Idris Habash vor der Änderungsschneiderei Manesa - Foto: Valentina Kölbl
Lesezeit: 2 Minuten, 39 Sekunden

Aus Alt mach Neu – Nachhaltigkeit in Kleidungsform

in VIERTEL(ER)LEBEN von

In den letzten Jahren wurde dem Materialismus immer mehr der Rücken gekehrt. Die in der Eckertstraße in Eggenberg neu eröffnete Änderungsschneiderei „Manesa” versucht, mit nachhaltigem Denken neue Möglichkeiten für Mode-Fans zu bieten.

Der auf den ersten Blick steril wirkende Arbeitsraum wird durch bunte Zwirne an der Wand und das taktvolle Geräusch einer Nähmaschine zum Leben erweckt. Der Schneidermeister sitzt konzentriert mit einem Kleidungsstück davor. An einer Kleiderstange warten schon die nächsten Hosen und Kleider darauf, verarbeitet zu werden.

 

Aus dem leerstehenden Geschäftslokal, in dem bis vor ein paar Jahren eine Trafik eingemietet war, wurde Anfang Jänner die neue Änderungsschneiderei „Manesa”. Der gebürtige Syrer Idris Habash ist zugleich Eigentümer und Schneidermeister. Das Handwerk hat er in seiner Heimat Syrien erlernt; zum Beruf wurde seine Leidenschaft in Österreich, wo er in diversen Unternehmen Berufserfahrung sammeln konnte. Dabei führte ihn sein Weg zunächst zu „Jugend am Werk”, wo er Taschen herstellte. Danach ging es weiter zur „Textilservice Brolli GmbH”, wo er seine Fähigkeiten für das Reparieren von Arbeitsbekleidung erweiterte. Bevor Habash den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, war er noch zwei Jahre für „Magna Steyr” tätig und nähte Bezüge für Autositze. 

Das Comeback des Handwerks

Unter dem Einfluss von Social Media feiert das verloren geglaubte Handwerk Nähen ein Comeback. Influencer:innen und Blogger:innen zeigen, wie sie beispielsweise aus einer alten Hose ein neues Top zaubern, auch Upcycling genannt. Auch die Teuerung trägt dazu bei, dass viele ihr Geld nicht mehr in neue Kleidung investieren möchten. Beweggründe, die auch Idris Habash dazu veranlasst haben, sich selbstständig zu machen. „Ich habe immer gerne gearbeitet und das Nähen geliebt, also habe ich mir gedacht, ich mache was Eigenes daraus.“ So kam er von der Industrie wieder zu den Wurzeln des Handwerks zurück. Kleidung kürzen, sie enger oder weiter nähen, gehört somit wieder zu seinem Alltag.

Idris Habash beim Umnähen einer Hose
Idris Habash beim Umnähen einer Hose – Foto: Valentina Kölbl

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Bei der Namensfindung für seine Änderungsschneiderei hatte der Schneidermeister Hilfe von seiner 6-jährigen Tochter Manesa. „Ich wusste nicht, welchen Namen ich meinem Geschäft geben sollte. Da hat meine Tochter gerufen: ‘Ja ganz klar! So wie ich!’ Und da konnte ich nicht mehr nein sagen“, erzählt Idris Habash lachend. Familiär gibt sich der gebürtige Syrer auch gegenüber seinen Kund:innen, indem er sie am Eingangstresen mit Baklava begrüßt und motiviert erklärt: „Egal ob Hosen, Kleider, T-Shirts – du sagst, was du ändern willst, und ich mach‘ es dir so!“ 

 

Der Konkurrent Fast Fashion

Ursprünglich wollte Habash seine Änderungsschneiderei in der Innenstadt eröffnen. Aufgrund der Beliebtheit der Fast Fashion Ketten wie H&M oder Mango habe er sich aber bewusst dagegen entschieden, da die Gefahr, neben diesen Giganten unterzugehen, zu groß ist. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Greenpeace und der Arbeiterkammer wird die Hälfte der Kleidungsstücke, die in den Kästen der Österreicher:innen hängen, nur gelegentlich bis gar nicht getragen. Das entspricht mindestens 185 Millionen Kleidungsstücken, die fast ungenutzt sind. Für 80 Prozent ist der Preis eines der wichtigsten Kaufkriterien von Gewand, hingegen sind Umwelt- und Sozialstandards nur für 40 Prozent relevant. Ein Problem, dem Idris Habash mit seiner Schneiderei ein wenig entgegenwirken möchte. „So wie sich die Menschen ändern, kann sich die Kleidung auch mitverändern.” 

 

Blick in die Zukunft

Mit seiner Arbeit möchte der Schneidermeister vor allem mehr Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Kleidung schaffen. Trotz großer Konkurrenz – auch im Bereich der Änderungsschneidereien – blickt Habash sehr zuversichtlich auf die kommenden Monate. „Ich würde gerne größer werden, aber man muss mal klein anfangen. Da ich noch neu hier bin, dauert es ein wenig, bis es läuft. Aber das wird noch kommen.”

 

 

Titelbild: Idris Habash vor der Änderungsschneiderei „Manesa“ – Foto: Valentina Kölbl

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