Markus Wohlkönig in der neuen Skatehalle im Hornig-Areal in der Waagner-Biro-Straße.

Graz verliert Skatehalle – Szene baut neue Lösung

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Seit Monaten gibt es in Graz keine Skatehalle mehr. Für viele Grazer Skater:innen ist das ein herber Verlust. Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen, hat sich die Community zusammengetan, um das Problem selbst in die Hand zu nehmen.

Die Nachricht, dass Graz keine Skatehalle mehr hat, kam für die Szene überraschend und ohne Vorwarnung. „Trauer – mehr kann man dazu fast nicht sagen“, erzählt Michael Oberleitner, einer der Geschäftsführer des Skulture Skateshops. Die Skatehalle „Funhall“ verlor aufgrund einer behördlichen Großbetriebsprüfung ihre Genehmigung. Die Aufrechterhaltung hätte den Verlust der Gemeinnützigkeit für den Betreiber WIKI bedeutet. Daher wurde der Betrieb Ende Dezember 2024 eingestellt, die Schließung jedoch erst Anfang desselben Monats bekannt gegeben. Als weitere Finanzierungen gestrichen wurden, war Oberleitner klar: „Es gibt keine Hilfe von der Stadt, wir müssen das selbst in die Hand nehmen.“

Mehr als nur Skaten

Für die Szene ist eine Halle viel mehr als nur ein Ort zum Skaten. „Sie ist ein fixer Treffpunkt, wetterunabhängig und gleichzeitig ein geschützter Raum, also ein echter Safe Space“, erklärt Markus Wohlkönig, ein weiterer Geschäftsführer des Skulture Skateshops. Wohlkönig ist außerdem ein aktives Vereinsmitglied des Grazer Rollbrett-Ästhetenbundes (GRÄB), einem Skateverein, der schon lange in der Szene aktiv ist und die Standpunkte der Community vertritt.

Oberleitner erwähnt: Die Parks in Graz sind oft zu klein oder zu überfüllt, um ernsthaft als Trainingsstätte zu gelten. Eine Halle mit guten Obstacles wäre ein großer Schritt, um Skateboarding in Graz weiterzuentwickeln.“

Eine große, gut gelegene Halle zu finden, war daher nicht einfach. „Entweder sind die Flächen zu klein, liegen zu weit draußen oder sind schlicht unbezahlbar“, fügt Oberleitner hinzu. Doch durch Zufall ergab sich eine Möglichkeit: Eine leerstehende Lagerhalle, die von der ÖWG bereitgestellt wurde, darf nun in der Waagner-Biro-Straße zwischengenutzt und von GRÄB als Skatehalle betrieben werden.

Das Innere der neuen Skatehalleim Hornig-Areal in der Waagner-Biro-Straße.
Die zukünftige Skatehalle im Hornig-Areal in der Waagner-Biro-Straße. – Foto: Dennis Maritschnik

Neben dem Sport soll die Halle Raum für Events bieten wie Eröffnungs- und Sommerpartys. Zudem soll die Halle inklusiv sein, etwa durch bereitgestellte Skateboards und Schutzkleidung für Menschen ohne eigenes Equipment. Wohlkönig betont: „Man soll in einem geschützten Rahmen sicher und ohne Druck das Skaten ausprobieren können.“

Politische Relevanz

Die verschiedenen Projekte – wie die Skatehalle und der eigene Skateshop – sollen auch ein politisches Zeichen setzen.

„Ich finde: Raum gehört genutzt. In Graz gibt es so viele Leerstände. Zwischennutzung muss selbstverständlich werden. Bevor Flächen leer stehen, sollte man sie doch lieber mit Leben füllen. Das wäre für alle Beteiligten ein Gewinn“, argumentiert Markus Wohlkönig.

Für die Szene ist Zwischennutzung aber nicht nur eine pragmatische Lösung, sondern auch ein Ausdruck der Eigenverantwortung. Hier stoßen die Initiativen jedoch regelmäßig auf Widerstände seitens der Stadtpolitik.

„Wir sind da, wir machen was, wir übernehmen Verantwortung. Umso frustrierender ist es, wenn die Stadt uns dabei nicht unterstützt – oder uns sogar blockiert. Graz war in der Vergangenheit oft ein Vorreiter im Gegenarbeiten, gerade wenn’s ums Skaten geht“, erläutert Oberleitner.

Soli-Party zum Go-Skateboarding-Day

Am 21. Juni, dem internationalen Go-Skateboarding-Day, veranstaltet der Skulture Skateshop eine große Solidaritätsparty im Explosiv, ein Jugend- und Kulturzentrum, in Graz. Das Event ist nicht nur ein Fest für die Community, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung des Skateshops. Der Shop arbeitet nicht gewinnorientiert: Alle Einnahmen und Spenden fließen direkt zurück in die Szene – in neue Produkte, faire Preise und vor allem in die Grazer Skate-Community.
„Wir fördern lokale und österreichische Künstler:innen, die uns beispielsweise mit Grafiken unterstützen – das ist bei uns echte Kreislaufwirtschaft“, erklärt Michael Oberleitner.

Markus Wohlkönig und Michael Oberleitner im Skulture Skate Shop.
Markus Wohlkönig und Michael Oberleitner im Skulture Skate Shop. – Foto: Dennis Maritschnik

Zukünftiger Ausblick

Die nächsten Monate stehen im Zeichen von Instandsetzung und Planung: Elektrik, Infrastruktur, Einlass-Systeme. Realistisch gesehen, wird die neue Halle ab August oder September einsatzbereit sein.

Langfristig wünschen sich Markus Wohlkönig und Michael Oberleitner eine fest etablierte, gut ausgestattete Halle – mit politischer Unterstützung und einem klaren Bekenntnis der Stadt. Ein solcher Ort sei nicht nur sportlich, sondern auch sozial und kulturell bedeutend – besonders für junge Menschen, denen es an Perspektiven fehlt.

Was jetzt zählt, ist Unterstützung: Spenden an den GRÄB für die Skatehalle sind ebenso willkommen wie das Teilen der Geschichte in der Öffentlichkeit. Die Skater:innen wollen nicht länger als „dritte Klasse“ behandelt werden. Sie fordern Anerkennung, Raum und Ressourcen – damit ihre Szene wachsen und gedeihen kann. Als integraler Teil der Stadt Graz.

Alle Informationen auf einen Blick:

Wenn man bei der neuen Skatehalle mitwirken möchte, kann man sich per Mail oder Spende melden: 

Mail: skate.graz@gmail.com 

Spende: IBAN: AT74 2081 5000 4230 5839, Verwendungszweck: Halle.

Die Soli-Party für den Skulture Skate Shop findet am 21. Juni im Explosiv statt. (18:30 – 23:30 Uhr)

 

 

Titelbild: Markus Wohlkönig stellt die neue Skatehalle in Graz vor. – Foto: Dennis Maritschnik

Mein Name ist Dennis und komme aus Leoben. Dort habe ich am Alten Gymnasium meine Matura gemacht und und danach meinen Zivildienst abgeschlossen. Nun lebe ich in Graz und studiere Journalismus und Public Relations (PR) an der FH JOANNEUM.

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