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Wuzzeln wie die Weltmeister

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Viele sehen Tischfußball-Spielen nur als Spaß. Doch bei der Landesmeisterschaft im Annenviertel ging es ans Eingemachte. Für Männer und Frauen galt es, sich für die Staatsmeisterschaft zu qualifizieren. Die steirischen Damen sind übrigens auch international kaum zu schlagen.

Von: Severin Dringel 

Die Stimmung im Billardcafé Immervoll im Annenviertel-Bezirk Lend ist an diesem Nachmittag entspannt und ausgelassen. Wuzzel-Weltmeisterin Marina Tabakovic und Newcomerin Julia Holler lassen den kleinen Ball nicht aus den Augen, wie er zwischen den Toren hin- und her flitzt. Auch wenn es sich in diesem Fall nur um ein Freundschaftsspiel handelt, nehmen die beiden Frauen die Sache ernst. Mehrmals versuchen sie die jeweils andere mit Trickshots zu überraschen. Erst am Ende lächelt Tabakovic erleichtert, die amtierende Weltmeisterin hat einmal mehr gewonnen. Auch Testspiele werden hier höchst diszipliniert abgehalten.

Von 8. bis 10. November findet in Tirol die Staatsmeisterschaft im Tischfußball statt. Im Vorfeld spielen sich Männer und Frauen jeglichen Alters die Startplätze untereinander aus. Kürzlich ging im Annenviertel die letzte Runde der steirischen Landesmeisterschaft über die Bühne.  Während bei den Damen bereits alle über die Rangliste direkt qualifiziert waren, mussten die Herren noch kämpfen. Dabei ging es um zwei Fixplätze.

Kräftemessen von Jung bis Alt

An sechs Tischen maßen sich aufstrebende TischfußballerInnen aller Altersklassen, von Juniors, die zum Spielen noch ein kleines Podest brauchen, über BewerberInnen mittleren Alters bis hin zu Seniors. Und das in den verschiedensten Kategorien. Beginnend mit den Junioren, die sich trotz ihres zarten  Alters bereits auf sehr hohem Niveau befinden, ging es zu den Einzelbewerben der Damen und Herren über und endete mit dem Damendoppel. Da es sich um ein öffentliches Event handelte, konnten auch Tischfußballaffine, die keinem Verein angehörten, ihr Können unter Beweis stellen.

Ein Hobby, das zusammenschweißt

Julia Holler, ihres Zeichens Präsidentin des Tischfußballbundes Steiermark sieht Tischfußball als Kombination aus Spaß und sportlichem Konkurrenzkampf. “Wir kennen uns sowohl am Tisch als auch abseits in und auswendig”, sagt die Studentin, die seit drei Jahren offizielles Vereinsmitglied des TFC Hotshots ist. Laut Holler kann das ständige Gegeneinanderspielen auf Dauer auch mühsam sein, da man seine Gegnerin  bereits kennt und “lesen” kann, wie sie es nennt. Das heißt, man kennt ihre Tricks, kann Spielzüge und Schüsse bereits voraussagen. Dennoch verbringen die Spielerinnen auch neben dem sportlichen Wettkampf viel Zeit miteinander. Bei internationalen Turnieren gehen sie gemeinsam auf Sightseeing-Touren und verbringen einen Großteil ihrer Zeit und Urlaubstage mit den VereinskollegInnen und MitstreiterInnen.

Kinder beim Tischfußball Spielen
Im Café Immervoll ging es am Nationalfeiertag wieder an den Wuzzeltisch

Tischfußball-Damen auf der Erfolgswelle

Im Gegensatz zu den heimischen FußballerInnen haben die Grazer Damen des TFC Hotshots auch einige prestigeträchtigen Triumphe vorzuweisen. Angeführt von Marina Tabakovic, die insgesamt drei Weltmeistertitel ihr eigen nennt (zwei im Einzel 2015 und 2019 und einen im Doppel mit Karen Scheuer 2017) ist Österreich bei den Damen eine der erfolgreichsten Tischfußballnationen. Eine starke Leistung, auch wenn bei den Herren die Konkurrenz größer ist. Tabakovic ist bereits seit 2006 Mitglied und hat alle großen Titel im Tischfußball gewonnen. Satt ist sie aber noch lange nicht: “Ich möchte noch einen Titel im Damendoppel gewinnen”, so die amtierende Weltmeisterin. “Die Abstimmung zwischen Aktion und Reaktion ist faszinierend, es wird nie langweilig.”

“Tischfußball muss ein anerkannter Sport werden”

Holler und Tabakovic sind auch der Meinung, dass die Zeit reif ist, um den Tischfußball als offiziellen Breiten- und Wettkampfsport zu etablieren. “Wenn Schach und Darts als Sportarten zugelassen werden, muss dasselbe auch für den Tischfußball gelten”, sagt Holler. Beim “Wuzzeln” geht es ebenso um mentale Stärke und Genauigkeit. Wenn man es schafft, den Spielplan des Gegners zu durchbrechen, hat man ihn psychisch überboten.

Aussichten auf Staatsmeisterschaft

Nachdem die Landesmeisterschaft geschlagen wurde, stehen die Startplätze für die Staatsmeisterschaft also fest: Bei den Damen werden Marina Tabakovic, die zugleich auch Titelverteidigerin ist, Karen Scheuer, Melissa Mosser, Elisabeth Kainrath und Julia Holler an den Start gehen. Die Herren werden von Emanuel Pichlbauer, Sebastian Wiesinger und Ali Taleei vertreten. Das Event im Billardcafé Immervoll ging wieder bis spät in die Abendstunden hinein und war für alle ein geeigneter letzter Härtetest, bevor es im nationalen Vergleich wieder um das Eingemachte geht (die Annenpost berichtete).

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