Schloss Eggenberg wird zur Bühne der STEIERMARK SCHAU 2025 und erzählt 400 Jahre Geschichte, Kunst und Klang. Die Ausstellung Ambition & Illusion fasziniert – steht aber auch wegen fehlender Transparenz bei der Fördermittelvergabe in der Kritik.
Anlässlich des Jubiläums wird das Schloss Eggenberg zur zentralen Bühne der STEIERMARK SCHAU 2025. Die Ausstellung Ambition & Illusion beleuchtet die Welt der Familie Eggenberg, weckt Interesse und Neugier, muss sich jedoch auch Kritik aus der steirischen Kulturszene stellen. Die fehlende Transparenz bei der Fördermittelvergabe wird bemängelt.
Ein Schloss erzählt Geschichte
Seit dem 26. April lädt die Ausstellung „Ambition & Illusion“ Besucher:innen ein, in die Welt der Fürstenfamilie Eggenberg einzutauchen. Multimediale Inhalte vermitteln die Geschichte von Schloss Eggenberg und seiner Bewohner:innen, die im Zentrum der Ausstellung stehen. Das barocke Schloss wird dabei zur Bühne und zugleich zum Erzähler. „Wir wollten dieses Haus zum Sprechen bringen und alle überraschen, die glauben, Eggenberg zu kennen“, erklärt Paul Schuster. Er ist für die Leitung des Schloss Eggenberg und der Alten Galerie zuständig und fungiert als Kurator der Ausstellung.
Ein Theaterstück in drei Akten
Die Ausstellung erstreckt sich über 3000 Quadratmeter in 23 prunkvollen Räumen. Erzählt wird nicht chronologisch, sondern szenisch – wie ein Theaterstück in drei Akten. „Denn ein barockes Schloss ist keine einfache Wohnung, sondern eine Bühne für die Familie“, erläutert Schuster.
Im ersten Akt geht es um den Aufstieg und das persönliche Leben von Hans Ulrich, dem ersten Fürsten. Er endet mit seinem finanziellen Bankrott. Der zweite Akt entführt in die barocken Gemächer des Hofes, wo Tugend, Rivalität und Machtspiele aufeinandertreffen. Der dritte Akt beleuchtet die Fürstinnen und den oft unsichtbaren weiblichen Hofstaat, der hinter den Kulissen das Barockschloss mit Leben füllte. Die Ausstellung gewährt einen Einblick in das Leben aller am Hof von Eggenberg, egal ob privilegiert oder nicht.
Eggenberger Schätze vereint
Erstmals seit vielen Jahrzehnten wurden originale Gegenstände aus der Familiengeschichte wieder an einem Ort vereint. Möglich wurde dies vor allem durch Hilfe aus dem Ausland. „Die Tschechische Republik unterstützt uns mit einer Vielzahl kostbarer Objekte von Weltrang – es ist keineswegs selbstverständlich, solche Leihgaben für eine Sonderausstellung zu erhalten“, betont Schuster.

Neben historischen Exponaten kommen auch Tonaufnahmen, Videos und interaktive Stationen zum Einsatz. Sogar die große goldene Kutsche der Eggenberger ist Teil der Ausstellung. Sie war seit 1665 nicht mehr in Eggenberg und ist ein Symbol für Macht und Repräsentation. Kurator Schuster erklärt: „Wir hatten die große Ambition, die wenigen noch erhaltenen Objekte aus der Welt der Eggenberger – Bücher, Dokumente, private Briefe, Kunstwerke – nach 400 Jahren wieder an diesem Ort zu vereinen.”
Historische Funde und die Macht des Geldes
Ergänzt wird die Hauptausstellung durch zwei Sonderbereiche: Im archäologischen Teil führt der Abschnitt „Graz 1699“ zurück ins 17. Jahrhundert. Besucher:innen entdecken Fundstücke aus dem Grazer Raum, die Siedlungsgeschichte und Alltag erlebbar machen. Im Zentrum steht ein acht-minütiger Film, der das historische Graz zum Leben erweckt.
