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Die Reichengasse wird bunt

in KULTUR von

Hongkong, Australien, Bali, Südafrika und jetzt die Reichengasse im Gries. Die Micro Galleries laden bis 8. August lokale und internationale KünstlerInnen ein, ihre Werke Seite an Seite auszustellen.

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Blaue Wolken an die Wand gemalt, gedrucktes Papier mit Fotografien an die Hausmauer gekleistert, kleine Betongüsse als Blindenschrift an der Mauer. Die Reichengasse schaut in den nächsten Tagen ganz anders aus als sonst. Sie ist bunter.

„Gries ist genau der richtige Ort“

Die Australierein Kat Roma Creer hat 2013 die Micro Galleries ins Leben gerufen. Aus einem eigenen Kunstbeitrag wurde ein selbstständiges Projekt und so gibt es die Veranstaltung nun schon weltweit und mit der Reichengasse erstmals in Europa. Die Micro Galleries verbinden die internationalen KünstlerInnen mit den lokalen Communities. „Wir nehmen immer vorab mit den lokalen Künstler-Netzwerken Kontakt auf, um dann die internationalen zu integrieren“, meint Kat Roma Creer.

Erlend Depine von Bohemian Soul, dem Kultur Café, Community-Treffpunkt und Open-Space für Yoga, Pop-Up-Events oder Sprachkursen in der Dreihackengasse, war Kontaktstelle für die Micro Galleries. Er und die Gründerin von den Micro Galleries sind befreundet und kennen sich schon seit Jahren. Erlend Depine war selbst in Hongkong, wo alles begann, als Künstler bei den Micro Galleries dabei. Als sich Kat Roma Creer mit dem Vorschlag, nach Europa zu kommen, an ihn wandte, wusste er: „Gries ist genau der richtige Ort dafür.“

Anrainer reagierten positiv

Es sind private Hausmauern, die hier im Viertel neu gestaltet werden. Ariadne Avkiran gehört auch zum Bohemian Soul-Team. Sie hat mit den Anrainern in der Reichengasse vorab gesprochen, um die Kunst auf die Straße bringen zu können. „Wir scheinen hier einen wunden Punkt angesprochen zu haben“, meint sie. Denn die Anrainer reagierten alle sehr positiv, die bestehenden Graffitis hätten sie bereits genervt und so würde die Straße schöner werden. Einige der Kunstwerke sind permanent und bleiben an den Hausmauern. Dafür musste bei der Stadt eine Genehmigung eingeholt werden. Kleinere Arbeiten wie auf die Wand gekleisterte Fotoausdrucke werden mit 8. August wieder entfernt.

Künstler-Kollektive entstehen

"Ich will Visualität übersetzen" - Ariadne Avkiran
„Ich will Visualität übersetzen“ – Ariadne Avkiran

Ariadne Avkiran ist selbst Künstlerin in Graz und beschäftigt sich vor allem mit Kunst, die für sehende wie auch für blinde Menschen zugänglich ist. Zusammen mit der Künstlerin Ellissar Eriksson aus Helsinki hat sie Blindenschrift aus Betongüssen an die Wand der Rankengasse gebracht.
Ellissar Eriksson definiert ihre Kunst so: „Art is thinking.“ Ihre Werke beginnen meist damit, dass sie sich über bestehende Konzeptionen in der Welt wundert. In ihrer aktuellen Arbeit, die auch bei den Micro Galleries zu sehen ist, hinterfragt sie den zunehmenden Konsum der Gesellschaft. Das meiste, das die Leute kaufen, bräuchten sie gar nicht wirklich. Es sei vielmehr eine Art, sich selbst zu gestalten, so Ellissar Eriksson. Was wäre, wenn Menschen nur noch kreativ sein könnten, indem sie konsumieren? Würden wir dann zum Beispiel mit Kassenbons Bilder machen? Sie hat in Supermärkten bestimmte Dinge eingekauft, sodass am Kassenbon am Ende durch die unterschiedlichen Warenpreise ein Muster oder Buchstaben entstehen. Für die Micro Galleries im Gries kauft sie hier in Graz ein, um lokalen Bezug herzustellen.

Mit dem Blick nach oben durch das Viertel

"Wolken verändern sich, so auch das Griesviertel"
„Wolken verändern sich, so auch das Griesviertel“, meint die ünstlerin Nika

Nika Petrovic malt den Himmel an die Wand. „Wolken bedeuten Veränderung für mich und, dass diese Veränderung gut ist“, beschreibt die 29-jährige ihre Motivwahl für die Micro Galleries. Die Leute hier im Viertel sollten nicht mit gesenktem Blick durchs Leben schreiten, den Kopf nicht hängen lassen.
In Zagreb geboren, kam die junge Künstlerin schon vor zehn Jahren das erste Mal für ein Jahr nach Graz, um Deutsch zu lernen. Dann verschlug es sie in die ganze Welt. In Indien, Jamaika, Italien arbeitete sie als Model. In Ljubljana studierte sie Bildhauerei und Keramik, ihr Studium in transkultureller Kommunikation schloss sie in Graz ab. „Als ich im Ausland war, war trotzdem immer ein Bezug zu Graz da. Es ist mein Zuhause geworden“, meint Nika Petrovic. Vor allem die Gries Gallery im Bohemian Soul sei ein Ort für sie, wo sie mit anderen KünstlerInnen in Kontakt kommen kann.

In welche Stadt die nächstes Micro Galleries im Jahr 2016 kommen, ist noch offen. Jakarta in Indonesien im März 2017 ist nach Gries jedenfalls nächstes Ziel.

 

Info: Weitere News zu Workshops, Kunst Touren und Film-Screenings findet man auf der Facebook- Veranstaltungsseite

 

 

Ist kritische Optimistin mit unerschöpflicher Reiselust. Mag Veränderungen und Polaroids. Schreibt, liest, übt Yoga und fotografiert. Schätzt gutes Essen und zwar sehr!

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