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8 Mile Vibe im Bunker

in KULTUR von

Am 29.03.2019 fanden im Bunker zum ersten Mal Rap-Battles statt. Inmitten von pointierten Wortgefechten und Freestyle Rap wurde Hip-Hop gefeiert.

Der Bunker war am Freitag zum ersten Mal Austragungsort für Rap-Battles. Bei solchen freundschaftlichen Wettkämpfen wird versucht, den Gegner mit möglichst kreativen Wortspielen zu dissen. Dies geschieht immer abwechselnd und natürlich spielt auch die Darbringungsform der Zeilen eine Rolle.

„Uh!”, ruft das Publikum, nachdem Katy B. ihren Part mit der Zeile: „Du bist noch immer nameless, MC.” beendet. Auch ihr Gegner At Las ist sichtlich beeindruckt, war dies doch eine Anspielung auf seinen früheren Künstlernamen. Nun kommt es zur Abstimmung. Wie für Rap-Battles üblich, entscheidet das Publikum, wer gewonnen hat. Es ist knapp, doch Katy B. konnte die ZuschauerInnen mehr überzeugen. Die beiden Kontrahenten reichen sich die Hände und es gibt eine kurze Pause bevor die nächsten beiden MC´s (kurz für Masters of Ceremonies) gegeneinander antreten.

Battlerap in Graz

Die Idee zur Veranstaltung hatte DNA, der Teil des Grazer Hip-Hop Kollektivs Noedge und selbst begeisterter Battle-Rapper ist. „Ich habe gesehen, wie Dreistil das macht und fand das cool. Aber ich habe mir auch gedacht, wir könnten solche Battles hier in Graz noch besser aufziehen.”, so der MC. Dazu hat er gleich sechs Rapper und eine Rapperin eingeladen, er selbst lässt es sich natürlich auch nicht nehmen, mitzumachen.

Daraus ergeben sich vier Battle-Paarungen: Bjornsen tritt in der ersten Runde gegen Serious an, danach folgt Katy B. gegen At Las, Hausherr DNA nimmt sich Libra an und den Abschluss machen Ringelnatz und Sirius Crack. Gerappt werden dreimal 16 Zeilen auf drei verschiedenen Beats, dabei wechseln sich die Kontrahenten immer ab. Es handelt sich in diesem Fall um bereits geschriebene 16er, also ein sogenanntes „Written-Battle”. Um diesen Text zu schreiben, hatten sie im Vorfeld einen Monat Zeit. Die GewinnerIn bestimmt danach das Publikum durch Zurufen für die gewünschte RapperIn.

Dass die Zuschauer auch ordentlich Stimmung machen, dafür sorgt der Host des Abends, Da Struggle, ein Kollege von DNA aus der Noedge-Crew. Wie bei der monatlichen Uboot-Cypher der Crew gibt es vor den Battles ein Open Mic, bei dem Mutige aus dem Publikum ein paar Zeilen freestyle rappen können. Auch die TeilnehmerInnen gehen ab und an zum Mikrofon und rappen sich ein wenig warm.

Gut besuchter Abend im Bunker
Gut besuchter Abend im Bunker – FOTO: Mathias Ronck

Rap-Talk Backstage

Während draußen andere RapperInnen ihre Freestyle-Künste unter Beweis stellen, steigt die Spannung im Backstage-Bereich. Die TeilnehmerInnen verinnerlichen noch einmal ihre Parts und hören die Beats durch, auf welchen sie später versuchen werden, den Gegner möglichst schlecht aussehen zu lassen. Tief über ihre Notizen gebeugt und mit Kopfhörern im Ohr sitzt dort auch Katy B. Dass sie die einzige Frau im Feld ist, macht ihr nichts aus, im Gegenteil: „Wenn man an österreichische Battle-Rapperinnen denkt, gibt es eigentlich nur mich. Ist doch cool.”

Auch sonst herrscht hinter den Kulissen eine entspannte, familiäre Atmosphäre. Die TeilnehmerInnen und ihre Freunde trinken Bier, rauchen Zigaretten und sprechen über HipHop. „Das Geile an Rap ist die Fusion aus Rhythm and Poetry, genau dafür steht es ja auch”, formuliert Libra seine Liebe zum Genre. Natürlich sind auch Battles ein Thema, gibt es doch zahlreiche große Rapper wie Eminem oder Capital Bra, die ihre Karrieren mit solchen Wettkämpfen starteten. „Daran merkt man, dass Battles ein Sprungbrett sein können, das motiviert zusätzlich.”, meint Libra. Ein Gefühl wird hier hinter den Kulissen deutlich, die Liebe zur Musik teilen alle.

„Hip-Hop ist Respekt”

Um 23:00 Uhr fällt schließlich der Startschuss zum ersten Battle. Serious und Bjornsen beginnen mit den ersten Parts. Es geht heiß her und, wie für solche Wettkämpfe üblich, werden Mütter beleidigt, Egos zerstört und auch sonst wird kein Blatt vor dem Mund genommen. Die ganzen Angriffe sind natürlich nicht ernst gemeint und wie der Host bemerkt: „Hip-Hop ist Respekt.” Und das spürt man auch. Auch das Publikum ist fair und applaudiert jeder TeilnehmerIn. Mit Falco-Zitat und gewohnt arroganter Attitüde holt Serious den Sieg. Im Bunker herrscht eine ausgelassene Stimmung. Die Atmosphäre erinnert an Eminems Film „8 Mile”, in dem der Großmeister selbst einen aufstrebenden Battle-Rapper spielt.

Als nächstes folgen Katy B. und Atlas. Nach diesem spannungsgeladenen Battle ist der Hausherr DNA selbst dran und rappt gegen Libra. Mit schnellen Flows und Entertainment kann der MC von Noedge dieses Wortgefecht für sich entscheiden. Den Abschluss machen Sirius Crack und Ringelnatz, die dem Abend noch einmal die Krone aufsetzen. „Alle, die unter 18 sind, sollten jetzt nach Hause gehen.”, warnt Ringelnatz und wahrlich geht es sehr tief unter die Gürtellinie. Am Ende überzeugt er das Publikum etwas mehr als sein Gegner.

Ausgelassene Stimmung im Bunker
Ausgelassene Stimmung im Bunker. – FOTO: Mathias Ronck

Nach der Sommerpause geht es weiter

Nachdem auch das letzte Battle entschieden wurde, ist das Mikrofon wieder offen für alle. Während draußen erneut fleißig Freestyles gekickt werden, sitzen die Teilnehmer im Backstage-Bereich. Es wird fachgesimpelt und Bier getrunken. Die Stimmung ist gut und alle wirken sehr zufrieden. „Ich habe mir erhofft, dass viele Leute kommen und wir eine geile Party feiern können”, erzählt DNA. Diese Erwartungen hätten sich auf jeden Fall erfüllt und nach einer Sommerpause soll es definitiv wieder Battles geben. Das nächste Mal auch mit Acapellas, also ohne Instrumental. Genau so, wie Großmeister Eminem auch gerne ein paar Disses verteilt.

Gemütlicher Boy aus dem Herzen des Salzburgerlands. Hiphop und Fashion-Liebhaber. Außerdem beschäftige ich mich gerne mit Politik, Sport und der europäischen Weinkultur.

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