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Let’s talk about Scripts – Mit Jakob M. Erwa

in KULTUR von
Im Rahmen der Diagonale’17 wurde Jakob M. Erwas Film „Die Mitte der Welt“ nach nationalem und internationalem Kinoerfolg erneut in Graz gezeigt. Im Gespräch erzählt er, was Drehbuchautoren unbedingt können sollten und warum er so gerne mit Jugendlichen arbeitet.

Jakob M. Erwa spricht über seine Erfahrungen als Drehbuchautor. Foto: Ana Lagger

Der Grazer Filmemacher war einer der Stargäste auf der Diagonale 2017. Nachdem sein neuester Film „Die Mitte der Welt“ gespielt wurde, gewährte er dem Publikum bei dem anschließenden Gespräch „Let’s talk about scripts“ im Hotel Wiesler einen Blick hinter die Kulissen. Dabei erzählte Erwa unter anderem, wie er es schaffte, Andreas Steinhöfels Roman „Die Mitte der Welt“ von Schrift in Bewegtbild umzuwandeln.

Von der ersten Sekunde an sei Erwa von Steinhöfels Geschichte ergriffen gewesen und gesteht: „Ich habe mehrmals geweint.“ Besonders die außergewöhnlichen Charaktere und der selbstverständliche Umgang mit dem Thema Homosexualität hätten ihn fasziniert.

Bei der Adaptierung des Romans räumte sich Erwa großen künstlerischen Handlungsspielraum ein – dieser stieß bei einigen Fans des Buches auf wenig Begeisterung. Erwa aber kontert:Haut- und Haarfarbe sowie das Geschlecht sind unwichtig, was zählt ist der Charakter. Die Schauspieler müssen die notwendigen Emotionen vermitteln. Selbst wenn einige SchauspielerInnen äußerlich nicht den Figuren im Buch entsprechen, besitzen diese doch jedenfalls die entsprechende Persönlichkeit.“ Getreu diesem Motto seien schließlich auch die Rollen im Film besetzt worden. 

Erwa erzählt, wie der Film „Die Mitte der Welt“ entstand. Foto: Ana Lagger

Auch ein Drehbuchautor braucht einen starken Charakter. Erwa, der immer wieder Filmworkshops für Jugendliche in Graz anbietet, versucht seinen Sprösslingen dabei nicht nur das notwendige Know-How, sondern auch ein gewisses Verständnis für Details mit auf den Weg zu geben. Laut Erwa gibt es nämlich genau drei Eigenschaften, die ein Drehbuchautor besitzen muss, um erfolgreich zu sein: Offenheit, eine gute Beobachtungsgabe und ein Gespür für das Übersetzen von Wort in Schrift. Beim Coming-of-Age-Film „Die Mitte der Welt“ arbeitete Erwa genau nach diesem Rezept – und der Plan ging auf.

 „Jugendliche sind wahrhaftig!“, sagt Erwa. Er selbst habe die Jugend in all ihren Facetten miterlebt, von der „First-Life-Crisis“ bis hin zum Ausbrechen aus dem Familienleben und dem „Auf-eigenen-Beinen-stehen“. Das ist nur einer der Gründe, weshalb Erwa so gerne mit Jugendlichen zusammenarbeitet. 

„Jugendliche sind wahrhaftig“. Erwa erklärt, warum ihm die Arbeit mit Jugendlichen Kraft gibt. Foto: Ana Lagger

Erwa fasziniert auch die Authentizität von jungen Menschen: „Mich inspiriert das totale Feuer und die absolute Begeisterung, die Jugendliche mitbringen und mir persönlich damit viel Kraft geben. Bei den Workshops werden Grenzen und vorgefasste Meinungen binnen kürzester Zeit abgebaut. Fremde Menschen bilden plötzlich ein Team und es entstehen wahre Freundschaften. Es werden die wildesten Themen besprochen, diese Lockerheit fehlt bei Erwachsenen oft.“ Im Mai veranstaltet er deshalb wieder einen Filmworkshop für 15 bis 18-Jährige in Graz.

In den bisher neun Workshops entstanden Kurzfilme, die nicht nur in Österreich, sondern beispielsweise auch beim REC-Filmfestival Berlin und dem TimeLine Filmfestival Italien gezeigt wurden. Die Workshops werden vom Verein beTEILigung.st veranstaltet. Jugendliche sollen lernen, sich auszudrücken und im Team zu arbeiten. Auf dem YouTube-Channel beteiligungST kann man sich alle bisherigen Filme und Making-ofs ansehen.

Erwa sieht sich selbst nicht als Vorbild, will aber die richigen Werte vermitteln. Foto: Linda Schwarz

Bei den Workshops lernen die Jugendlichen sowohl technische Aspekte, wie Schnitt und Ton, als auch die Arbeit als RegisseurIn und DrehbuchautorIn kennen. Häufig passiere es, dass Workshop-Teilnehmer zu Erwa sagten: „Hey, ich will das auch zu meinem Beruf machen.“ Doch Erwa sieht sich selbst nicht als Vorbild, sondern hofft, dass er den Jugendlichen das Richtige vermitteln kann. Denn neben den technischen Fähigkeiten und einem gewissen Schreib- und Ideentalent, müsse ein Filmemacher vor allem eines sein, nämlich tolerant und offen. 

 

[infobox color=“#a3a3a3″ icon=“info“] Filmworkshop beTEILigt: Erste Session: 5.-7. Mai 2017 (Ideenentwicklung bis Drehbuch), zweite Session: 19.-21. Mai 2017 (Technik-Crashkurse, Dreh, Schnitt) jeweils von 9.00-18.00 Uhr. Anmeldung bis 17. April 2017. Für Jugenliche zwischen 15-18 Jahren. Teilnahme kostenlos. Weitere Infos findet ihr hier. [/infobox]

Text von: Linda Schwarz und Ana Lagger

"Denn die Kunst ist die Tochter der Freiheit." Hobbyfotografin, Portraitzeichnerin und Kunstliebhaberin mit einer Schwäche für Videospiele.

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