstützte sie am Weg in die Eigenständigkeit.
Im Prozess von der Angestellten zur Unternehmerin empfand sie es für besonders wichtig, sich mit anderen Selbstständigen auszutauschen. „Diese nehmen einem die Angst vor der Selbstständigkeit”, erklärt sie. Auch wenn dieser Schritt Mut erforderte, sah sie ihn pragmatisch, denn „maximal verliere ich mein erarbeitetes Geld”. Dieses Risiko ist sie zur Erfüllung ihres Wunsches aber gerne eingegangen. Zu unterschätzen sei der Alltag in ihrem Lokal dennoch nicht, die Tage können intensiv werden. „Ich bin Putzfrau, Entertainerin und Chefin gleichzeitig – also generell Mädchen für alles”, erzählt sie.
Was ist nun die weibliche Bezeichnung des Barbiers? Baberette oder Barbierin? „Ich bin einfach die Jasmin von der Barberia“, antwortet Gotthardt auf diese Frage. Eine eindeutige Bezeichnung gibt es im Deutschen nicht.
Aufbrechen eines Klischees
Barbershops waren über Jahrhunderte Treffpunkt für Männer. Diese Tradition wirkte sich auch auf die Ausbildungs- und Seminarlandschaft aus, denn für Frauen ist es immer noch schwierig, überhaupt an Weiterbildungsangeboten teilzunehmen. So erklärt sich Jasmin auch die äußerst niedrige Frauenquote in der Branche. Mittlerweile seien diese Strukturen aber offener geworden. Sich zu trauen und der „richtige Typ” zu sein, ist für die Barberszene dennoch essenziell. „Man muss es schon wirklich mögen, nur von Männern umgeben zu sein“, meint Jasmin.

Wichtig ist es, sich nicht alles zu Herzen zu nehmen, negative Kritik lässt sie erst gar nicht an sie heran. Es ist schließlich ihr „Place” und dort soll in erster Linie Frieden und Harmonie herrschen. Diese Einstellung Gotthardts scheint großen Anklang zu finden: „Ich habe eine unglaublich coole Kundschaft – sie sind für mich Wegbegleiter.“ Viele Stammkunden folgten ihr in dieses neue Kapitel und boten ihr auch außerhalb der Öffnungszeiten ihre Unterstützung an: Ob bei der Suche nach einem geeigneten Geschäftslokal, der passenden Einrichtung oder bei technischen Problemen. So konnte aus einem kahlen Geschäftsraum die „Barberia” mit ihrem besonderem Retro-Stil werden.
Jasmin möchte nun einfach ankommen und den „Flow“ finden. Vorerst wird sie keine Mitarbeiter:innen einstellen. Weiteres lässt sie für die entfernte Zukunft noch offen.
Titelbild: Jasmin Gotthardt vor ihrer „Barberia by Jasmin” – Bild: instagram.com :@jasmingotthardt