Lesezeit: 2 Minuten, 8 Sekunden

Gewalt an Frauen: „Wir fordern einen krassen Systemwandel!“

in SOZIALES von

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen demonstrierten hunderte Feminist*innen in Graz gegen die Gewalt an Frauen, Lesben, intersexuellen, non-binary und trans* (FLINT*) Personen.

Startpunkt Lendplatz 17 Uhr: „20 Femizide sind 20 zu viel“, dröhnt es aus dem Lautsprecher. 20 Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts waren heuer schon in Österreich zu verzeichnen. Laut den Aktivist*innen sei das die höchste Zahl an Frauenmorden bezogen auf die Einwohnerzahl in ganz Europa. Weltweit würden im Durchschnitt 137 Frauen jeden Tag getötet werden. Das heißt, in etwa alle zehn Minuten sterbe eine Frau, so eine der Aktivist*innen bei der Ansprache. Meist würden Femizide von den engsten Familienmitgliedern wie dem Partner, Ex-Partner oder einem männlichen Verwandten begangen. 

20 Leintücher sind am Lendplatz auf dem Boden ausgebreitet – jedes steht für einen Mord, Datum, Ort und Motiv sind verzeichnet. Rund um die Leintücher und den Lastwagen mit DJ-Pult, haben sich zunächst etwa 200 Menschen versammelt, um das Manifest der Veranstalter*innen zu Beginn der Demo zu hören. Sie startete mit einer Schweigeminute, um der getöteten Frauen zu gedenken. Eine kurze Ansprache hielt auch eine Vertreterin von Catcalls of Graz, die auf verbale sexuelle Belästigung im alltäglichen Leben hinweisen. Währenddessen wurde das Tragen von Masken diszipliniert eingehalten. 

 „Reclaim the Night“

Die Demonstration stand unter dem Motto „Reclaim the Night“. Dazu Lisa von der Bewegung F*Streik, die die Demo organisiert hatte: „Die Nacht ist oftmals eine Zeit, wo sich Frauen und FLINT Personen unwohl fühlen, weil man angepöbelt wird oder weil irgendwer einen sexuell belästigt. Wir wollen uns diese Nacht heute zurückholen!“  Der erste „Reclaim the Night“-Marsch fand 1977 in  Großbritannien statt. Grund für den Marsch war eine Aufforderung der Polizei an Frauen, sie sollen sich nachts nicht an öffentlichen Orten aufhalten – wegen des Yorkshire Rippers. Nach dem Start am Lendplatz zogen die Teilnehmer*innen mit Parolen wie “Alerta, Alerta, Antimachista!” oder “Man(n) tötet nicht aus Liebe – stoppt Femizide!” durch die Grazer Innenstadt.

Demonstrantin mit Schild: Man tötet nicht aus Liebe
Trotz Lockdowns nahmen viele an der Demonstration teil – Foto: Doku Service Steiermark

Lösung: Systemwandel

Das Ziel der Demo: „Wir fordern einen krassen Systemwandel!“, sagt Lisa von F*Streik. Die Bewegung hat sich im Herbst 2019 formiert und, wie es auf der Webseite heißt, kämpft gegen “Rassismus, Homophobie, Transphobie, Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen, Ausgrenzung von Menschen, die nicht ,Mann´ oder ,Frau´ sind, Islamophobie, Antisemitismus und Unterdrückung von Menschen, die ,anders´ sind”.  Mit ihrem Engagement wollen sie Aufmerksamkeit erzeugen und zur Aufklärung beitragen.

16 Tage gegen Gewalt

Am 25. November startete auch das Projekt „16 Tage gegen Gewalt an FLINT“. Im Zeitraum bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember wird weltweit intensive Aufklärung geleistet und auf die Problematik von Frauenmorden hingewiesen. F*Streik Graz bietet in den 16 Tagen Online-Vorträge, Radiobeiträge und Protest-Aktionen an – zu Themen wie Frauenrechten, Frauenhass oder Wohnungslosigkeit. Auch andere Institutionen wie beispielsweise die Caritas-Beratungsstelle Divan nehmen an den Aktionstagen teil. Die Veranstalter bieten Online-Führungen durch die Ausstellung „Ich möchte etwas sagen“, in der betroffene Frauen, porträtiert von Maryam Mohammadi, erzählen, was Gewalt für sie bedeutet.

Infobox
Das nächste Projekt von F*Streik Graz findet am 27.11.2020 statt.

 

Loading Facebook Comments ...

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

*

11 + achtzehn =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Das letzte von

Therapeuten auf vier Pfoten

Am Krankenhaus der Elisabethinen unterstützen die beiden Therapiebegleithunde Faye und Hermes die
Gehe zu Nach oben