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Schmerzschrittmacher im Annenviertel

in VIERTEL(ER)LEBEN von
Seit letztem Jahr befindet sich  im Grazer Elisabethinen Krankenhaus das modernste Operations-Zentrum Europas. Ende Oktober tagten hier weltweit führende Experten zum Thema Schmerzmedizin. Ein Höhepunkt: Live Operationen.

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Design trifft modernste Technik in den neuen High-Tech OP-Sälen der Elisabethinen. © Karl Heinz Putz

Neueste medizinische Methoden benötigen auch die neueste Technik, die es am Markt gibt. Deshalb setzte das Elisabethinen Krankenhaus 2015 das Projekt eines komplett neuen Operations-Zentrums um. Zehn Monate später war der knapp 900 Quadratmeter umfassende Bereich fertig gebaut. In den neuen Aufwachbereich, die vier Operationssäle und den in Europa einzigartigen Simulationssaal investierte das Krankenhaus rund sechs Millionen Euro.

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Durch diese Tür darf nur Fachpersonal gehen. © Tabea Krämer

Im Simulationssaal können angehende und erfahrene Ärzte mit Puppen Notfallsituationen üben und OP-Abläufe einstudieren, sagt Anna Felber, Pressesprecherin des Krankenhauses. „Im Bereich der Schmerzmedizin ist regelmäßige Weiterbildung besonders wichtig, hier ändert sich laufend etwas.“

Schmerzmedizin in Österreich

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Das Zusehen bei einer Live-OP ist nichts für Menschen mit schwachem Magen. © Tabea Krämer

Laut einer Studie der ÖSG (Österreichische Gemeinschaft für Schmerzmedizin), gibt es in Österreich rund 1,7 Millionen PatientInnen, die unter chronischen Schmerzen leiden – Beschwerden, die länger als sechs Monaten andauern. Das Elisabethinen Krankenhaus im Annenviertel hat deshalb schon 1995 eine Schmerzambulanz eingerichtet, mit Spezialisierung auf den Rückenmarksbereich. Jährlich werden bis zu 6000 Patienten ambulant  behandelt und rund 1000 stationär aufgenommen. „Der Bedarf ist riesig, allein 30 Prozent aller Frühpensionen werden durch Schmerzen ausgelöst. Leider fehlt wie so oft ein adäquates Budget, um all diese Menschen richtig zu behandeln“, sagt Oberarzt Michael Kern, Facharzt für Anästhesie. Ursprünglich kommt Kern aus Wien von den Barmherzigen Brüdern, wechselte aber schon vor einigen Jahren ins Annenviertel. Heute leitet er mit Josef Neuhold die Schmerzambulanz der Elisabethinen. Oft wollen Patienten behandelt werden, deren letzte Hoffnung innovative Methoden sind. Wenn zuvor etwa  schwere Medikamente, Massagen oder Akupunktur nicht angeschlagen haben.

„Grey´s Anatomy“ im Annenviertel

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Gebannt starrten alle auf die Leinwand. © Tabea Krämer

Auch in Sachen Forschung und internationale Zusammenarbeit hat das Haus eine Vorreiterrolle inne. Regelmäßig laden Kern und Neuhold weltweit anerkannte Fachärzte zum gemeinsamen Diskurs nach Graz ein. Der diesjährige Kongress fand Ende Oktober statt und hatte sogenannte „Elektrodenimplantate“ zum Thema. Oberarzt Kern, Leiter des Kongresses, führte im Zuge der Tagung sogenannte „Live-OP´s“ durch. Kongressgäste wie Laien konnten via Beamer die Eingriffe mitverfolgen. Wie in der bekannten amerikanischen Arztserie „Grey´s Anatomy“ operierten Kern und sein Team in Echtzeit an realen PatientenInnen. Die geladenen Ärzte aus Spanien, Kolumbien oder auch Polen verfolgten gespannt, wie Kern Elektrodenimplantate in den Rücken der Patienten einführte. „Diese Elektroden lösen ein sanftes Kribbeln aus und dadurch wird der Schmerz unterdrückt“, erklärt Kern. Die neue Technologie der sogenannten „Schmerzschrittmacher“ sei bis jetzt die beste, langanhaltende Möglichkeit der Schmerzbehandlung. Weit besser als die herkömmlichen Schmerzkiller, die oft verheerende Nebenwirkungen nach sich ziehen. Außerdem stellten diese operativen Eingriffe, so Kern, ein relativ kleines operatives Risiko dar.

Innovation im Annenviertel

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Michael Kern: „Das Annenviertel ist nicht ganz so schick, aber trotzdem cooler als 8010“. © Tabea Krämer

Das Elisabethinen Krankenhaus passt laut Kern, der selbst im Bezirk Gries wohnt, optimal ins Annenviertel. „Hier ist nicht ganz so schick, aber trotzdem cooler als 8010“, lacht Kern. Die Elisabethinen sieht er als Nahversorger für alle, die im Viertel heimisch sind. Kern reagiert gerne schnell und ohne bürokratische Umwege auf die  Probleme seiner PatientInnen.  Aber für ihn sind die Schmerzschrittmacher nicht nur fürs Annenviertel relevant: „Österreich hat das Potenzial, weltweit führend in Sachen Schmerztherapien zu werden. Wir sind stolz, dass das auch hier stattfinden könnte.“

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