Zwischen Vintage-Mode, handgemachter Kunst und dem Duft von Lemongrass entsteht in der Rösselmühlgasse 22 ein besonderer Ort: Das Bohemian Soul Beehive, ein lebendiger Treffpunkt für Menschen aus aller Welt.
Gegründet wurde das Bohemian Soul Beehive von einer ehemaligen neuseeländischen Volksschullehrerin, die der Liebe wegen nach Österreich zog. Heute ist der Ort ein internationaler Treffpunkt, an dem Einheimische und Zugezogene sich austauschen und vernetzen. Der Name des Projekts ist dabei Programm: „Bohemian Soul“ steht für Individualität, Kreativität und das Anderssein – Werte, mit denen sich Gründerin Debbie Adams selbst identifiziert. „Ich denke nicht in normalen Bahnen. Ich bin kreativ und verbiege manchmal die Regeln, um Dinge für andere zu verbessern“, sagt sie. „Beehive“ wiederum symbolisiert Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Inspiriert vom gleichnamigen Parlamentsgebäude in Neuseeland und Debbies Vornamen, der übersetzt „fleißig wie eine Biene“ bedeutet.
Zwischen Stil, Seele baumeln lassen und sozialem Anspruch
„Neuankömmlinge finden uns meistens online und dann kommen sie rein. Wir reden, finden heraus, was sie brauchen“, erzählt die Gründerin, die erst in ihren Vierzigern nach Österreich kam. Hier wird nicht nur verkauft, sondern verbunden: Das Bohemian Soul Beehive ist ein Second-Hand- und Lifestyle-Laden, der Vintage-Mode, Kunsthandwerk und Einrichtung kombiniert und gleichzeitig als Treffpunkt für eine internationale, community-orientierte Szene dient. Mit offenen Gesprächen, einem Welcome Office, Kulturveranstaltungen und ganz viel Menschlichkeit. Beim Betreten des ehemaligen Obsthofs wird man nicht selten mit einem fröhlichen „Hello, Darling! How are you?“ empfangen – ein Ausdruck der gelebten Willkommenskultur, bei der meist Englisch gesprochen wird und sich internationale Besucher:innen sofort angesprochen fühlen.

Die Second-Hand-Kleidung stammt teils aus persönlicher Auswahl der Betreiber:innen, teils von lokalen Mitgliedern der Community. Das Kunsthandwerk wird von professionellen Künstler:innen gefertigt, die nach Qualitäts- und Ethikkriterien ausgewählt werden. Zum Angebot gehören Schmuck, Dekoartikel und handgefertigte Accessoires. „Es ist ein Lifestyle-Store – alles, was zu einem gesunden, glücklichen Leben beiträgt, findet hier seinen Platz“, erzählt Adams. Kleidung, Interior, Wein, Pflanzen und Veranstaltungen fügen sich zu einem stimmigen Konzept zusammen, das weit über kommerzielle Interessen hinausgeht.

Solidarität durch Teilhabe
Besonders wichtig ist der inklusive Ansatz: Wer Teil des Netzwerks wird und sich engagiert, erhält nicht nur Unterstützung, sondern auch faire Konditionen. Etwa eine vollständige Beteiligung am Erlös eigener Kunstwerke. Voraussetzung dafür ist ein aktives Mitwirken, zum Beispiel durch ehrenamtliche Hilfe im Geschäft oder bei kulturellen Veranstaltungen. Gleichzeitig gibt es Räume wie das sogenannte Koha-Zimmer, in dem Menschen mit geringem Einkommen selbst bestimmen können, wie viel sie für ein Produkt zahlen möchten – „solange ein echter Austausch stattfindet“, betont die Besitzerin. Denn das Prinzip des Gebens und Nehmens ist hier gelebte Praxis.

Auch kulturelle Angebote sind Teil des Konzepts: von Styling-Workshops über Konzerte bis hin zu gemeinsamen Essen und Handarbeitsrunden – wie etwa dem ‚Daisy Project‘, das gezielt gegen Einsamkeit wirkt. In lockerer Atmosphäre treffen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, um gemeinsam zu häkeln, zu plaudern und sich kreativ auszudrücken. Dabei entstehen nicht nur bunte Wollblumen, sondern vor allem echte Begegnungen. Das gemeinsame Tun senkt Hemmschwellen, baut Vertrauen auf und schenkt Zugehörigkeit. Besonders für jene, die sich in einer neuen Umgebung oft allein fühlen. Hinter all dem steht eine interkulturelle Arbeitsgruppe, die mit viel Leidenschaft Räume gestaltet – sowohl physisch als auch sozial. „Viele in meinem Team sind Migrant:innen. Wir schaffen hier Chancen, wo der Zugang zum Arbeitsmarkt oft fehlt. Durch ehrenamtliche Mitarbeit, kreative Beteiligung und Unterstützung bei bürokratischen Wegen. Dadurch gewinnen viele erste Erfahrungen, Sichtbarkeit und ein Netzwerk.“ Und das überzeugt: „Wir haben über 40 Nationalitäten, die hier zusammenkommen“, erzählt Adams.
Aus Träume werden Pläne
Für die Zukunft hat Debbie Adams große Pläne: ein kooperativ geführtes Modell – also eine gemeinsame Leitung und Mitbestimmung durch engagierte Community-Mitglieder. Ihr schwebt vor, in Graz mehr Sichtbarkeit zu erreichen und vielleicht sogar einen hochwertigen Second-Hand-Store für Braut- und Abendmode in der Nähe zu eröffnen. Doch im Kern bleibt die Vision dieselbe: Ein Ort, an dem Menschen sich begegnen, unterstützen und gemeinsam gestalten.
„Ich möchte zeigen, wie wir die Welt, in der wir leben wollen, selbst aufbauen können – gemeinsam, mit Herz, Verantwortung und Kreativität“, sagt sie. Bohemian Soul Beehive ist der lebendige Beweis dafür, dass genau das möglich ist. Das Bohemian Soul Beehive wird so zu einem echten Begegnungsort. Für die Nachbarschaft, für internationale Besucher:innen und für alle, die nach einem Platz mit Herz suchen.
Adresse:
Rösselmühlgasse 22, 8020 Graz
Öffnungszeiten:
Mittwoch: 10:00-18:00
Donnerstag: 10:00-18:00
Freitag: 10:00 -18:00
Samstag: 10:00 – 14:00
Titelbild: Debbie Adams (links) mit drei weiteren Frauen aus dem Community-Space. Das Foto entstand im Innenraum des ehemaligen Obsthofs, der heute als Standort des Bohemian Soul Beehive dient. – Foto: Lena Lilek