Kasperl und Weißohr
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Reise in andere Welten

in KULTUR von

Seit über zehn Jahren war unsere Autorin nicht mehr dort, im Kasperltheater. Der Name ist Programm: Regelmäßig steckt der Kasperl seine lange Nase hinter dem Vorhang im Orpheum im Annenviertel hervor, um neue Abenteuer zu erleben. Zurück in ihre Kindheit versetzt, durfte sie erfahren, wer den Kasperl auf Reisen schickt und was eigentlich seine Aufgabe ist.

Hexenwald
In der Walpurgisnacht treiben es die Hexen rund

Hier suchen die Kinder aus, wo man sitzt. Theaterbegeisterte Damen und Herren im Miniaturformat ziehen ihre Begleitung auf den Lieblingsplatz. Es riecht nach Soletti und Gummibärli, die sich kleine Kinderhände in den fröhlichen Mund stopfen. Gespannt schauen sie auf den dicken, roten Samtvorhang, der das Publikum von der nächsten Kasperlgeschichte trennt. Christine Trausner und Petra Medved begrüßen zuerst die ZuseherInnen und während sie hinter der Bühne verschwinden, um sich Hase Weißohr und die Palastwache Irenbert über die Hände zu streifen, taucht der Kasperl schon auf. Im Hexenwald beginnt das nächste Abenteuer.

Medved und Trausner
Petra Medved und Christine Trausner begrüßen das Publikum

Geschichtsträchtiger Narr
Nicht immer war der Kasperl so zu sehen, wie man ihn heute im deutschsprachigen Raum kennt. Aus der Lachfigur im Mittelalter entstand in Österreich im 18. Jahrhundert Theater, das eingesetzt wurde, um die Zensur zu umgehen. Beim Stegreiftheater konnten Texte nur schwer vorab kontrolliert werden, vieles an Komik wurde außerdem durch Körpersprache vermittelt. Der Kasperl trat damals in Personen- sowie Puppentheatern auf und wurde sogar über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Trotzdem überlebte er schlussendlich nur als Puppe in München und kam von dort vor etwa 150 Jahren wieder nach Österreich zurück – speziell für Kinder.
Das Kasperltheater im Grazer Orpheum entstand 1982 und war damals die erste Möglichkeit, den Narren regelmäßig bei seinen Erlebnissen zu begleiten. Am Faschingsdienstag wurde das Theater von Raoul Riegler gegründet. Er spielt immer noch begeistert den Kasperl und wird von 80 anderen Puppen, seinen Kolleginnen Trausner und Medved und dem Ton- und Lichttechniker Walter Raidl unterstützt.

Kasperl und Weißohr
Kasperl und Weißohr – zwei Freunde mit Geschichte

Hinter der Kulissen
Auf der Rückseite der Bühne ist es sehr eng, gespielt wird im Stehen. „Man kommt sich schon mal in die Quere“, so Trausner, die Kasperls Feund Weißohr spielt. Tanzen die Figuren, tanzt das Kasperlteam. Die Schauspieler leben mit den Figuren mit, spielen aus dem Charakter der einzelnen Figuren heraus. „Lampenfieber“ gibt’s trotz der Routine auch im Kasperltheater. Nicht jede Szene wird beim Stegreiftheater genau geplant, neue Figuren können anfangs schwierig sein und „man sollte nicht behaupten, dass man nur vor Kindern spielt. Sie sind das ehrlichste Publikum, man bekommt sofort eine Reaktion“, erklärt Riegler. Außerdem sind die Zuseher nur zu 50 Prozent Kinder, auch auf die BegleiterInnen muss Rücksicht genommen werden. „Wir versuchen auch für die Eltern interessant zu sein.“ Die Nervosität und Unkonzentriertheit hält aber nie lange an. „Sobald man zu spielen beginnt, ist man wieder voll drin im Stück“, sagt „Weißohr“. Trausner und Riegler ergänzen: „Im Puppentheater hat man die Möglichkeit auf eine Reise zu gehen. Man erlebt Abenteuer, für die andere viel Geld bezahlen.“

Raoul Riegler und Christine Trausner mit Kasperl und co.
Hinter der Bühne: Raoul Riegler und Christine Trausner mit Kasperl und co.

Lernen vom Kasperl
Der Grazer Kasperl ist schon viel gereist – nach Afrika, Indien oder in den Regenwald. Dort bringt er dem jungen Publikum Problematiken wie Wasserknappheit oder Kinderarbeit näher. In vielen Stücken kommen Regeln wie „Stehlen geht nicht!“ oder „Man soll sich entschuldigen, wenn man etwas falsch macht“ vor und ein freundliches Miteinander soll gefördert werden. Kein Wunder, die Puppenspieler arbeiten zum Teil auch in pädagogischen Berufen und möchten Geschichten, die sie bewegen, zum Thema machen. Raoul Rieglers Zuckerkrankheit wurde beispielsweise in das Hörspiel von Kasperl und dem zuckerkranken Igel verarbeitet, damit betroffene Kinder den Umgang mit ihrer Krankheit lernen. Auch zum Zähneputzen wurde ein Hörspiel mit passenden Liedern erstellt. Das Kasperlteam wird bei solchen Projekten auch von Experten aus Medizin und der „Übung“ unterstützt. „Unser Team blickt ja auf Jahrhunderte von Erfahrung zurück“, meint Riegler augenzwinkernd. „Gemeinsam zumindest.“

Kasperl Hörspiel
Kasperlabenteuer als Hörspiele von denen Kinder lernen können

Veronika zog von Salzburg ins bunte Graz um über die verschiedensten Neuigkeiten des Annenviertels zu berichten. Neben Reisefreude, Fotografenblick und Sprachtalent bringt sie auch sportliche Begeisterung für z.B: das Rudern mit. Momentan lernt Veronika auch fleißig das Ukulele spielen.

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