Am 10. Oktober 2025 findet im Orpheum die Benefizveranstaltung VinziNacht statt – heuer ganz im Zeichen von Frauen in Not. Anlass für das Thema ist das 20-jährige Jubiläum des Haus Rosalie, einer Notschlafstelle für Frauen. Ein Besuch.
Autor:innen: Julia Ertl, Julia Glajncer, Maya Fandl und Julia Fuchs

Eine junge Frau, aufgewachsen in der Steiermark, Wurzeln im Irak: Im Teenageralter entscheidet ihr Vater, sie in den Irak zu entführen. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch mit 16 Jahren gelingt ihr mit 18 schließlich die Rückkehr nach Österreich. Doch wo soll die Geflüchtete nun hin? Zuflucht fand sie im Haus Rosalie, das die VinziWerke vor zwanzig Jahren in der Babenbergerstraße eröffneten, um schutzsuchende Frauen vorübergehend zu beherbergen.
„So lange wie nötig“
Barbara Goricki-Gubo hat viele Geschichten wie die der jungen Irakerin gehört, seit sie das Haus Rosalie vor 15 Jahren als Leiterin übernommen hat. Psychische Erkrankungen oder Depressionen, oftmals in Kombination mit Alkohol- oder Drogenproblemen, sind einige der Gründe, warum Frauen bei Goricki-Gubo Unterschlupf suchen. Rund tausend Frauen kamen allein in dieser Zeit hier unter – immer nach dem Motto „So lange wie nötig, so kurz wie möglich!“ Im Durchschnitt bleiben Frauen hier drei Monate, in Ausnahmefällen auch länger. Es gibt eine Handvoll Frauen, die öfter kommen, erzählt die Leiterin. „Die kenne ich dann auch beim Namen.” In den zehn Zimmern, die Platz für 15 Bewohnerinnen bieten, können Frauen auch ihre Kinder oder Haustiere mitnehmen. Selbst Garnelen, mitgebracht in einem Aquarium, waren als tierische Begleiter schon willkommen.

Goricki-Gubo ist eine der wenigen Festangestellten im Haus. Unterstützt wird sie von über 50 ehrenamtlichen Helfer:innen. Auf die Frage, warum sie ihre Arbeit so schätzt, muss sie schmunzeln. Einerseits biete der Job Abwechslung. Vom Möbelaufbau über das Reparieren der Heizung ist alles dabei. Andererseits gehören natürlich auch viele Gespräche mit den Frauen dazu.
Nicht immer sei die Arbeit leicht, denn nicht allen Hilfesuchenden könne geholfen werden, „Die größte Herausforderung ist, nicht helfen zu können“, sagt Goricki-Gubo frustriert. Dennoch sind die Frauen im Haus Rosalie im Gegensatz zum Leben auf der Straße vor psychischer oder physischer Gewalt geschützt. Im Laufe ihres Lebens wurden so gut wie alle Frauen oft Opfer sexualisierter Gewalt, erzählt Goricki-Gubo, manche sogar schon im Kindesalter.
Spenden für das Haus Rosalie
Der Erhalt des Hauses sei jedoch keine Selbstverständlichkeit. Aufgrund fehlender Indexanpassungen bei den Fördergeldern seitens des Landes Steiermark stützt sich die Finanzierung zunehmend auf Spenden. Auch die Einnahmen der VinziNacht, die heuer am 10. Oktober über die Bühne geht, dienen primär dazu, die wichtigsten laufenden Kosten, wie Miete, Strom oder Heizung, zu decken.
Das Haus Rosalie und sein Team versuchen stets, den Bewohnerinnen neue Wege zu eröffnen – gehen müssen sie diese am Ende jedoch selbst, so Goricki-Gubo. Wie wertvoll diese Unterstützung ist, zeigt die Geschichte einer Frau, die als Bewohnerin während schwerer Zeiten im Haus Rosalie einen Zufluchtsort gefunden hat: Jahre später kehrt sie zurück, diesmal jedoch nicht als Schutzsuchende, sondern als ehrenamtliche Helferin für andere Frauen.
Titelbild: Notschlafstelle im Wohnzimmer des Haus Rosalie. – Foto: Julia Fuchs