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Wenn in Eggenberg die Rekorde fallen

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An den österreichischen Kurzbahn-Staatsmeisterschaften im Schwimmen nahmen mehr als 400 AthletInnen aus dem In- und Ausland teil. Unter ihnen junge Talente vom Eggenberger ATUS Graz – und die beste Schwimmerin der Welt.

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Auf den 25 Meter-Bahnen der Auster wurden von 17. bis 20. November die Meisterschaften ausgetragen. Foto: Marcel Yildiz

Ein Signalton, dann noch einer und los geht es: Zehn Athletinnen springen in das Becken der Eggenberger Auster und sorgen für mächtig Wirbel – im Wasser wie auf den Zuschauerplätzen. Pfiffe und Jubel vermischen sich, die Anweisungen der TrainerInnen an ihre Schwimmerinnen sind da kaum noch zu hören. Nach rund einer Minute ist das Spektakel wieder vorbei. Großer Jubel bei Caroline Pilhatsch, einer 17-jährigen Grazerin vom USC Graz. Sie holte sich den Staatsmeistertitel im Bewerb 100-Meter-Rücken und stellte einen neuen österreichischen Rekord auf. Mit einer Zeit von 59,59 Sekunden blieb Pilhatsch als erste Österreicherin unter einer Minute. Damit löste sie Jördis Steinegger, ebenfalls eine Grazerin, als Rekordhalterin ab.

Ein gelungener Start ist der Grundstein für den Erfolg. Foto: Marcel Yildiz
Der Start kann bei extrem kurzen Distanzen sehr entscheidend für den Erfolg sein. Foto: Marcel Yildiz

Was für das Grazer Toptalent ein herausragender Erfolg ist, gilt bei manch anderen Athletinnen als Standard. Im vergangenen Sommer holte beispielsweise die Ungarin Katinka Hosszu in 58,46 Sekunden Olympia-Gold in dieser Disziplin. Hosszu, die in Rio de Janeiro gleich drei Goldmedaillen gewinnen konnte und zudem zehnfache Welt- und 23-fache Europameisterin ist, startete ebenfalls in Graz, allerdings lediglich über 1500-Meter-Freistil.

„Dieser Wettkampftag hätte für mich nicht erfolgreicher sein können.“ – Katinka Hosszu

Das hatte zwei Gründe: Auf der einen Seite wollte die 27-Jährige diesen Bewerb als Training für die anstehende Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Windsor in Kanada nutzen. Auf der anderen Seite war diese Kurzbahn-Distanz die einzige, in der Hosszu noch keinen ungarischen Rekord inne hatte. Am zweiten Tag der Meisterschaften änderte sich dies durch eine Zeit von 16:04,85. Via Instagram teilte die aktuell beste Schwimmerin der Welt mit: „Dieser Wettkampftag hätte für mich nicht erfolgreicher sein können.“

Dass sich die Ungarin für eine Teilnahme entschieden hatte, erklärt Diane Sauer, Sektionsleiterin des Veranstalters ATUS Graz, wie folgt: „Mittlerweile sind unsere Veranstaltungen dafür bekannt, dass sie gut organisiert sind. Eingefädelt hat das der OSV, beziehungsweise Landestrainer Marco Wolf, der Katinka Hosszu sehr gut kennt.“

Zwischen Hosszu und dem ungarischen Verband gibt es derzeit aber einen heftigen Streit. Gemeinsam mit anderen ungarischen SpitzenschwimmerInnen werden bessere Trainingsbedingungen, transparente Regeln und ein fairer Zugang zu den finanziellen Mitteln des Verbands gefordert. Der Verband wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe, muss aber in Anbetracht der 2017 anstehenden Schwimm-WM bald einen Konsens finden. Andernfalls könnte die Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2024, ein Prestigeprojekt von Ungarns Premier Viktor Orbán, in einem schlechten Licht stehen.

 

Vollster Einsatz bei den AthletInnen. Foto: Marcel Yildiz
Die Schwimmstile unterschieden sich je nach Bewerb. Foto: Marcel Yildiz

Der Arbeiter-, Turn- und Sportverein Graz aus Eggenberg wurde im Jahr 1904 gegründet. Lediglich zwischen 1934 und 1945 gab es aufgrund des Vereinsverbots keinen Betrieb. Außer Leistungsschwimmen gibt es auch Sektionen für Tischtennis, Turnen und Gymnastik. Im Laufe der Zeit brachte der Verein immer wieder Schwimmer hervor, die Karriere machten, Christian Scherübl zum Beispiel, der mittlerweile in den USA schwimmt.

Über die Motivation, so eine Veranstaltung zu organisieren, meint Diane Sauer: „Der finanzielle Aspekt ist nicht ausschlaggebend. Ich finde die SchwimmerInnen haben eine Veranstaltung verdient, die mit Leib und Seele organisiert wurde. Man hat oft neun Trainingseinheiten pro Woche und diese Leistung gehört honoriert.“ Außerdem bestand auch vom Verband großes Interesse an einer Ausrichtung in Eggenberg: „In den letzten zwei Jahren ist der OSV an uns herangetreten, weil die räumlichen Bedingungen in der Auster ideal sind. Wir haben in Österreich leider nicht viele Becken mit solchen Tribünen und so einem Platzangebot.“

Frauenpower beim ATUS
Auch die AthletInnen konnten dem Verein etwas zurückgeben und verbuchten nennenswerte Erfolge.  Das Damenteam holte in der 4×50 Meter Freistil- und Lagen-Staffel jeweils den dritten Platz. Das Team bestand aus Sonja Hölzl, Janine Sauer, Marie Laura Meza-Peraza und Rebecca Maurer. Bei den Herren wurde in der Staffel mit einem vierten Platz Edelmetall knapp verpasst. Über 50-Meter-Rücken war Elijah Stolz der drittbeste Österreicher in der Wertung.

Vor allem in den Einzelbewerben war zu erkennen, dass vielen SchwimmerInnen vom ATUS Graz noch ein wenig der Anschluss zur Elite fehlt. „Wir haben noch sehr junge Schwimmer, denen dürfen wir schon noch etwas Zeit geben, um dort hin zu kommen“, sagt Sauer. „Einige von den Burschen sind Jahrgang 2000 und schwimmen erst sein eineinhalb Jahren in unserem A-Kader. Dafür haben sie tolle Leistungen erbracht. Man darf nicht vergessen, dass die jungen AthletInnen oft noch ins Gymnasium gehen und daher Rückstände im Training haben.“

„Mit solchen Großveranstaltungen wird natürlich auch der Schwimmsport beworben.“ – Diane Sauer

Die Ausrichtung eines derartigen Events hat auch nachhaltige Auswirkungen. „Mit solchen Großveranstaltungen wird natürlich auch der Schwimmsport beworben“, sagt Sauer. „Dadurch motiviert man auch die ganz jungen SchwimmerInnen, denn sie schauen dann auf zu den A-Kader-AthletInnen.“

Auch Superstar Hosszu hatte in einem Interview mit dem ORF für die Nachwuchshoffnungen einen Tipp auf Lager: „Jeder hat mich angefeuert. Es ist immer wichtig für mich, mit dem Nachwuchs zu reden, ich denke dabei an die Zeit zurück als ich jung war. Es ist wichtig, dass du Idole hast.“

Im Internet waren durch Livestreams alle Bewerbe live zu sehen. Mehr als 60 ehrenamtliche Helfer waren während der Meisterschaften im Einsatz.

 

Fußballliebhaber mit einem besonderen Bezug zu etwas exotischeren Fußballnationen. Neben dem runden Leder auch für Darts und Blasmusik zu begeistern.

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