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„Politik kann cool und farbenfroh sein“

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Tayo Stefan Oluyemi will als erster Kandidat der Grazer Volkspartei mit afrikanischen Wurzeln in den Grazer Gemeinderat einziehen. Ein sportliches Ziel. Im Interview spricht er darüber, wie er selbst mit Rassismus umgeht und warum Integration ein Zusammenspiel von allen Seiten sein muss.

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Tayo Oluyemi kandidiert am 5. Februar 2017 für die Grazer Volkspartei. Foto: Ana Lagger

Samstag, kurz vor 12 Uhr Mittag in der Greenbox West in Eggenberg. Tayo Oluyemi schlendert zur Tür herein und bietet mir sofort das Du-Wort an, schließlich sind wir fast gleich alt. Sein Händedruck ist fest, sympathisch wirkt er auf den ersten Eindruck.

Tayo Stefan Oluyemi ist 24 Jahre alt und stammt aus Graz. Hier wurde er geboren und hier ist er aufgewachsen. Seine Mutter ist Österreicherin, sein Vater ein Pastor aus Nigeria. Er hat die Berufsschule besucht und das Bundesheer absolviert. Oluyemi hat ein eigenes Startup-Unternehmen im Bereich Werbung Social- Networks, zudem arbeitet er im Studentenwohnheim „Greenbox West“. Er kandidiert bei den Gemeinderatswahlen am 5. Februar 2017 für die Grazer Volkspartei, hat jedoch keinen fixen Listenplatz geschafft und ist deshalb auf Vorzugsstimmen angewiesen. Sein bewusst provokanter Slogan – „Graz goes Black – Schwarz mal anders“ – soll für die nötige Aufmerksamkeit sorgen. Bereits zu Schulzeiten war er drei Jahre lang Schulsprecher und engagierte sich in der Schülerunion, später auch in der Berufsschülerunion Steiermark. Vor drei Jahren ist Oluyemi dann zur ÖVP gekommen und ist derzeit Bezirksobmann der Jungen ÖVP (JVP) in Straßgang . „Mir macht diese Aufgabe enorm viel Spaß“, sagt er bei unserem Gespräch in der Greenbox.  „Politik ist oft öde und in vielerlei Hinsicht veraltet, ich möchte sie deshalb vor allem jungen Menschen wieder ,schmackhaft´ machen, denn Politik kann auch cool und farbenfroh sein.“ Bei der ÖVP ist er gelandet, weil ihm das Leistungsprinzip „taugt“, wegen des Familienbilds und der christlichen Werte.

Mit „farbenfroh“ meint Oluyemi auch eine kulturell vielfältige Politik. Graz sei die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs und beheimate Personen aus allen Teilen der Welt. Besonders in den beiden Bezirken Lend und Gries auf der linken Seite des Murufers, treffen Menschen verschiedenster Nationen aufeinander. Oluyemi selbst weiß, was es heißt, als „Ausländer“ angesehen zu werden. In seiner Kindheit und Jugend wurde er aufgrund seiner Hautfarbe immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. „Negerbua“ oder „Bimbo“ haben sie ihn schon auf der Straße genannt  – Oluyemi musste sich bereits früh ein dickes Fell zulegen. Um mit solchen Situationen besser umgehen zu können, betrieb er lange Zeit japanischen Kampfsport. „Der Sport half mir, in solchen Situationen ruhig zu belieben, es geht um Konzentration, Körperbeherrschung und Selbstfindung. Dadurch konnte ich mir ein starkes Schutzschild aufbauen“, meint er.

Deshalb ist für Tayo Sport auch einer der Schlüssel für Integration. Mannschaftssport könne zusammenschweißen und verbinde die Menschen untereinander.  Sollte Tayo in den Gemeinderat einziehen, hätte er auch schon konkrete Pläne, wie spielerische und sportliche Integration aussehen sollten: „Das Projekt „Bewegung mit Ball“ mit und von Ex-Fußballer Birol Yilmaz gewann 2014 den Integrationspreis. Meine Vision ist es, dieses Projekt in Graz zu fördern und mit steirischer Kultur zu verbinden. Nach den wöchentlichen Sport- und Sprachkursen soll es eine gemeinsame typische Steirerjause geben“, erzählt er.

Des Weiteren sollen sogenannte Sportservicestellen in ganz Graz errichtet werden.  Sportbotschafter sollen Familien und ihre Kinder zu verschiedensten Sportarten animieren, damit Kontakte geknüpft werden können und die Kinder und Jugendlichen gleichzeitig ihrer sportlichen Leidenschaft nachgehen können. „Man kämpft für das Gleiche und hat dieselbe Leidenschaft – das verbindet.“

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Tayo Oluyemi ist Halbnigerianer, bezeichnet sich aber zu 100% als Österreicher. Foto: Ana Lagger

Doch eigentlich mag Tayo das Wort „Integration“ gar nicht. „Immer wenn es in der Schule einen Integrations-Workshop gegeben hat, waren alle Augen immer gleich auf mich gerichtet. Integration heißt nicht gleich ,Ausländer´, sondern gilt für uns alle.“ Integration müsse von beiden Seiten ausgehen.

Wenn er selbst gefragt werde, woher er komme, dann antworte er immer: „I bin a Österreicher! I bin Grazer!“ Bisher war er erst drei Monate in Nigeria auf Urlaub und hat dann einige Zeit in London gelebt, aber aufgewachsen ist er hier. Doch Tayo versteht auch, dass es für viele auf den ersten Blick schwer zu verstehen ist, dass man als „Schwarzer“ Österreicher ist.

[infobox]Tayo Stefan Oluyemi kandidiert am 5. Februar 2017 bei den Grazer Gemeinderatswahlen für die Grazer Volkspartei (ÖVP). Mehr Informationen zu ihm und wie du ihn durch deine Vorzugsstimme unterstützen kannst findest du auf seiner Homepage: www.oluyemi.at[/infobox]

Linda ist Südtirolerin mit italienischem Temperament, Blondine (mit Köpfchen), Kaffeeliebhaberin und jederzeit für den neuesten Gossip zu haben.

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