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DJ Marky: „Meine Eltern sind Helden“

in KULTUR von
In der Drum ‘n‘ Bass-Szene ist er einer der größten Fische im Teich: DJ Marky. Der Brasilianer war einer der Hauptacts am Springfestival 2015. Ein Gespräch um 4 Uhr morgens.
DJ Marky & MC Stamina eröffneten im P.P.C. das Springfestival 2015
DJ Marky & Stamina MC eröffneten im P.P.C. das Springfestival 2015. Foto: Paul Bernhard
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Annenpost: Wie hat dir der Gig heute gefallen?

DJ Marky: Es war gut. Ich habe es wirklich genossen, obwohl ich denke, dass der Gig recht kurz war. Roy Green & Protone, die vor mir gespielt haben, sind richtig gute DJs aus Österreich. Das österreichische Publikum scheint sie aber nicht so zu unterstützen, was ich schade finde.

Wie findest du das Springfestival?

Ich habe schon zweimal hier gespielt, glaube ich. Beide Male war’s komplett voll. Heute war es … gut … ja es war echt okay. Die Menge war super, nur … du weißt schon, ich möchte ein bisschen herumexperimentieren. Ich will nicht nur einen Style spielen. Ich will die Leute auf eine Reise mitnehmen. Ich merke, dass die Leute die härteren Beats lieber mögen. Ich will aber immer auch die schmeichelhafteren, flüssigeren Melodien spielen. Wir Menschen brauchen die Balance im Leben. Das gleiche gilt für die Musik.

Was hältst du von der österreichischen Drum ‘n‘ Bass-Szene?

Es gibt ein paar wirklich gute Leute. Meine Favoriten sind Roy Green & Protone, Dorian Concept und Skore. Meiner Meinung nach sind sie fantastisch. Und ich vermisse DKAY, er ist sensationell.

Du hast einen sehr eigenen Stil. Rührt der von den brasilianischen Wurzeln her?

Keine Ahnung. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon so lange DJ bin. Damals in Brasilien gab’s keine vier, fünf DJs pro Nacht, sondern nur einen. Deswegen blieb ich die ganze Zeit im Club und spielte die ganze Nacht. Ich musste alle möglichen Musikrichtungen spielen: Zu Beginn etwas R’n’B, danach HipHop, dann House, dann Techno und am Ende Jungle und Drum ’n‘ Bass. Vielleicht kommt mein Stil daher.

Ich spiele meist längere Sets. Ich finde, das ist wichtig für DJs. Wenn du nur eine Stunde spielst, kannst du deinen Stil nicht entfalten. Ich will kein DJ-Superstar sein, ich will gute Musik spielen und die Leute zum Tanzen bringen.

Wie sieht die Zukunft des Drum ‘n’ Bass aus?

Stamina MC unterstützt DJ Marky mit improvisierten Lyrics
Stamina MC unterstützt DJ Marky mit improvisierten Lyrics. Foto: Paul Bernhard

Es ist ziemlich komisch. Einerseits gibt es das Poppige, andererseits ist da auch sehr technisches Zeug. Das klingt oft sehr maschinell. Ich denke, Produzenten sind so fokussiert auf die Technik, dass sie oft auf das Wichtigste vergessen: den Vibe! Frauen zum Tanzen zu bringen! Eine Party ohne tanzende Frauen, Mann, das ist keine Party!

Du tourst gerade durch Europa. Bleibt da auch Zeit, Städte anzuschauen?

Graz ist verrückt. Ich war schon länger nicht mehr hier. Es ist so schön hier. Ich mag Wien auch sehr gern. Meine Eindrücke von Österreich sind immer fantastisch. Sollte ich von Brasilien wegziehen, komme ich vielleicht nach Österreich.

Hast du den Eurovision Song Contest mitverfolgt?

Noooo, no no no. No. (Lacht)

Wie sieht’s mit dem nächsten Album aus?

Mein neues Album (“My Heroes”, Anm.) kommt am 15. Juni. Es besteht hauptsächlich aus Drum ‘n’ Bass, plus ein paar Disco und House Tracks. Es wird genau einen Tag vor meinem Geburtstag veröffentlicht.

Ein Geburtstagsgeschenk an dich selbst?

Es ist ein Geschenk für meine Eltern, nicht für mich. Vor drei Jahren habe ich meinen Vater verloren. Ich habe mich dafür entschieden, ein Album für ihn und meine Mutter zu machen. Deshalb auch der Titel: “My Heroes”. Meine Eltern sind meine Helden. Ohne sie würde ich heute nicht hier stehen. Sie haben mir alles beigebracht.

 

Mitarbeit: Paul Bernhard

Reist am liebsten auf zwei Rädern, liest Zeitung, Non-Fiction und Reisepass, jongliert mit Buchstaben, Keulen und Drumsticks. Prinzipiell skeptisch-interessiert. Kaffeegourmet.

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