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Grazer Straßenbahnnetz wächst – Über Griesplatz nach Reininghaus

in POLITIK & WIRTSCHAFT von

Geschlossen und in seltener Harmonie stellten Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) am Freitag Vormittag eine Studie als Grundlage für den Straßenbahnnetzausbau vor.

Bekommt das Annenviertel neue Anbindungen? Mit 2023 sollen – nach dem Motto “Mehr Straßenbahn für übermorgen” –  drei neue Linien kommen. Planer Willi Hüsler präsentierte seine Vorschläge für die neuen Linienführungen.

Baustart etappenweise ab 2023

Drei neue Straßenbahnlinien stehen fest, mit denen nun weiter geplant werden soll. “Es geht um eine Entlastung der Stadt vom Autoverkehr”, betont Hüsler. Momentan seien die Verkehrsanbindungen zu sehr zum Stadtzentrum hin ausgerichtet. In vielen Fällen könnten Grazer ihre Besorgungen, die außerhalb des Zentrums liegen, nicht erledigen, ohne mit dem Auto zu fahren. Das Ziel sei, jeden Bezirk in Graz an die Straßenbahn-Infrastruktur anzuschließen, so Bürgermeister Nagl. Dieser begründet seine Wahl des Ausbaus von Straßenbahnen auf eine Untersuchung, die besage, dass Straßenbahnen auf derselben Strecke zu 40% stärker genutzt würden als Busse.

Tramerschließung rund ums Annenviertel

Geplant ist eine neue 9er Nordwest-Linie. Sie beginnt in Gösting und fährt über den Lendplatz bis ins Annenviertel zum Roseggerhaus. Hüsler betont, man habe in der Nordwest-Linie den größten Fahrgastzuwachs für alle Untersuchungsfälle errechnet. Für die neue 8er Südwest-Linie gibt es zwei mögliche Streckenvorschläge (siehe Abbildung). Nagl und Kahr tendieren zu jener Route, die über den Griesplatz hinunter über die Karlauerstraße zum Citypark, Don-Bosco und bis Reininghaus führt.

Die neue 2er Linie erschließt den Hauptbahnhof mit den Universitäten Karl-Franzens und Med Uni über die Keplerbrücke. Damit wären auch die letzten Bezirke an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Auch die S-Bahn soll durch neue Nahverkehrsknotenpunkte in Gösting, Reininghaus und im Süden in der Wetzelsdorfer Straße besser integriert werden.

Keine Bim für die Josef-Huber-Gasse

Auf vehementen Widerstand von AnrainerInnen im Gries stieß die geplante Unterführung der Josef-Huber-Gasse auf Höhe Eggenberger Gürtel zur Alten Poststraße. Die Unterführung soll zum einen den neuen Stadtteil Reininghaus erschließen und zum anderen die Kärntner- und Eggenberger Straße entlasten. Die BewohnerInnen befürchten aber eine Verschlechterung der ohnehin alarmierenden Luftqualität. Viele wünschen sich zumindest einen Radweg oder eben eine Straßenbahn, um den Autoverkehr etwas einzudämmen. Dieser Plan wurde aber bereits 2017 gecancelt, weil die Politik den Autoverkehr dort nicht einschränken wollte, wie die Kleine Zeitung berichtete.

Wie viel wird der Straßenbahnausbau kosten?

Die drei neuen Linien kosten rund 285 Millionen Euro. “Die neue Universitäts-Linie sowie die neuen Linien nach Gösting und nach Straßgang werden in Zukunft täglich rund 130.000 Personen mehr als bisher befördern”, so Nagl. Weil Graz wächst, rechnet die Stadt mit rund 50.000 zusätzlichen Fahrgästen bis 2030 .

Die rote, grüne und pinke Linie zeigen die geplanten Streckenführungen – Foto: Land Steiermark

“Der neue Zweier”

Der Westen von Graz soll durch die Linie 2 mit Geidorf angebubunden werden. Die neue Strecke startet am Hauptbahnhof über die Keplerstraße zum Geidorfplatz und fädelt dann nach der Karl-Franzens Universität über die Strassoldogasse und ein Stück vor der Energie Steiermark in die Leonhardstraße ein und endet schließlich beim LKH. Der “neue” Zweier deshalb, weil es bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine 2er Straßenbahnlinie gab. Weil die Popularität des Autos stieg, wurde sie Anfang der 70er Jahre stillgelegt. Damals verlief sie in Ringform vom Hauptbahnhof zum Hauptplatz, über den Jakominiplatz beim Glacis entlang, zum Geidorfplatz und von dort wieder über die Keplerbrücke zum Bahnhof zurück.

Schon im Bau

Die 4er nach Reininghaus und die 6er zur Smart City werden voraussichtlich Ende 2021 eröffnet. Rund 10.000 Menschen sollen dann im neuen Stadtteil Reininghaus leben. Die Reininghauslinie fährt dann von der Alten Poststraße zu den neuen Haltestellen Reininghausstraße, über Reininghauspark und Wetzelsdorfer Platz zur Endstation Reininghaus. Dort wird dann auch die geplante 8er Südwest-Linie halten.

Noch Baustelle: Die Haltestellen der neuen 4er Reininghauslinie – Foto, Screenshot: Stadt Graz

Finanzierung wegen “Ibiza-Video” offen

In einem Sonder-Verkehrsausschuss sollen bald die genauen Ergebnisse fixiert werden. Ende des Sommers wollen Nagl und Kahr mit einem Grundsatzbeschluss in den Grazer Gemeinderat gehen. Noch offen ist, ob die Umsetzung ins Stocken geraten könnte, weil es momentan an finanzieller Unterstützung fehlt. Die österreichischen Städte waren erstmals auch in eine Nahverkehrsmillionenförderung eingebunden, aber aufgrund der derzeitigen Turbulenzen in der Regierung ist dies nicht zustande gekommen. Ein Öffi-Jahresticket wird weiterhin 265 Euro kosten. Für Studierende gibt es ab dem Wintersemester 2019/20 das neue Top-Ticket. Um 150 Euro können sie sechs Monate lang das gesamte Öffinetz der Steiermark nutzen.

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