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Aus Leidenschaft zum Büchermachen

in KULTUR von

Der steirische Verlag edition Keiper feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Über einen Verlag, der ohne Plan entstand und dennoch so gut läuft. Und über die Konkurrenz, die überall und zu jeder Zeit herrscht.

Hunderte Bücher sind bis zur Decke der alten Halle in handgemachte Regale geschlichtet, eine Explosion an Farben. Und ein schönes Bild für die Liebe zur Literatur, die Anita Keiper vor bald zehn Jahren dazu veranlasste, einen eigenen Verlag zu gründen. Dabei war das gar nicht ihr Lebensplan. „Mein alter Job hat mich 200 Prozent meiner Energie gekostet. Und nichts war mir damals weniger wichtiger als die Literaturszene in Graz, der Steiermark oder sonst irgendwo“, erinnert sich Anita Keiper, die zuerst im PR -Bereich tätig war und sich 2008 mit der Werbe- und Textagentur „Textzentrum Graz“ selbstständig machte.

Aus dieser entstand nach einigen Monaten durch Zufall die edition Keiper. Wer letzten Endes die Idee hatte, einen Verlag zu gründen, darüber sind sich Keiper und ihre MitstreiterInnen nach wie vor nicht einig. Wenn der Verlag gerade gut läuft, dann will jeder die entscheidende Idee gehabt haben. In Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, will keiner der Gründer gewesen sein, erzählt Keiper in den Verlagsräumen in der Puchstraße 13. Letztlich habe es so viele Ideen gegeben, die sich einfach nicht auf herkömmliche Weise umsetzen ließen. „Wir haben uns gefragt, was man bewirken kann, wenn man sich nicht innerhalb eines vorgegebenen Rahmens bewegen muss.“ Damals wie heute zählt die Liebe zum Lesen und die Leidenschaft zum Büchermachen. „Es gibt uns noch immer, also scheint es zu funktionieren“, sagt Keiper.

„Wir sind jetzt Teil einer Literaturszene“

Vorerst arbeitete der Verlag ohne Meinungen von außen. Drei Jahre nach der Eröffnung bezog edition Keiper die Räume am Areal der früheren Tagger-Tierfutterwerke, Anita Keiper und ihre KollegInnen richteten die alte Halle in mühsamer Handarbeit her. Die Bücherwand und die Bar sind die Resultate eines durchgearbeiteten Sommers. Mit der Steigerung des Bekanntheitsgrades der „edition“ und dem Umzug war ein anderes Arbeiten möglich. „Man schaut nun mehr auf uns, man vergleicht uns mit anderen Verlagen. Ein Teil dieser Szene zu sein, gibt einem auch viel zurück, das antreibt und motiviert.“ Mittlerweile ist die edition Keiper nicht nur regional sondern im gesamten deutschsprachigen Raum vertreten. Ein wichtiger Schritt auch für die Autoren und Autorinnen, die dadurch auch überregional besser wahrgenommen werden.

Die liebevoll hergerichteten Räumlichkeiten in der Puchstraße 13 – Foto: Elena Barnard

Wer nicht präsent ist, ist weg

Einfach sei die Verlagsarbeit angesichts der großen Konkurrenz in der deutschsprachigen Literaturszene nicht. Wer nicht „kurbelt“ und ständig neue Titel auf den Markt bringt, werde nicht wahrgenommen. Der durchschnittliche Leser kauft laut Statistik bloß 12,2 Bücher pro Jahr, e-books und Hörbücher eingeschlossen. „Wer sich als Verlag mit seinen Autoren gegenüber den Buchhandlungen behaupten will, muss sich einen Ruf aufbauen, sonst gibt es für diese keinen Grund, eines deiner Bücher aufzustellen. Es geht rein um Verkaufszahlen.“ Der Handel mit Büchern sei ein Groschengeschäft. Hier sei es wichtig, mit dem ganzen Herzen dabei zu sein.

Wovon zu schreiben ist

Der Schwerpunkt des Verlags liegt bei steirischen Autorinnen und Autoren, Keiper verlegt aber nicht nur Prosa sondern auch Lyrik, Krimis oder Sachbücher. „Das Potential, das wir hier haben, braucht keinen Vergleich zu scheuen“, meint Keiper. Eines der Bücher, das im diesjährigen Frühlingsprogramm erscheint trägt den Titel „Wovon zu schreiben ist“. Eine Anthologie mit Texten von 15 steirischen Autorinnen, darunter Petra Ganglbauer, Bettina Messner oder Sophie Reyer, die „ihre Schreibräume öffnen“, also über ihr literarisches Schaffen berichten. „Es ist alles drinnen und es fehlt nichts – ein perfekter Bogen, ein weiblicher Bogen“, sagt Keiper. Leseproben aus dem Buch sind am 2. März zu hören, wenn die edition ihr Jahresprogramm bei einer „Gulaschlesung“ präsentiert. Das zehnjährige Bestehen feiert edition Keiper dann im April mit einer 25-Stunden-Lesung, die auch ein wenig an den Umzug in die Puchstraße erinnern wird. Damals, im Jahr 2010, lasen Autorinnen und Autoren, wie auch andere Interessierte 24 Stunden lang nonstop aus Keiper – Werken.

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