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„Ein Zeichen für Respekt und Verantwortung“

in VIERTEL(ER)LEBEN von
Am Samstag fand zum zweiten Mal der „Tag der Grazer MigrantInnenvereine“, veranstaltet vom Grazer MigrantInnenbeirat, am Mariahilferplatz statt. Acht Vereine nahmen dieses Fest unter dem Motto „Beim Red’n kommen die Leit‘ zamm“ zum Anlass, sich und ihre Kultur vorzustellen.
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Grüße aus Ruanda unter dem Grazer Uhrturm

„Viele Leute kommen zu mir und erzählen von einem Verein in ihrer Nachbarschaft, aber haben keine Ahnung, was die Menschen dort so tun“, berichtet Godswill Eyawo, Geschäftsführer des Grazer MigrantInnenbeirats, der heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert.  Aktuell haben 276.526 Menschen ihren Hauptwohnsitz in Graz. Davon besitzen 52.621 (also fast jede/r Fünfte) nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Der MigrantInnenbeirat kümmert sich vor allem um MigrantInnen aus Nicht-EU-Ländern und deren Interessen. Er will für mehr Toleranz unter den Bürgern sorgen, einen Austausch zwischen den Kulturen fördern und steht für ein besseres „Miteinander“.

Vielfalt ist ein Faktum
In der Steiermark und besonders in Graz gibt es bekanntlich eine große Bewegung, die sich gegen ausländische MitbürgerInnen und MigrantInnen richtet, eine Partei betreibt ihren Wahlkampf mit dem Hauptthema Asyl- und Migrationspolitik und viele Menschen können sich immer noch nicht mit der kulturellen Vielfalt in Graz anfreunden. „Aber diese Vielfalt ist ein Faktum und daran wird sich auch nichts ändern“, so Goodswill Eyawo. Man bekommt dennoch oft das Gefühl, auch mit dem Wahlergebnis der letzten Landtagswahl im Hinterkopf, dass sich viele Leute lieber verschließen, als diese Menschen und deren Kulturen aufzunehmen und kennenzulernen. Mit Veranstaltungen wie dem „Tag der Migrationsvereine“ soll dieses Kennenlernen noch einfacher möglich gemacht werden.

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Tanzkünste aus Indonesien

Die Veranstaltung selbst beginnt mit einem Trommelwirbel – im wahrsten Sinne des Wortes – die Trommler des Rwandesisch-Österreichischen Kulturvereins senden „Liebe Grüße aus Ruanda“, gefolgt von einer Vorführung der  Tänzerinnen des Vereins zur Förderung des Indonesisch-Österreichischen Kulturaustausches und dem Vortrag eines Gedichts durch das Islamische Kulturzentrum Graz. Auch der Afghanische Jugendverein, das Kurdische Kulturnetzwerk, der  Verein JUKUS, der Verein DUGA und der Thailändisch-Buddhistische Verein Graz waren beim „Tag der Grazer MigrantInnenvereine“ vertreten, stellten sich vor und erfreuten die Besucher mit diversen Darbietungen. Von heimischen Tänzen, dem Präsentieren der landesüblichen Tracht über Kampfkunst war alles dabei.

Engagement zur Integration
Drazen Iliskovic vom Serbischen Verein für Kultur und Integration DUGA sieht das Kennenlernen von anderen Menschen als primäres und wichtigstes Ziel der Veranstaltung. „Der Gedanke dahinter ist, dass wir MigrantInnen unser Engagement zur Integration zeigen. Uns wird oft mangelnder Wille zur Integration vorgeworfen, aber diese Unterstellung möchten wir widerlegen“, so Iliskovic. „Vielen Menschen fehlt es an humaner Haltung, wir wollen ein Zeichen für Respekt und Verantwortung setzen.“

Ähnliches wünscht sich auch Herr Eyawo, Veranstalter des „Tages der MigrantInnenvereine“. Er erhofft sich durch das Öffnen der MigrantInnenvereine gegenüber Außenstehenden einen kulturellen Austausch sowie die Abnahme der Ängste in der Bevölkerung durch Aufklärungsarbeit. „Wenn ich mit den Menschen spreche, merke ich, dass viele nicht über die wahren Zustände der MigrantInnen oder Asylsuchenden Bescheid wissen. Sogar unter Politikern kann diese Unwissenheit vorkommen“, sagt Eyawo. Deswegen müssen sich die MigrantInnenvereine seiner Meinung nach auch präsentieren, um diese Berührungsängste und Hemmschwellen abzubauen und um gegenseitiges Vertrauen aufbauen zu können.

Der MigrantInnenverein Graz vertritt das Interesse von ca. 27.000 Nicht-EU-Migranten, die in Graz leben. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Graz funktioniert laut Eyawo gut. Man rede viel miteinander und erarbeite konstruktive Vorschläge, welche von der Politik auch gehört werden. Zu den Besuchern der Veranstaltung am Samstag zählte auch Landtagsabgeordnete Alexandra Pichler-Jessenko, ÖVP-Sprecherin für Industrie, Wohnbau und Finanzen. Obwohl Themen wie Migrationspolitik nicht in ihren politischen Hauptaufgabenbereich fallen, sind ihr Veranstaltungen wie der „Tag der MigrantInnenvereine“ sehr wichtig: „In den meisten Firmen ist es ganz normal, dass Leute aus den verschiedensten Nationen zusammenarbeiten, dort ist die Integration kein Problem. Die Diversität in der Bevölkerung ist ungemein wertvoll.“ Ihrer Meinung nach helfen solche Veranstaltungen dabei, die Angst der Menschen vor Fremden zu bekämpfen. Deswegen wird es auch in den kommenden Wochen ein Treffen zwischen Pichler-Jessenko und Goodswill Eyawo geben, von dem sich beide weitere konstruktive Ideen zur Aufklärungsarbeit für die Grazer Bevölkerung erhoffen.

 

[box] MigrantInnenbeirat der Stadt Graz

Gegründet 1995

http://www.graz.at/cms/ziel/411382/DE

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Zu den Hobbys des Wahlgrazers zählt vor allem sein Volleyballverein, mit dem er in der 2. Bundesliga spielt. Wenn er nicht gerade trainiert, dann findet man ihn an seinem Arbeitsplatz in einer Bar. Seine Freizeit verbringt er auch mit Freunden, Fifa oder, man glaubt es kaum, von Zeit zu Zeit auch mit einem Buch. In Zukunft sieht er sich möglicherweise im Sportjournalismus.

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