Moon Ribas während ihrer Performance im Schaumbad
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Feministische Cyborgs im Schaumbad

in KULTUR von

Videoüberwachung, Vibrationen und Selbstverstümmelung. Radikal und zeitgenössisch setzt sich das Schaumbad in der neuen Ausstellung „Maschinendivas“ mit Technik und Feminismus auseinander.

Von: Sidonie Sagmeister, Sarah Reichl, Jonas Rettenegger

In den Hallen des Schaumbads fällt einem zuerst ein bunter Rock mit kleinen Blüten ins Auge. Was unscheinbar wirkt, trieft vor aktueller Bedeutung. Denn die estnische Künstlerin Mare Tralla hat in den kleinen Blüten Überwachungskameras eingebaut, die einen Blick nach innen und außen werfen. Eine Video-Installation daneben zeigt das Ergebnis der Auseinandersetzung mit Privatsphäre im digitalen Zeitalter.

Die aktuelle Ausstellung Maschinendivas im Schaumbad beschäftigt sich mit der Benachteiligung von Frauen in der Technik. Dieses Thema ist laut Iris Kasper, Geschäftsführerin des Schaumbads, Gegenstand vieler aktueller Kunstperformances. „Ich habe das Gefühl, dass Feminismus immer mehr in den Fokus rückt“, sagt die Kunstgeschichte-Studentin.

Iris Kasper vor einigen Exponaten im Schaumbad
Iris Kasper: „Feminismus rückt in den Fokus“ – Foto: Tanja Reinisch

Die menschliche Seismographin

Bei der Eröffnung der Ausstellung fand unter anderem eine Performance der spanischen Künstlerin Moon Ribas statt. Moon Ribas ist ein echter Cyborg, also ein Lebewesen, das technisch erweitert ist, denn sie hat einen seismischen Sensor in ihrem Fuß, der sie alle Erdbeben der Welt als Vibration wahrnehmen lässt. Von diesen Vibrationen geleitet, tanzte sie auf einem Erdhaufen in der Ausstellungshalle. Die Spuren, die sie dabei hinterlassen hat, kann man nun im Schaumbad betrachten.

Moon Ribas bei ihrer Performance im Schaumbad
Moon Ribas tanzt auf einem Erdhaufen – Foto: Alexandra Gschiel

„Vielheit in Einheit“

Besonders zum Nachdenken regt das Exponat der bulgarischen Künstlerin Boryana Rossa an, die sich in einer Performance die Vulva selbst zugenäht hat. Sie möchte damit einem geschlechtsneutralen Lebewesen näherkommen. „Diese Geschlechtsneutralität würde Roboter vielleicht zu den besseren Menschen machen“, erklärt Iris Kasper. Wie sie sich die Definition von Gender in Zukunft vorstellt? „Ich glaube, dass Vielheit in Einheit möglich ist. Ich glaube, dass Gender irgendwann nicht mehr so relevant ist.“

Wichtig ist Iris Kasper in der Frage der Gleichberechtigung das Schaffen von Vorbildern. „Wenn man immer nur Männer in einem bestimmten Bereich sieht, dann vergisst man vielleicht, dass Frauen das genauso gut können.“ Es gebe extrem viele männliche Vorbilder in unserer Gesellschaft, aber leider wenige weibliche Heldinnen.

Wenn man Iris Kasper fragt, ob in einer idealen Welt die feministische Philosophin Judith Butler Roboter programmieren würde, lächelt sie und sagt: „Vielleicht“.

Sonderausstellung:

Besonders sehenswert ist die Sonderausstellung Mädchenträume 2.0 im Rahmen der langen Nacht der Museen. Diese findet am 05. Oktober von 19 bis 24 Uhr im Schaumbad statt. Die Exponate der Maschinendivas sind noch bis 20. Oktober zu betrachten.

Lange Nacht der Museen

Ist eigentlich sehr zugänglich und nur ganz ganz selten genervt von seinen Mitmenschen. Allerdings leicht durch Craftbeer und Kaffee zu besänftigen. Alles in allem also, ein weltoffener Buch-, Schallplatten- und Memeliebhaber.

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