Kasperltheater per Videostream
Lesezeit: 2 Minuten, 50 Sekunden

Seid ihr alle da? – Kasperl geht online!

in KULTUR von

Wenn die Kinder nicht zum Kasperl ins Orpheum gehen können, dann – ja, was dann? Dann kommt der Kasperl eben zu den Kindern! Und zwar online per Livestream. Jeden Sonntag gibt es eine Kasperl-Vorstellung vom Grazer Kasperltheater im eigenen Wohnzimmer. Kinder sowie auch „Verwachsene“, wie Kasperl die Erwachsenen gerne nennt, sind eingeladen interaktiv teilzunehmen.

„Trallali und Trallala, der Kasperl ist heut wieder da!“, schallt es durch das Aufnahmestudio. Hinter einem raumhohen Holzverschlag, dekoriert mit roten Samtvorhängen, tauchen der Kasperl und seine Freund*innen auf. An der gegenüberliegenden Wand erscheinen etwa 20 freudige Gesichter – kleine wie große. „Seid ihr alle da?“ – „JAAA!“. Der Ton überschlägt sich etwas, als so viele Kinderstimmen gleichzeitig in ihre Mikrofone schreien. Denn den Kasperl gibt es zur Zeit nur virtuell für sein Publikum.

Mitmachen vom Sofa aus

Statt des Orpheums bespielt der Kasperl seine Fans aktuell aus einer ehemaligen Lagerhalle eines Holzbauunternehmens. Diese wurde zu Proberäumen für Musik und Theater umgebaut. Damit die Kinder trotz Pandemie nicht auf die interaktiven Kasperl-Vorstellungen verzichten müssen, hat sich das Team rund ums Grazer Kasperltheater etwas überlegt: Über die Streaming-Plattform „nULive!“ können die jungen Zuschauer*innen auch von zu Hause aus bei Kasperls Abenteuern dabei sein. Dazu braucht es lediglich eine funktionierende Webcam und ein Mikrofon und schon kann Kasperl seine kleinen Freund*innen in den Wohnzimmern sehen und hören. 

Interaktion wird bei den Vorstellungen groß geschrieben: „Könnt ihr der Hexe Kunterbunt bei ihrer Zauberprüfung helfen?“, fragt Kasperl in die Kamera vor dem Bühnenbild. Auf der großen Leinwand sieht man die Kinder sofort von den Sofas springen. Sie spielen Bäume, dazu machen sie gewissenhaft Waldgeräusche und warten mit leuchtenden Augen bis die Hexe sie mit ihrem Zauberspruch wieder erlöst. Auch die „Verwachsenen” spielen brav mit.

Aufnahmestudio Kasperl
Das Aufnahmestudio für die Kasperl-Vorstellungen – Foto: Magdalena Münzer

Hinter den Kulissen

Ein Blick hinter die Kulissen offenbart drei Puppenspielerinnen, an deren schwarz behandschuhten Händen jeweils eine Puppe steckt. Die Frauen sind bereits ein eingespieltes Team, die Stücke spielen sie größtenteils aus dem Stegreif. „Mit meiner Kollegin Tine spiele ich schon 25 Jahre zusammen, irgendwann lernt man seine Rollen so gut kennen, dass sich vieles einfach ergibt“, erzählt Petra Medved, die dem Kasperl ihre Stimme leiht. Bei der Generalprobe werden dann nur noch organisatorische Dinge besprochen: Wo man am besten steht, damit die andere problemlos abgehen kann oder wie der Umbau des Bühnenbildes am unkompliziertesten funktioniert. Alle vier Jahre werden die Stücke überarbeitet, neue kommen dazu, andere werden aus dem Programm genommen.

Zwei Schauspielerinnen spielen über ihren Köpfen mit den Handpuppen von Kasperl.
Petra Medved und Christine Trausner hinter den Kulissen bei der großen Zauberprüfung – Foto: Magdalena Münzer

Eine Etage über dem Aufnahmeraum befindet sich das Technik-Studio. Hier werden Ton und Video reguliert. Während den Vorstellungen kann der Host von hier aus auch die Mikrofone der Zuseher*innen zu Hause ein- oder ausschalten. Über In-Ear-Kopfhörer bekommen die Schauspielerinnen Hinweise und Informationen von den Technikern und auch die Soundeffekte und die Musik wird ihnen über die Kopfhörer eingespielt. 

Spannend bis zum Schluss

Etwa 50 Minuten dauert die Vorstellung vom Kasperl. Die Kinder fiebern sichtlich mit, lachen und klatschen aufgeregt in die Hände. Immer wieder werden sie interaktiv von Kasperl angesprochen und miteinbezogen – denn das Grazer Kasperltheater ist auch online mehr als nur eintöniges Fernsehen. „Die Interaktion mit den Kindern ist mit das Wichtigste an der Vorstellung”, sagt Petra Medved. „Am Anfang konnte ich mir schwer vorstellen, wie das online funktionieren wird. Aber als ich dann das erste Mal die Kinder über meine Kopfhörer in die Mikros lachen gehört habe, war ich total berührt. Auch wenn es ganz anders ist, als im Orpheum.” 

Direkt nach dem Stück wird es noch einmal spannend, die Kinder hatten nämlich eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen: Das Wohnzimmer soll jeden Sonntag passend zum Stück dekoriert werden. Die Familie mit der kreativsten Dekoration gewinnt ein kleines Geschenk. 

Auf der Bühne stimmen Kasperl und sein Freund Pezi das Abschlusslied an. „Hoffentlich kommen die Kinder bald wieder!”, ruft Pezi und Kasperl schwingt seine Zipfelmütze bevor der rote Vorhang sich schließt.

Info

Kasperl spielt noch bis Ende Mai jeden Sonntag um 17:00 Uhr.

Mehr Infos gibt es hier.

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