Im Münzkabinett geht es um die Finanzmacht der Eggenberger: Hier werden Münzen nicht nur als Zahlungsmittel, sondern als Träger politischer Botschaften präsentiert – kleine Kunstwerke mit großer symbolischer Wirkung. Die Ausstellung zeigt, wie eng Geld, Macht und Ideologie miteinander verwoben waren.
Musik, Skulptur und ein letzter Vorhang
Ein besonderes Highlight ist der Musikpavillon im Schlosspark. Unter dem Titel „History Repeating?“ ergänzt er die STEIERMARK SCHAU mit einer Kombination aus Kunst und Musik. Im Zentrum steht ein großformatiger Vorhang des kürzlich verstorbenen Grazer Künstlers Hubert Schmalix – sein letztes Werk. Mit digitalen Symbolen und reduzierten Motiven wirkt er wie ein dreidimensionaler Comic, der mit seinen außergewöhnlichen Bildern Besucher anziehen soll.

Die Skulpturen des steirischen Künstlers Erwin Wurm komplementieren den Vorhang. Seine schwarz-weißen Werke kontrastieren mit Schmalix’ bunter Ästhetik und stellen eine Verbindung zwischen der überschwänglichen Ausdruckskraft des Barock und der heutigen, von Selbstinszenierung geprägten Gesellschaft dar. Der Musikbeitrag stammt vom Grazer Komponisten Klaus Lang, der mit emblemata sonantes eine 50-minütige Komposition entwickelt hat. Das Werk bezieht sich auf Schloss Eggenberg und dessen Baubeginn im Jahr 1625. Es versteht sich als klanglicher Rundgang durch die barocke Welt – 365 Takte stehen symbolisch für die 365 Tage des Jahres. Diese Symbolik spiegelt sich auch in der Architektur des Schlosses wider, das 365 Fenster zählt. Die Komposition wurde eigens für das Grazer Ensemble ĀRT HOUSE 17 geschrieben, das auf historischen Instrumenten der Renaissance- und Barockzeit, wie Blockflöten oder Cembalo, musiziert
Diskussion um die STEIERMARK SCHAU
Die diesjährige STEIERMARK SCHAU bleibt jedoch nicht ohne kritische Stimmen. Kulturland Retten, ein Bündnis aus Vertreter:innen der freien Kulturszene, äußerte kurz vor der Eröffnung der Ausstellung Bedenken hinsichtlich der fehlenden Transparenz und Verhältnismäßigkeit bei der Fördermittelvergabe der Steiermärkischen Landesregierung. Während für die STEIERMARK SCHAU ein Budget von über 9 Millionen Euro zur Verfügung steht, erhielten zahlreiche kleinere Kulturinitiativen im Land nur einen Bruchteil dieser Summe – oft so wenig, dass ihre Existenz gefährdet ist. Kritiker:innen befürchten, dass die ungleiche Verteilung der Mittel nicht nur zu einer Ungerechtigkeit führt, sondern auch die kulturelle Vielfalt in der Region gefährden könnte. Die Forderung nach einer umfassenden kulturpolitischen Diskussion über die Zielsetzung der Förderung, eine fairere Verteilung der Mittel und die mögliche Redimensionierung des Projekts ist laut geworden. Im Fokus steht neben der Neuausrichtung der STEIERMARK SCHAU die Entwicklung von Rahmenbedingungen, die eine langfristige und faire Kulturförderung für alle Beteiligten im Land sichern. Der Dialog über die Zukunft der Kultur in der Steiermark ist eröffnet – und er ist dringender denn je.
Titelbild: Frontansicht von Schloss Eggenberg mit Bannern der Ausstellung “Ambition und Illusion” – Foto: Außenansicht Schloss Eggenberg, STEIERMARK SCHAU 2025 Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.